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Zwölf Messianische Psalmen erklärt. - Licht und Recht

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Psalm 16. 35<br />

Frommen“ gegen sich habe alle alten Übersetzungen, die doch jedenfalls hier unbefangene Masorah,<br />

<strong>und</strong> den ringsum rein persönlichen Ausdruck. Und wie sollten auch jüdische Mss. diesen den<br />

Christen <strong>und</strong> der messianischen Deutung günstigen Singular „dein Frommer“ in ihre Handschriften<br />

erst introduziert haben? Auch die alten rabbinischen Schriften, z. B. der babyl. Talmud, Midrasch<br />

Tehillim u. a. m. geben den Singular wieder (vergl. De-Rossi Var. Lect. Vol. IV, S. 10). Und dass<br />

nun gar die Apostel den Singular eingeschwärzt, <strong>und</strong> zwar Angesichts der Juden, lässt sich nur dann<br />

annehmen, wenn die neutestamentlichen Bücher einer mythenbildenden Tätigkeit der christl. Gemeinde<br />

ihr Entstehen verdankten, wie Dav. Strauß will. Und selbst dann sprächen noch alle anderen<br />

alten Übersetzungen für den Singular. Aber wenn nun auch der Plural unwiderstehlich echt <strong>und</strong> allein<br />

richtig wäre, indem ihn die älteren Manuskripte, besonders altspanische bieten (s. Hupfeld): so<br />

zwänge uns der rein persönliche, auf einen Einzigen gehende Ausdruck ringsumher, in dieser Form<br />

dennoch eine singularische Wendung nachzuweisen. Und dieser singularische Sinn des ךיvדי[סח dürfte<br />

sich auf zwei Wegen erweisen lassen, von denen wir den letzteren vorziehen. Die erste Möglichkeit<br />

ist die, dass י hier, wie zuweilen24 Zeichen des Segols ist. Dass das Segol statt Schwa steht, würde<br />

hier begreiflich werden, wenn wir statt des Rebia ein die Pausa mit sich bringendes Sakeph setzen<br />

(s. z. B. Jes. 10,27 ך‘ vמrכ[ש statt ךrמrכ[ש, aber auch ךvנואrג ganz ohne Accent in Jes. 14,11). Empfohlen wurde<br />

aber die Aussprache unseres Wortes mit Segol durch Deut. 33,8, welches auch messianisch zu<br />

fassen ist. Die zweite Möglichkeit, der auch wir beipflichten, ist, dass man mit Fischer <strong>und</strong> Stange<br />

<strong>und</strong> der holländ. Staatenbibel den Plural hier als den sogen. pluralis emphaticus oder excellentiae<br />

betrachte. Dieser steht Jes. 3,12 ויdשrגÉ נ „der Gebieter“ (so Gesen. Hitz.); ferner Jes. 10,15 sein (des<br />

Stockes) Heber; Adonim (Tirhaka): in Jes. 19,4; auch in Jer. 46,15 fasst LXX ךיvרי[בא als „dein Starker<br />

vorzugsweise“: welcher Fassung wir beistimmen möchten. Demnach ist hier die Rede von einem<br />

Frommen, welcher dies vorzugsweise ist. Ja, würde uns von der modernen Kritik selbst dieser<br />

emphatische Plur. abgesprochen, so können wir noch einen Schritt weiter gehen, <strong>und</strong> ךיvדיrסה als eine<br />

analoge Bildung ansehen zu םי[שÉדrק (Hos. 12,1; Prov. 9,10; 30,3), zu םילעוב (Jes. 54,5) <strong>und</strong> zu םי[הובrג.<br />

(Kohel. 5,7 vergl. Hitzig im Komm.). Ewald § 178 b nennt diese Form des Plurals eine dichterische<br />

Nachbildung des Elohim (s. Gesen. 108, 2 b). Dann käme also der Sänger noch dazu, sich mit einem<br />

Elohim analogen Namen zu titulieren <strong>und</strong> sich einen Plural beizulegen, wie er sonst nur in den<br />

mannigfaltigen Namen Gottes, in den Elohim analogen Nominalformen, vorkommt. Somit hätte der<br />

im Psalme Redende seine Gottheit hier schon angedeutet durch einen gottähnlichen Namen: wogegen<br />

sich die moderne Kritik erst Psalm 45,7; Ps. 110,5; Jes. 9,5; Jer. 23,5.6; 33,16 zu sträuben<br />

pflegt.<br />

די[ס`ח] aktivisch wird diese an sich passivische Form sechsmal im Alten Testament gebraucht<br />

(Hupfeld); z. B. Jer. 3,12 von Gott. So nehmen wir es auch hier = Frommer, Gütiger, der da überströmt<br />

von freigebiger Gnade. Der Plural würde, falls man ihn vorzöge, die Fülle des Guten in dieser<br />

Person angeben, wie bei םי[שודrק. Auch die alten Übersetzungen kommen auf: „dein Frommer“<br />

hinaus; das N. T. hat ὅσιος „dein Heiliger“.<br />

ת`חdש] Auch ob dieses Wortes, das wir in der Übersetzung durch „Verwesung“ wiedergaben, werden<br />

wir uns rechtfertigen müssen <strong>und</strong> vielleicht endigt unsere Verteidigung des apostolischen<br />

διαφθορά dennoch nicht in Verwesung, wenn sie es gleich mit „Verwesung“ zu tun hat. ת`ח`ש ist ein<br />

Nomen mit zwei Patachs. Eine ähnliche Form ist z. B. ב`ה `ר, ת`ח`נ (von ת`חdנ <strong>und</strong> `חונ) <strong>und</strong> ב`ה`ל. Freilich<br />

sieht unsere Form zunächst aus, als käme sie von חוש „gesenkt sein“, <strong>und</strong> als bedeute sie Einsenkung,<br />

Grube. Dass jedoch ein <strong>und</strong> dasselbige Wort verschiedene Abstammung <strong>und</strong> Bedeutung habe,<br />

kommt in allen Sprachen vor. Ja, es kommt vor, dass sie völlig entgegengesetzte Bedeutung haben –<br />

24 Vergl. Gen. 16,6; Ps. 9,15; Jer. 46,15 <strong>und</strong> Hitzig zu d. St.

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