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Zwölf Messianische Psalmen erklärt. - Licht und Recht

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50 Psalm 22.<br />

haupt erst recht verständlich jenes im Hinblick auf das Leiden gesagte Wort Christi: „nicht mein,<br />

sondern Dein Wille geschehe.“<br />

V. 17. Wir kommen nun an den berühmten Vers von der Durchgrabung der Hände <strong>und</strong> Füße. Dieses<br />

weithin scheinende Bollwerk der messianischen Auslegung wird besonders von der neueren Kritik<br />

heftig angefochten.<br />

Von Neuem macht hier der Sänger einen Ansatz, seine Leiden unter anderen Bildern darzustellen.<br />

Bilder sind es zwar für David – die aber nur allzuwahr später ad literam an Christo sich erfüllten.<br />

Der im Psalme Redende liegt nunmehr am Boden, wie Wasser ausgeschüttet. Da sieht er sich<br />

von H<strong>und</strong>en umzingelt, die nach seinen Händen <strong>und</strong> Füßen trachten, um sie zu durchbohren. Das<br />

Bild ist überaus passend <strong>und</strong> ähnlich kehrt es Ps. 59,7.15 wieder. Denn die H<strong>und</strong>e sind im Morgenlande<br />

besonders gefährlich <strong>und</strong> bösartig. Nach Strabo (S. 517) wurden nicht bloß Leichen, sondern<br />

auch Kranke <strong>und</strong> Greise bei den Persern den H<strong>und</strong>en vorgeworfen. Also an Lebendige sogar machen<br />

sie sich. Denn, dass sie sich an Leichen machen, ist eine ausgemachte Sache. Waren doch in<br />

Persien die H<strong>und</strong>e heilig <strong>und</strong> verrichteten so zu sagen das Totengräberamt. Sie mussten die eigens<br />

für sie ausgestellten Leichen verzehren (vergl. Cic. Tusculan. 1, 45 <strong>und</strong> Duncker, Gesch. des Altertums,<br />

Bd. II, S. 397). Solch Totengräberamt der H<strong>und</strong>e wird auch von Gott den Israeliten in Aussicht<br />

gestellt (Jer. 15,3): wobei ihnen die Raubvögel helfen. Auch die Isebel ward ja von H<strong>und</strong>en<br />

verzehrt (2. Reg. 9,35).<br />

Dem bildlich gehaltenen ersten Gliede tritt ein zweites, mehr an die Wirklichkeit anstreifendes<br />

zur Seite. Eine Rotte von Übeltätern (םי[ע ^רrמ) werden die wütenden H<strong>und</strong>e genannt. ת`דע] meist von<br />

der Gemeinde Israel, aber auch von einer ungesetzlichen Zusammenrottung wie z. B. in „Rotte Korah“<br />

vergl. Ps. 86,14.<br />

ףי[ק[ה] Hifil von ף`קdנ stärker als ב`בdס; das gänzliche Umringtsein liegt darin. הdפוקrת ist der Umlauf<br />

des Jahres: wo das Jahr in sich zurückkehrt. Nachdem er so die Hülle des Bildes ein wenig gelüftet,<br />

geht David sogleich wieder auf das Tun <strong>und</strong> Treiben der H<strong>und</strong>e zurück. Wörtlich ist zu übersetzen:<br />

durchgrabend (nämlich die H<strong>und</strong>e) meine Hände <strong>und</strong> Füße. Hupfeld übersetzt: wie der Löwe (י[ראdכ)<br />

umringen sie mich an meinen Händen <strong>und</strong> Füßen. Dabei fällt vor Allem auf, dass י[רא weder in V. 14<br />

noch auch in V. 22 den Löwen bezeichnet, sondern vielmehr הvי rרא. Und letztere Form ist auch sonst<br />

ausschließlich den Pss. eigen, vergl. 7,3; 10,9; 17,12. Ferner fällt bei Hupfelds Übersetzung auf,<br />

dass ein durchaus nötiges Verbum fehlt. Denn „umringen sie mich“ hat Hupfeld nach dem Vorgang<br />

des Saadia in den Text eingeschmuggelt. Doch ist dieser Mangel des Verbums, welches alle alten<br />

Übersetzungen in י[ראdכ gesehen <strong>und</strong> anerkannt haben, nicht der geringste Anstoß bei der Übersetzung:<br />

wie ein Löwe. Es ist nämlich drittens gar kein Gr<strong>und</strong> abzusehen, weshalb durch Herbeiziehung<br />

des Löwen das Tun <strong>und</strong> Treiben der H<strong>und</strong>e erst noch <strong>erklärt</strong> werden soll. „Die H<strong>und</strong>e umringen<br />

wie ein Löwe meine Hände <strong>und</strong> Füße“ – gibt keinen irgendwie passenden Sinn. Hände <strong>und</strong><br />

Füße speziell umringen, sollte dem Löwen wie auch H<strong>und</strong>en schwer werden: das können höchstens<br />

Mücken <strong>und</strong> Fliegen. Denn nur eine Fabel <strong>und</strong> eine nicht einmal genügende, ist was Kimchi zur Erklärung<br />

dieses Bildes beibringt. Der Löwe beschriebe, indem er umherjagt, einen Kreis mit seinem<br />

Schweife, in welchem die Tiere wie gebannt liegen blieben, mit eingezogenen Vorder- <strong>und</strong> Hinterbeinen.<br />

So konnten die Juden, die er in der Person des Psalmes erblickt, gegen die Unbeschnittenen<br />

nicht Hände <strong>und</strong> Füße rühren.<br />

Hingegen stimmen die Reisenden im Orient darin überein, dass nichts schrecklicher sei, als von<br />

den großen H<strong>und</strong>en umzingelt zu werden, die bei den Herden <strong>und</strong> in der Nähe der Städte in großer

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