Zwölf Messianische Psalmen erklärt. - Licht und Recht
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164 Psalm 72.<br />
wart <strong>und</strong> besingt, was Gott ihm da getan <strong>und</strong> wie Er ihn errettet. Dagegen Ps. 72 verlegt Alles in die<br />
Zukunft. Zweitens kommt in Ps. 20; 21 Nichts vor, was nicht auch dem David zugeeignet werden<br />
könnte, <strong>und</strong> was nicht zugleich David auch von sich aussagen <strong>und</strong> in gewissem Sinne darstellen<br />
konnte.<br />
Dagegen in Ps. 72 würde Salomo sein Volk gänzlich von sich abweisen <strong>und</strong> auf einen anderen<br />
hinweisen, indem ja ein reines Zukunftsbild im Ps. gemalt wird. Aber auf wen soll man blicken, an<br />
wen sich halten; wenn der augenblickliche <strong>und</strong> legitime Repräsentant des Messias, wenn Salomo<br />
selbst auf einen anderen hinwiese? Sollte man sich etwa an Rehabeam, seinen Sohn, halten? Doch<br />
dann hätte das Volk <strong>und</strong> Salomo vor Allen von der den Messias repräsentierenden Würde Rehabeams<br />
durch eine Gottesverheißung, oder mindestens durch bedeutsame Schicksale dieses Sohnes vergewissert<br />
sein müssen. Von solcher Bedeutsamkeit Rehabeams wissen wir aber Nichts. Und nehmen<br />
wir noch dazu, wie Alles in Psalm 72 dennoch auf Salomo, als Repräsentanten des Messias,<br />
trefflich passt: so kommen wir zu folgendem Resultat. Salomo selbst konnte der Verfasser des Psalmes<br />
nicht sein: denn er hätte dann ja alle Hoffnungen, die sich an ihn als den König der Erfüllungszeit<br />
hefteten, von sich abgewiesen, er hätte sein Volk (das an ihm hing als einem Repräsentanten des<br />
Messias) ganz enttäuscht <strong>und</strong> ins Blaue hinein verwiesen. Damit aber hätte König Salomo seine<br />
hohe Bestimmung vollständig verkannt. Nun war aber doch ganz Israel schon durch 2. Sam. 7; Ps. 8<br />
u. 45 an Salomo gewiesen, als einen Mann, der Erfüllung bringen sollte. Salomo sollte eben des<br />
Messias Friedensreich <strong>und</strong> die Herrlichkeitsgestalt Seines Reiches darstellen im Abbilde, <strong>und</strong> zwar<br />
ganz gemäß den Monturen <strong>und</strong> Umrissen, welche unser Psalm angibt. Somit ist er also das passendste<br />
Objekt für das Geistesauge unseres Psalmisten; Salomo ist es, von dem der Psalmist prophetisch<br />
hier redet. Freilich aber ist es Salomo, sofern der Messias in ihm zur Geltung <strong>und</strong> Darstellung kam.<br />
Und so haben wir nun einen trefflichen Anhalt für des Volkes Auge gewonnen.<br />
Die Tradition ist unserer Aufstellung Davids als des Verfassers von Ps. 72 sehr günstig. Zunächst<br />
zeugt die Unterschrift in Ps. 72,20:. „zu Ende sind die Gebete Davids, des Sohnes Isais“ dafür, dass<br />
der Schreiber dieses Verses unseren Psalm für Davidisch hielt. Diese Unterschrift ist jedenfalls sehr<br />
alt. Vielleicht rührt sie von David selbst her, <strong>und</strong> datiert sich von einer vorläufigen Sammlung seiner<br />
<strong>Psalmen</strong>, die er selbst noch zustande gebracht. Wäre diese Unterschrift nicht so uralt, so hätten die<br />
schließlichen Redaktoren des Psalters sie wohl nicht an diesem Orte belassen. Denn Ps. 50 wenigstens<br />
ist von Assaph, wenn auch sonst alle <strong>Psalmen</strong> von 42–72 sehr wohl von David sein können.<br />
Unserem Psalme verleiht diese Unterschrift ein gutes Präjudiz für die Davidische Abfassung.<br />
Ferner hat die LXX unseren Psalm εἰς Σαλωμών (auf Salomo oder für Salomo) als Gegenstand<br />
des Psalmes bezogen; so auch die ihr folgenden griech. Übersetzungen, die Vulgata hat: in Salomonem,<br />
wie auch die Rabbinen z. B. A. Esra <strong>und</strong> Raschi <strong>und</strong> die meisten älteren Ausleger.<br />
Die inneren messianischen Beweise sind: 1) die starke Zumutung, dass Gott seine Gerichte dem<br />
hier genannten Könige abtreten solle in V. 1, was Joh. 5,22 Christus sich beilegt; 2) dass man diesen<br />
König von Geschlecht zu Geschlecht, so lange die Erde besteht, fürchten werde (V. 5). 3) Es gehört<br />
hierher auch seine Herrschaft von Meer zu Meer <strong>und</strong> bis an die Enden der Erde, das Dienen aller<br />
Völker (V. 8.11); 4) die beständige Fürbitte für den Armen (V. 15); 5) V. 17: „Es sei sein Name auf<br />
ewig“ (vergl. V.19) <strong>und</strong> „alle Völker preisen ihn glücklich“.<br />
Die traditionellen Beweise für die Messianität sind hier hauptsächlich bei den Feinden zu finden.<br />
Unter den Juden übersetzt das sehr traditionelle Targum V. 1: Gott, gib Dein Gericht dem König<br />
Messias. Kimchi (zu V. 5). nach Raschi auch die alten Rabbinen (in V. 16) beziehen den Psalm<br />
ebenfalls auf den Messias; so auch das Midrasch Tehillim zum ersten Verse <strong>und</strong> das Jalkut Schi-