carl christian friedrich von brockhausen - v. Bruchhausen
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8. Stände 146)<br />
Den ständischen Einrichtungen läßt Brockhausen in seinen Berichten eine<br />
weitgehende Berücksichtigung zuteil werden.<br />
Nach altem Brauche mußte der Landtag in Kursachsen sich alle sechs Jahre<br />
versammeln. Die letzte Versammlung fand im Jahre 1793 statt. Die<br />
Vorbereitungen für einen solchen Landtag sind immer sehr weitschauender Art.<br />
Schon im Juni 1798 wird eine „Proklamation“ veröffentlicht. Sie umfaßt die<br />
verschiedenen „Ordres“, die den Ständen zur Beratung vorzulegen sind. Der<br />
Zusammentritt selbst ist auf den 6.1.1799 festgelegt. Brockhausen meint, daß die<br />
sparsame Haltung Friedrich Augusts viel dazu beitrage, bei den Ständen eine<br />
versöhnliche Stimmung aufkommen zu lassen. Unruhen seien nicht zu erwarten,<br />
zumal nicht einmal die auf der letzten Tagung bewilligten 2 Millionen aufge-<br />
braucht seien. Voraussichtlich werde es zu einer Weiterbewilligung derselben<br />
kommen. Gleichzeitig werde wiederum die einstweilige Unterbrechung der<br />
Kapitalzahlungen auf die alte Schuld <strong>von</strong> 800 000 Talern ausgesprochen werden,<br />
die man ,unter dem Namen „Steuer“ zusammenfaßt. (Brockhausen benutzt im<br />
französischen Text dieses Wort in deutscher Sprache.) Man wünsche an<br />
maßgebender Stelle, daß diese Schuld zu einer dauernden und fundierten werde,<br />
zumal der Kredit durchaus blühe. Nach den ihm gewordenen Mitteilungen hält<br />
Brockhausen die Stände für friedlich und ungefährlich. Freilich an „obskuren<br />
Pamphlehten“ fehle es nicht. Der neue Adel und die bürgerlichen Landbesitzer<br />
wünschen die gleichen Rechte und Vorrechte wie der alte Adel zu besitzen. Von<br />
einer ernsteren Bewegung sei indes nichts zu spüren. Man wisse: Nicht die Zahl<br />
der Mitglieder, sondern die völlige Übereinstimmung zwischen Fürst und Volk<br />
gewährleiste gute Maßnahmen.<br />
Am 6.1.1799 wurde der Landtag feierlichst eröffnet. Kurz vorher, am 30.12.1798<br />
war der Kabinettsminister <strong>von</strong> Gutschmied, der Vertreter Friedrich Augusts vor<br />
den Ständen, 78 Jahre alt gestorben. Friedrich August, sowohl menschlich tief<br />
betrübt, wie wegen seiner Vertretung vor dem Landtage besorgt, sagte zu<br />
Brockhausen: „Ich habe einen sehr guten und treuen Freund verloren, einen<br />
Diener, den ich niemals ersetzen kann, dessen Verlust mir doppelt schmerzlich ist<br />
in diesem kritischen Augenblick.“ 147)<br />
Es mußte nun schließlich auch ohne Gutschmied gehen. Die Eröffnungsfeier fand<br />
im großen Saal des kurfürstlichen Schlosses statt. Es waren die 3 Stände<br />
erschienen:<br />
die Geistlichkeit,<br />
der Adel,<br />
der Bürgerstand.<br />
Zunächst erfolgte die Thronrede, sodann die Bekanntgabe der<br />
Beratungsgegenstände. Hier handelte es sich insbesondere um die Notwendigkeit<br />
der Bereitstellung außerordentlicher Hilfsmittel und die Beibehaltung der<br />
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