carl christian friedrich von brockhausen - v. Bruchhausen
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Vertrauens und des Wohlwollens herzustellen, die wir so sehr ersehnen, das war<br />
die Richtschnur meines Handelns. Kein Gesandter hat sich aber je in so<br />
schwierigen Umständen befunden! Ich hatte hier Vorurteile zu überwinden,<br />
Verdächtigungen aller Art zu zerstreuen. In meinem Vaterlande habe ich um so<br />
mehr Tadel zu befürchten, als die öffentliche Meinung dort liebt, auf den<br />
Unterhändler das übel zu schieben, das er nicht hat beseitigen können.<br />
Mein Benehmen hat sich nach Ausbruch des Krieges mit Österreich nicht<br />
geändert. Zu sehr erschöpft, um eine Hilfe für Frankreich zu sein, befand sich<br />
Preußen nun in einer nicht weniger dornenvollen Lage. Es war vorauszusehen,<br />
daß tausend Gerüchte, tausend falsche Berichte sich gegen den Gesandten einer<br />
Macht wenden würden, die unter so schwierigen Umständen zu handeln hatte.<br />
Ich muß glauben, daß niederträchtige Meldungen mich verdächtigt haben, aber<br />
ich wage zu sagen, daß ich, geleitet <strong>von</strong> reinen Absichten, nichts getan habe, was<br />
mich des Vertrauens des Kaisers berauben könnte. Wenn mir dies Vertrauen<br />
unwiederbringlich genommen wäre, dann würde ich nur meinen schlechten Stern<br />
beklagen und die falschen Meldungen, wie die Feinde Preußens sie auf meine<br />
Rechnung zu setzen beliebt haben. Aber gleichzeitig würde ich Sorge tragen, mich<br />
ersetzen zu lassen durch eine das Vertrauen dieses Herrschers in höherem Maße<br />
genießende Persönlichkeit.<br />
Die Antwort, die Euere Exzellenz die Güte haben wollen, auf dieses ebenso<br />
freimütige wie wahrheitsgemäße Schreiben mir mitzuteilen, wird über mein<br />
Schicksal entscheiden, und ich werde nicht zögern, im Falle, daß die Hoffnung, das<br />
Vertrauen Napoleons mir wieder zu gewinnen, mir versagt bleibt, ohne<br />
Aufenthalt meine Abberufung <strong>von</strong> hier zu erbitten.“<br />
Im Anschluß daran berichtet Brockhausen unterm 18.11.1809 über eine<br />
Unterhaltung mit Champagny, die ihn über das Verhalten Napoleons beruhigen<br />
konnte. „Da ich wegen eines Unwohlseins verhindert war, am diplomatischen<br />
Cercle in Fontainebleau teilzunehmen, sagte mir Champagny später in Paris:<br />
Kommen Sie nur, Sie werden wie jeder andere Gesandte empfangen werden. In<br />
der Tat, am selben Abend gab es Schauspiel und Cercle in den Tuillerien, und ich<br />
habe den gleichen Empfang gehabt, wie die anderen Mitglieder des<br />
diplomatischen Korps. Seinerseits fährt Champagny fort, mich mit dem gleichen<br />
Vertrauen und Entgegenkommen wie bisher zu behandeln. Doch es liegt im Inter-<br />
esse des Dienstes, diese Voreingenommenheit endgültig aufzuklären, und, wenn<br />
es mir nicht gelingen sollte, sie zu zerstreuen, ohne der Ausübung meiner Pflicht<br />
zu schaden (dies in der Urschrift unterstrichen), mich durch einen anderen er-<br />
setzen zu lassen. Ich hoffe, in Kürze hierüber Euerer Majestät meine ehrerbietige<br />
Äußerung vorlegen zu können. Bis dahin wage ich, es für wünschenswert zu hal-<br />
ten, nichts zu übereilen.“<br />
In einem ferneren Privatschreiben an Goltz vom 25.11.1809 bemerkt Brockhausen<br />
dann im Anschluß an eine andere amtliche Mitteilung: „Ich höre nichts mehr vom<br />
Ansturm, der sich gegen mich erhoben hatte. Ich soll der Sündenbock sein für<br />
alles, was den Franzosen bei uns mißfallen hat, das ist klar. Wenn das für uns<br />
nützlich sein kann, so sei es, ich werde es ertragen.“<br />
Mit Bezug auf dieses Schreiben antwortete ihm dann Goltz unterm 4.12.1809:<br />
„Hinsichtlich dessen, was Ihre persönliche Stellung anbelangt, so beglückwünsche<br />
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