carl christian friedrich von brockhausen - v. Bruchhausen
carl christian friedrich von brockhausen - v. Bruchhausen
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3. Politische Einstellung Brockhausens 56)<br />
Brockhausen erkannte die Notwendigkeit, Sachsen bei Preußen zu halten. Er sah,<br />
daß zumeist und in erster Linie der Neid auf den glücklichen Nebenbuhler die<br />
Triebfeder für dies ablehnende Verhalten Sachsens war. Er wünschte daher ein<br />
gewisses Entgegenkommen seitens Preußens und regte einen Ausgleich in Form<br />
eines Austausches der für Sachsen wichtigen Stadt Erfurt gegen eine<br />
entsprechende Grenzberichtigung, etwa in der Lausitz, an. Er kam mehrfach auf<br />
diese Sache zurück. Berlin winkte aber auch in dieser Hinsicht ab. Man wird es<br />
verstehen, wenn es Brockhausen unter diesen Umständen nicht gelingen wollte,<br />
freundlichere Beziehungen zwischen den beiden Höfen wieder herzustellen.<br />
a) Verhältnis zum Berliner Kabinett 57)<br />
Hinzu kam, daß gerade in jener Zeit auch das Verhältnis Brockhausens zu seiner<br />
vorgesetzten Behörde in Berlin sich getrübt hatte. Schon früher hatte das Berliner<br />
Kabinett verschiedentlich in recht kleinlicher Weise Berichte gefordert über<br />
Dinge, die entweder <strong>von</strong> vornherein belanglos waren, oder doch nach erfolgter<br />
Aufklärung sich als ganz unwichtig darstellten 58) . Des weiteren hatte man Brock-<br />
hausen bei Gelegenheit unnötig scharf angelassen 59) . Vielleicht war dies darauf<br />
zurückzuführen, daß er in seinen Ausdrücken nicht immer vorsichtig genug war<br />
und sich auch des öfteren mit an sich ganz vernünftigen, aber nicht gerade zu den<br />
Absichten des Kabinetts passenden Vorschlägen an dieses wandte 60) . Er sagt:<br />
„Weit entfernt <strong>von</strong> der Eitelkeit, zu glauben, daß meine Vorschläge, <strong>von</strong> reinster<br />
Vaterlandsliebe eingegeben, unfehlbar seien, bitte ich. wenn sie im Augenblick<br />
nicht durchführbar sind, um Nachsicht, wegen der Lauterkeit meiner Absichten.“<br />
Er ließ sich eben nicht aus seiner Ruhe bringen und wahrte seinen Standpunkt.<br />
Bereits mehrfach hatte er sich freimütig zu der Notwendigkeit offener und<br />
ehrlicher Berichterstattung bekannt. In diesem Sinne beschwerte er sich, daß der<br />
Vorschlag zur anderweitigen Aufteilung Deutschlands auf Grund des Vertrages<br />
vom 3.6.1802 zwischen Paris und Petersburg ihm nicht zur Kenntnis zugegangen,<br />
und ihm dadurch die Möglichkeit genommen sei, den Dresdener Hof zugunsten<br />
Preußens zu beeinflussen. Berlin hält demgegenüber die Bekanntgabe für<br />
unnötig, gibt aber Brockhausen „zur persönlichen Information“ Kenntnis <strong>von</strong> den<br />
Vorgängen. Der Ausdruck Brockhausens in seinem Bericht vom 25.9.02, daß er in<br />
diesem Verhalten Berlins ein „Rätsel“ erblicke, gibt Haugwitz Veranlassung zu<br />
einem Immediatbericht an den König, auf Grund dessen Brockhausen eine scharfe<br />
Zurechtweisung zugeht 61) . Der Hauptgrund für die Verstimmung Berlins<br />
gegenüber dem Dresdener Gesandten lag eben im Freimut und der Offenheit, mit<br />
welchen Brockhausen seine oft erheblich abweichenden Ansichten hinsichtlich<br />
der Politik vortrug, wobei er auch, mehrfach vor einer manchmal recht scharfen<br />
Beurteilung des Verhaltens der Berliner Kabinettsregierung nicht zurückschreckte.<br />
Dies bezieht sich nicht zuletzt auf die Stellung Brockhausens gegenüber Wien, zu<br />
dessen ausgesprochenem Gegner er sich immer mehr entwickelte. „Seit 30<br />
Jahren“ sagt er „ist Preußen gewohnt, mit Wien seinen Einfluß in Deutschland zu<br />
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