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Zwölf Messianische Psalmen erklärt. - Licht und Recht

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26 Psalm 16.<br />

mal da nichts Besseres beigebracht werden kann. Ewalds historische Deutung unseres Psalmes ist<br />

contort. Er stellt unseren Psalm ganz diktatorisch unter die exilischen, für die er eine eigene Rubrik<br />

hat. Begründet wird dies durch eine falsche Auslegung von V. 3 <strong>und</strong> 4: wonach die Heiligen <strong>und</strong><br />

Edlen im Lande (in Kanaan) diejenigen sind, welche sich fremde Götter eintauschten. Der im Exil<br />

lebende Dichter sage dies über die Landsleute in Kanaan aus. Dabei lässt er seinen Dichter noch sagen:<br />

dass Er an solchen Heiligen <strong>und</strong> Edlen all sein Wohlgefallen habe. Wahrlich ein sauberer Patriotismus!<br />

Sprachliches wendet er nicht direkt ein. Hitzig deutet unseren Psalm auf die Lage Davids<br />

in 1. Sam. 30, <strong>und</strong> erkennt mithin die davidische Abfassung an. Nur die Zurechtlegung des Inhalts<br />

erscheint als sehr willkürlich. Nämlich V. 3, den er übersetzt: „Den Heiligen im Lande sei dies<br />

<strong>und</strong> den Edlen“ usw., soll auf die Geschenke gehen, die David 1. Sam. 30,26 ff. von der Beute der<br />

Amalekiter an die befre<strong>und</strong>eten Ältesten in Juda sandte. V. 5 ff. soll dann Ausdruck der Zufriedenheit<br />

Davids mit seinem Freibeuterlos <strong>und</strong> Dankbarkeit für Jehovas Schutz dabei ausdrücken. V. 9<br />

soll auf die Ruhe nach den Strapazen der letzten Tage gehen. Man sollte denken, der gelehrte Mann<br />

spaße, oder wolle den für ihn sonst sehr langweiligen Psalm etwas interessant machen. Hupfeld sagt<br />

Nichts über den Verfasser. Aber schon gleich die Sprache erscheint mir durch <strong>und</strong> durch davidisch,<br />

prägnant, kurz, kühn bis zum Missverständnis.<br />

Zwei aramäische Formen finden sich in unserem Psalme. Die erstere תdנrמ ist zwar eine dem Aramäischen<br />

nachgebildete Wortform; sie kommt aber auch Ps. 11,6, einem auch nach Ewald unverkennbar<br />

davidischen Psalme vor. Das zweite ר`פdש kommt als Verbum nur hier vor: jedoch das davon<br />

abgeleitete Nomen הdרrפ[ש kommt auch Hiob 26,13 vor. Übrigens hat man die Aramaismen fälschlich<br />

ausgebeutet, um auch die <strong>Psalmen</strong> in ein späteres Zeitalter hinabzudrücken. Die Aramaismen aber<br />

scheinen mir keinen durchschlagenden Beweis für spätere Abfassung abgeben zu können: da das<br />

Aramäische den mit Aramäern verkehrenden Israeliten nicht nur bekannt war, wie uns etwa das<br />

Französische, sondern überdies noch aufs Engste mit dem hebr. Sprachidiom verwandt ist. Ich habe<br />

dies genauer zu beweisen gesucht in meiner Dissertation „de Aramaismis libri Koheleth“.<br />

Der Psalm enthält eine Unterredung Davids mit seinem Gott. Mit einem Schrei, einem nach Errettung<br />

lechzenden Hilfruf, drängt er sich an Gottes Herz (V. 1). Und hier nun, Gotte ins Auge<br />

blickend, weiht er sich abermals ganz seinem hohen Berufe, indem er sich denselben abermals vor<br />

Augen führt. Er nimmt bestätigend wieder auf, welche Gesinnung ihn beseelt habe, als Gott ihn<br />

einst aussonderte zum König von Israel: nicht sein Wohlergehen, sondern das der Heiligen solle<br />

Gott am Herzen liegen (V. 2-4). – Das Auge des Glaubens fest auf Jehova richtend, hält sich der<br />

Sänger sein Los vor Augen <strong>und</strong> findet, dass es, trotz aller Angst, die es mit sich bringe, schön sei,<br />

<strong>und</strong> dass er Jehova für diesen seinen Beruf zu danken habe (V. 5-7). Ja, in Jehova fest sich gründend,<br />

schwingt der Sänger sich über die Hölle <strong>und</strong> die Verwesung hinweg, hinein in einen Himmel<br />

voller Seligkeit (V. 8-11).<br />

Die inneren, im Inhalt selbst begründeten Kennzeichen der Messianität unseres Psalmes sind besonders<br />

zwei. 1) Auf David an <strong>und</strong> für sich würde V. 10 schlecht sich zufassen lassen; nur erst,<br />

wenn wir die Worte auf den Messias zugleich mitbeziehen – erst dann wird das Überschwängliche<br />

natürlich. Wir müssen uns, aber solche Versetzung Davids in die <strong>Recht</strong>e <strong>und</strong> Ansprüche des Messias<br />

ganz frei von Überspannung <strong>und</strong> Ekstase denken. Denn weil Alles, was der Messias uns brachte <strong>und</strong><br />

was der Weibessame uns wiedererworben, schon seit dem Paradiese unser Eigentum war (ewiges<br />

Leben, Bild Gottes, Heiligkeit), so kann David ὑπὸ πνεύματος ἁγίου φερόμενος auch ganz gut sich<br />

in den Beruf, die Werke <strong>und</strong> die Schicksale dieses Erlösers versenken. War er dazu berufen, durch<br />

Tatsachen seines Lebens von dem Messias zu zeugen, so ist er auch befähigt durch Worte des<br />

Psalmliedes von der Person <strong>und</strong> dem Werke des Messias zu reden. Aber diese Worte entquollen ihm

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