Zwölf Messianische Psalmen erklärt. - Licht und Recht
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92 Psalm 40.<br />
serer Statt nach des Apostels Worten, sondern sogar ein personifizierter Fluch. Und er hat unsere<br />
Sünden in seinem Leibe hinaufgetragen an das Holz, sagt Petrus (I, 2,24). Deshalb parallelisiert<br />
auch der Hebräerbrief (13,11.12) Christi Kreuzigung draußen vor dem Tore geradezu mit dem Sündopfer.<br />
Jes. 53,12 sagt: Er ward unter die Sünder gerechnet. Auch die Taufe Jesu in Mt. 3, welche<br />
der Täufer voreilig <strong>und</strong> aus Misskennung der messianischen Aufgabe Jesu verweigern will, wirft<br />
<strong>Licht</strong> auf uns. V. (vergl. Luthers Pred. von der Taufe Christi, Erl. Ausg. XVI, S. 113). Auch dort<br />
nämlich lässt Jesus sich nicht zum Schein in das Wasserbad des Jordans hineintauchen. Vielmehr<br />
fühlt er sich von Gott zur Sünde gemacht <strong>und</strong> nennt diese seine Taufe ein „Erfüllen aller Gerechtigkeit“.<br />
Also Gottes Gerechtigkeit fordere es von ihm, sich als Sünder durch dieses Wasserbad mitbehandeln<br />
zu lassen (Mt. 3,15). Wir schließen die ganze Beweisführung mit einer auch das im Ps. vorliegende<br />
Sachverhältnis betreffenden Bemerkung Luthers (B. VIII. S. 1908 bei Walch): „Darum soll<br />
man vom Glauben recht lehren, nämlich dass du durch denselben mit Christo also vereinigt werdest,<br />
dass aus dir <strong>und</strong> ihm gleich als eine Person werde, welche – – – mit aller Freudigkeit getrost sagen<br />
möge: Ich bin Christus, nicht persönlich, sondern Christi Gerechtigkeit, Sieg, Leben <strong>und</strong> alles, was<br />
er hat, ist mein eigen. Und Christus wiederum sage: ‚Ich bin dieser arme Sünder, d. i. alle seine<br />
Sünde <strong>und</strong> Tod sind meine Sünde <strong>und</strong> Tod, sintemal er durch den Glauben an mir hanget, <strong>und</strong> ich an<br />
ihm, ja lebe in ihm.‘“<br />
Nach allen diesen Stellen fand also keine symbolische Verkörperung der Übertragung von Sünden<br />
<strong>und</strong> Sündenstrafe, wie beim levitischen Opfer statt, sondern eine allereigentlichste Übernahme<br />
aller Sünden Israels <strong>und</strong> der Sündenstrafe; es war hier vollste Realität, ja eine diesen Knecht – wie<br />
später in Gethsemane – völlig überwältigende Realität. Und eben dieses Gefühl von Sünden <strong>und</strong> die<br />
daraus resultierende Unfähigkeit, die Verkündigung <strong>und</strong> Alles, was mit dem Knecht-sein zusammenhing,<br />
über sich zu nehmen – dieses Gefühl der Sünden <strong>und</strong> Leiden war bei David, wie beim<br />
Messias identisch. Die Verschiedenheit fängt erst an: wenn man nach dem Ursprunge solcher Sünden<br />
fragt. Da entspringen sie denn freilich einerseits bei David aus seinem eigenen verkehrten Herzen:<br />
während es bei dem Messias sich anders verhält. Hier sind die Sünden zufolge der imputatio,<br />
welche auch dem Sündopfertiere zuteil wurde, vorhanden: nur freilich so, dass bei dem Messias<br />
durchaus kein neutrales Verhalten zu den Sünden stattfand, wie bei dem stumpfen Tiere. Und nicht<br />
nur das Gefühl von Sünde ist bei David <strong>und</strong> dem Messias dasselbige, sondern dieses Gefühl schlägt<br />
auch bei beiden dazu hinaus: dass sie gewaltig dadurch beschwert werden. – Somit kann auch dieser<br />
Ausdruck „meine Sünden“ zugleich von David <strong>und</strong> dem Messias verstanden werden, wenn auch die<br />
Sünden selbst bei Beiden verschiedenen Ursprungs <strong>und</strong> entgegengesetzter Ableitung fähig sind. Auf<br />
diesen letzteren Umstand kommt es hier jedoch weniger an, wo nur der Gr<strong>und</strong> ihres Zagens beschrieben<br />
werden soll. Das soeben besprochene Problem findet sich auch in der messianischen Verheißung<br />
2. Sam. 7,14: „Ich will sein Vater sein <strong>und</strong> er soll mein Sohn sein. Dieweil er (der Sohn) in<br />
seiner Sünde sein wird (ותוע`הrב), will ich ihn mit Menschenruten <strong>und</strong> mit der Menschenkinder Schlägen<br />
strafen.“ 58 Ganz offenbar ist hier Salomo gemeint, sofern er den Messias repräsentiert, sofern<br />
der Messias in Ihm zur Geltung, zur Wirkung kam für die damalige Zeit. Und doch heißt es: „dieweil<br />
Er in seiner Sünde sein wird“ – nämlich als Bürge, der eine fremde Schuld so bitter trägt <strong>und</strong><br />
tief einschneidend fühlt, als man nur immer die eigene tragen <strong>und</strong> fühlen kann.<br />
Neben תונוע in unserem 13. Verse mag תוע dר das von Außen, von Feinden <strong>und</strong> Verleumdern aus<br />
auf ihn eindringende Übel sein. Die Art dieser Feinde werden wir zu V. 16 kurz zu besprechen haben.<br />
58 ותוע`הrב רvש`א ist daselbst als ein Zustandssatz (Ew. 341 d) vorangestellt, über welchen im Folgenden das Nähere ausgesagt<br />
wird, dass Gott den Davididen in diesem seinem Zustande der Sünde züchtigen werde (ähnlich Thenius<br />
z. d. St.).