carl christian friedrich von brockhausen - v. Bruchhausen
carl christian friedrich von brockhausen - v. Bruchhausen
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fand zu seinen Ehren Jagd in den herrlichen Forsten der Umgebung <strong>von</strong> Paris<br />
statt. Beim Essen stand jedesmal hinter seinem Stuhl ein Palastpräfekt in vollem<br />
Kostüm. Senft, der Bose als Außenminister ersetzen soll und als Gesandter die<br />
Verträge <strong>von</strong> Bayonne veranlaßte, durch welche die Kapitalien der privaten und<br />
der öffentlichen Institute im Herzogtum Warschau beschlagnahmt wurden,<br />
begleitet ihn. Wieder wie früher so oft tritt ein Heiratsplan bezüglich Auguste auf<br />
269) . Der Fürst Poniatowski soll Auguste heiraten und dann Nachfolger Friedrich<br />
Augusts in Polen werden. Allein Auguste hat sich nunmehr entschlossen, ledig zu<br />
bleiben, und weist diesen Antrag zurück.<br />
Der König <strong>von</strong> Württemberg tritt seinerseits mit großem Gefolge auf und hat alle<br />
Minister und einen Teil seiner Adjutanten und Kammerherren mitgebracht. Er<br />
wohnt im Luxembourg und lädt täglich eine Anzahl <strong>von</strong> Personen <strong>von</strong> Rang aus<br />
der Stadt und dem diplomatischen Korps zum Essen ein.<br />
Der König <strong>von</strong> Sachsen fährt dann ab, mit reichlichen Geschenken <strong>von</strong> Napoleon<br />
bedacht. Der König <strong>von</strong> Württemberg amüsiert sich in Paris vorzüglich, schließlich<br />
aber beklagt er sich darüber, daß er Napoleon nicht sieht, und fährt unzufrieden<br />
ab. Der König und die Königin <strong>von</strong> Bayern erscheinen dafür am 21.12. und<br />
wohnen im Palais des Königs <strong>von</strong> Spanien. Auch die Prinzessin Thurn und Taxis ist<br />
eingetroffen und gedenkt, den Winter in Paris zu verbleiben.<br />
Mit Befriedigung kann Napoleon auf das Erreichte zurückblicken. An schroffen<br />
Abgründen vorbei war er unbeirrt den Pfad zum Gipfel der Macht<br />
emporgeklommen, das festländische Europa mit Ausnahme des durch Bündnisse<br />
gefesselten Rußland lag zu seinen Füßen. Was Wunder, wenn sein ohnehin schon<br />
gehobenes Selbstgefühl sich zu einer Art Größenwahn steigerte und er sich zu<br />
geradezu despotischen Handlungen hinreißen ließ. Brockhausen erkennt dies klar<br />
genug, läßt aber im übrigen den großen Gaben und den hervorragenden<br />
Eigenschaften des gewaltigen Mannes volle Gerechtigkeit widerfahren.<br />
7. Napoleon und die Seinen 270)<br />
Interessant sind die Streiflichter die er bei verschiedenen Gelegenheiten auf den<br />
Charakter Napoleons, auf seine Familie und seine Umgebung fallen läßt. Brock-<br />
hausen führt, nicht mit Unrecht, als bemerkenswert an, daß eines der<br />
Abschiedsgeschenke an den Prinzen Wilhelm ein reich gewirkter Gobelin war,<br />
welcher den Tod Colignys darstellte. Die Wahl dieses „Heros, dieses Märtyrers der<br />
evangelischen Religion“, sei ein Zug feinen Verständnisses gegenüber dem<br />
protestantischen Fürstensohn, meint Brockhausen.<br />
Napoleon liebt es, sich mit großem Hofstaat, ähnlich dem früherer Zeiten, zu<br />
umgeben. Unter den 40 Kammerherren, welche er um jene Zeit ernennt, befinden<br />
sich auch einige Persönlichkeiten der alten „Noblesse“. In der Hauptsache ist er<br />
aber doch auf Nobilitierungen angewiesen. Seine Feldherren und Räte schmückt<br />
er mit hochtrabenden Titeln. Die ersteren sollen durch diese Verleihungen an ihre<br />
Siege erinnert werden. Berthier, der Prinz <strong>von</strong> Neufchatel, ist Fürst <strong>von</strong> Wagram<br />
geworden und hat Chambord, das Schloß einst des Marschalls. <strong>von</strong> Sachsen, zum<br />
Geschenk erhalten. Der Herzog <strong>von</strong> Auerstädt ist zum Fürsten <strong>von</strong> Eckmühl,<br />
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