Zwölf Messianische Psalmen erklärt. - Licht und Recht
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126 Psalm 118.<br />
eine alte Wahrnehmung. Schon das Targum lässt bald David, bald seinen Vater, bald seine Brüder, ja<br />
selbst Samuel (in V. 27) reden.<br />
V. 26. Die Levitenschar, zum Gesang <strong>und</strong> Empfang an der Zelthütte aufgestellt, preist den König<br />
David nun, dass Er solches getan <strong>und</strong> segnet die die Lade tragenden <strong>und</strong> begleitenden levitischen<br />
Brüder. Dieser Segen lässt sich bei unserer historischen Deutung des Ps. leicht motivieren. Erstlich<br />
hatten die Leviten ihr Leben daran gewagt, um der Lade zu dem ihr gebärenden Ehrenplatz zu verhelfen<br />
<strong>und</strong> damit das seither geschändete Gesetz wieder zum Ansehen zu bringen. Zweitens hatte<br />
David sich nicht geschämt, in allen Stücken Seinem Volke gleich zu werden <strong>und</strong> sogar nach Ablegung<br />
des königlichen Mantels, im leichten Gewande vor der Lade herzutanzen. Dafür verdient er<br />
von Seiten der Leviten besonderes Lob. Es war dieses Tanzen ohne Zweifel eine Erscheinung Davids<br />
in Niedrigkeit. Michal nach 2. Sam. 6,20 tadelt den Gatten deswegen, dass er nämlich im kurzen<br />
Gewande der Priester sich zum Tanzen entblößt habe, wie einer der Narren (ῥάκα). Sie vergleicht<br />
ihn spöttisch mit einem der zur öffentlichen Belustigung auftretenden Tänzer, welche es also damals<br />
schon gegeben haben muss. David aber antwortete ihr sehr demütig: er sei noch geringer geworden,<br />
als sie es vermeine. In seinen Augen sei er heute sich noch niedriger erschienen, ja noch zu unwürdig,<br />
um vor Gott, zu tanzen, – in Anbetracht der hohen Ehre, die ihm zuteil geworden durch die Einholung<br />
der Lade. Er wolle daher gern mit den zum Tanz bestellten, geringen Mägden zu Ehren<br />
kommen. Für diese Demut <strong>und</strong> Daransetzung seines Lebens wird er gesegnet. Und eben die Situation<br />
dieser zwei Verse: in denen Gott um Hilfe angerufen wird <strong>und</strong> der mit der B<strong>und</strong>eslade seinen<br />
Einzug haltende König gesegnet wird – diese Situation hat sich abermals im Evangelium reproduziert.<br />
Dies geschah, als Jesus an jenem denkwürdigen Palmsonntage einzog in die Tore Jerusalems<br />
(Joh. 12,12). Auch Jesus wollte die Lade Gottes zu Ehren bringen <strong>und</strong> dem Gesetze Gottes vollkommen<br />
genügen; er wollte das Gesetz erfüllen (πληρῶσαι), wie er Mt. 5,17 verheißen. Zog nun auch<br />
das Gesetz in der Lade nicht buchstäblich hinter Jesu drein, so hatte er es doch in seinem Innern, inmitten<br />
seiner Eingeweide (nach Ps. 40,9). Es genügte Jesus nun aber in der Tat der Anforderung des<br />
Gesetzes am allermeisten, als er sich auf jenem letzten Einzuge in Jerusalem befand am letzten<br />
Palmsonntage seines Lebens auf Erden. Es war ein Weg, dessen Ende der schimpfliche Kreuzestod<br />
war. Denn das Gesetz forderte seinen, des Stellvertreters <strong>und</strong> Bürgen der Menschen, Tod. Der Tod<br />
sollte zu der Zeit gerade das angefangene Werk krönen <strong>und</strong> durch solchen Tod war dann der heiligen<br />
Forderung des Gesetzes an die Menschheit absolutes Genüge geschehen: das Gesetz war zu seinem<br />
vollen <strong>Recht</strong>e gekommen, in den ihm gebührenden Ehrenplatz wieder restituiert, aus dem es<br />
seit Adams Ungehorsam verdrängt worden war. Erst Jesus verhalf dem Gesetze wieder zu seinem<br />
<strong>Recht</strong>e durch sein Tun <strong>und</strong> desgleichen durch sein Leiden <strong>und</strong> Sterben. Ferner trifft mit der Lage<br />
Davids die Niedrigkeit des am Palmsonntage einziehenden Jesu schlagend zusammen. Er ritt auf einem<br />
Eselsfüllen, <strong>und</strong> da wird auch über ihn gar manche Michal gelacht haben. Endlich ist der Begrüßungsruf,<br />
der dem David wie Jesu zuteil wird, derselbige; er ist aus V. 25 u. 26 abermals an jenem<br />
Palmsonntage entnommen. Das Volk, durch die an Lazarus geschehene Tat aufgeregt, zog an<br />
jenem Palmsonntage Jesu mit Palmen (die sie wie Lulabs trugen) entgegen. Sie sahen den König<br />
der Ehren in Niedrigkeit einziehen; sie wussten, dass Er bedroht sei von Seiten der Volksoberen:<br />
<strong>und</strong> doch ahnten sie Etwas von seiner messianischen Bedeutsamkeit. Um Jesum also zu ermutigen<br />
<strong>und</strong> ihm ob seiner Zeichen <strong>und</strong> W<strong>und</strong>er zu huldigen, begrüßt ihn das Volk mit den Worten unserer<br />
VV. 25.26. Einesteils wurde dem Volke der 118. Psalm durch die Festzeit an die Hand gegeben.<br />
Nach vollendetem Passahmahle hat auch Jesus Ps. 115 bis 118 noch selber mitgesungen, 93 <strong>und</strong> hat<br />
gewiss alle die Worte unseres Psalmes ganz speziell auf sich <strong>und</strong> seine Lage bezogen. Andernteils<br />
93 Ps. 118 ist der letzte der sechs Hallelpsalmen, die von Ps. 113 an einander folgen.