Zwölf Messianische Psalmen erklärt. - Licht und Recht
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106 Psalm 21.<br />
transire, errare fecit: ein Bild vom Verirren z. B. in der Wüste hergenommen 69 ; dann geradezu „vertilgen“,<br />
so hier: vertilgen von der Erde weg, aus den Menschenkindern heraus.<br />
V. 12. Nachträglich geht der Sänger ein auf der Feinde Sinnen, aber nur um es als gänzlich resultatlos<br />
hinzustellen.<br />
וטdנ־י[כ] ist Vordersatz zu ולdכוי ל`ב. Es ist dies eine Form des Bedingungssatzes, welche schon zu Ps.<br />
22,30 besprochen wurde: wo auch ein Präteritum im Vordersatze steht <strong>und</strong> ein Futurum im Nachsatze;<br />
man kann das Latein, nam ut instruxerint insidias etc. vergleichen (s. Del.).<br />
ל`ע הdע dר הdטdנ] ist eine schwierige Phrase. Viele übers.: ausspannen Böses wie Netze, doch da wäre<br />
ש`רdפ als Verb. erforderlich. Vielmehr steht hier הdטdנ mit לע gemäß derselben Breviloquenz wie ׳נ mit<br />
לvא in Ps. 40,2; nur dass es hier im feindlichen Sinne steht. Wollte man etwas ergänzen, so wäre noch<br />
am füglichsten דdי zu supplieren, was Jes. 5,25; Zephan. 2,13 dabei steht: beidemal wird es in feindlichem,<br />
drohendem Sinne gegen Assur gebraucht, wie wir sagen: die Hand gegen Jemand aufheben.<br />
Also der Feinde Hand wird von oben herab sich senkend angeschaut, wobei der Angegriffene als<br />
niedriger stehend vorgestellt wird. הdעdר] satt הdעdרrל „zum Bösen“. הdמ[זrמ] wie הdמ[ז meist von bösen Anschlägen<br />
<strong>und</strong> Plänen der Bösen gegen die Guten, so Ps. 10,2.<br />
V. 12. ולdכוי ל`ב] bildet den Nachsatz des Bedingungssatzes: so werden sie nicht übermögen, Übermacht<br />
haben.<br />
ולdכוי] von לÉכdי, ein Futurum, welches aus einer verwandten Hofal-Form des Verbums ל`לdכ entlehnt<br />
ist. ל`לdכ wie auch לוכ haben die Bedeutung „umfassen, umspannen“, Hof. demnach: dazu gemacht<br />
werden, dass man fassen kann – woraus wieder die Bedeutung „können“ fließt. Der ganze Vers ist<br />
so angetan, dass er nur auf einen sichtbaren Menschen, den König, gehen kann: nicht aber auf Jehova.<br />
Hupfeld substituiert daher Angesichts der sinnfälligen Machinationen unseres Verses dem Jehova<br />
„sein Reich“ als Objekt der Angriffe, was offenbar ein aus Verlegenheit entstandener Gewaltstreich<br />
ist. V. 13 führt den Gr<strong>und</strong> an, weshalb diese Feinde nichts vermögen werden: nämlich der<br />
König wehrt sich.<br />
םvכvש תי[ש] Du wirst es dahin mit ihnen bringen, dass sie nur noch den Rücken Dir bieten: dass sie<br />
für Dich gleichsam nur noch ein Rücken sind; – eine sehr drastische <strong>und</strong> kühne Redeweise. Sie<br />
kommt zuerst Exod. 23,27 vor, Gott werde Israels Feinde zu Nacken machen; so noch Jos. 7,8.12;<br />
Ps. 18,41; ähnlich Jeremia: ich werde sie als Nacken <strong>und</strong> nicht als Angesicht sehen (Kap. 18,17).<br />
ך vרdתי^מrב] ׳מ von ר`תdי, in welchem Verbum tar onomatopoetisch den schwirrenden, vibrierenden<br />
Laut einer gespannten Sehne nachahmt; eigentlich ist רdתי^מ Seil; hier steht es einmal von der Sehne<br />
des Bogens.<br />
Zu ן^נוכת kann man םי[צ[ח ergänzen, wie Ps. 11,2. ן^נוכ als Piel von ןוכ „gerade sein“, bedeutet „zurechtstellen,<br />
richten“. Mittelst Deiner Sehnen wirst Du Pfeile richten, oder einfach „zielen“ auf ihr,<br />
der Feinde, Antlitz. Es ist hier also offenbar ein Angriff von hinten <strong>und</strong> vorn zu gleicher Zeit gemeint.<br />
Der König ist sozusagen hinten <strong>und</strong> vorn, am seine Feinde zu vertilgen. Die Bilder sind<br />
durchwegs aus Davids Gesichtskreis entlehnt: aber immer großartig genug, um zugleich die Vernichtung<br />
der Feinde durch den Messias zu umfassen.<br />
69 Schultens zu Hiob 4,20: ד`בא perire ex origine sua nil aliud sonat quam abire e conspectu sine spe rede<strong>und</strong>i. – דבא ist<br />
übrigens ein echtes Hirten- <strong>und</strong> Wüstenwort, Herder „Vom Geist der Ebräischen Poesie“, S. 28 exemplifiziert an<br />
diesem Worte den Reichtum an Bildern, den eine Hebr. Wurzel in sich fasst. Das Schwierige bei diesen interessanten<br />
Operationen ist, aufzufinden“ wie eine Bedeutung aus der anderen hervorfließt, wie die eine in der anderen<br />
gleichsam eingeschachtelt ist.