Zwölf Messianische Psalmen erklärt. - Licht und Recht
Zwölf Messianische Psalmen erklärt. - Licht und Recht
Zwölf Messianische Psalmen erklärt. - Licht und Recht
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
62 Psalm 69.<br />
Die Berührungen mit Ps. 40 sind anerkannt (s. die Nachweise bei Delitzsch) <strong>und</strong> aus dem unten<br />
mitzuteilenden Nachweis der davidischen Herkunft von Ps. 40 werden neue Beweise für die davidische<br />
Autorschaft von Ps. 69 hervorwachsen. Es erscheint uns in diesem Psalme ein Leidender, welcher<br />
nach der Überschrift kein Anderer als David ist. Wir erblicken diesen Gesalbten Gottes mitten<br />
in dem Strudel der saulischen Verfolgungszeit. Sein Verhalten nun in diesem Strudel ist den großen<br />
Umrissen nach das gleiche, wie in Ps. 22. Auch hier haben wir zunächst Klagen <strong>und</strong> Gebet um Errettung<br />
(1-30 a ) <strong>und</strong> darauf folgt die gläubige Antizipierung der Entrückung aus dem Elend <strong>und</strong> die<br />
aus seinen Leidensschicksalen sich ergebenden großen Hoffnungen (30 b -37). Das neu hinzutretende<br />
Element aber in diesem Ps. ist die Verwünschung derjenigen Feinde, welche Davids Leiden dadurch<br />
erhöhen, dass sie dasselbige ansehen, als wäre es nichts als ein wohlverdientes Gericht Gottes über<br />
ihn. Und zwar schwebt dem Sänger als Type solcher Feinde in unserem Ps. Nabal vor Augen, welcher<br />
die friedlich zu ihm gesandten Boten Davids mit höhnischen <strong>und</strong> tief verletzenden Worten abwies<br />
(in 1. Sam. 25,5 ff.). In der Person dieses Nabal werden die Feinde Davids, die seine Fre<strong>und</strong>e<br />
hätten sein sollen, überhaupt verwünscht; Nabals, des großen Herdenbesitzers, Verhältnisse liefern<br />
die Farben, mit denen David hier seine Verwünschungen ausmalt.<br />
Die inneren Beweise für die Messianität unseres Psalmes kommen ziemlich überein mit den in<br />
Ps. 22 u. 40 vorliegenden. Der erste innere Beweis ist hier aus den großartigen Folgen zu entnehmen,<br />
welche einem von David nach seiner Errettung gesungenen Liede beigemessen werden. Es<br />
soll dies ein Lied sein, welches Gotte angenehmer sein werde, als die Opfer der Stiere. Wenn die<br />
Gott Suchenden dieses Lied, welches in Gottes Augen besser als Opfer sei, vernehmen würden:<br />
dann werde ihr Herz leben; mit dem erretteten Dulder würden sie in seliger Freude leben. Und<br />
selbst Himmel <strong>und</strong> Erde <strong>und</strong> die Meere nebst allem, was darin wimmelt, würden auf Anlass dieses<br />
Liedes Gott loben. Denn was entnahmen sie aus diesem Liede? „dass Gott Zion erlösen wird <strong>und</strong><br />
bauen (d. h. ausbauen oder resp. wiederherstellen) die Städte Judas.“ Also die gesamte Kreatur, speziell<br />
die vernünftige, nimmt freudigen Anteil an diesem Liede, weil durch dasselbe die Erlösung<br />
Davids aus seinen Leiden mitgeteilt wird, oder was dasselbige ist, weil Juda <strong>und</strong> Zion nunmehr bei<br />
ihrem verheißungsmäßigen Ziele angelangt sind. Wenn David, der Judäer, in seinem Stammlande<br />
zur Erhöhung gelangt – alsdann hat für die Elenden seines Volkes die St<strong>und</strong>e der Erlösung geschlagen<br />
<strong>und</strong> auch die Heiden sehen, dass durch dieses bedeutungsvolle Ereignis ihre Erlösung auf das<br />
wirksamste angebahnt worden. Dass aber dieses bedeutungsvolle Ereignis, welches das Lied Davids<br />
auskündet, nur dann völlig gewürdigt werden kann, wenn wir den Messias in David anwesend <strong>und</strong><br />
wirksam anerkennen, leuchtet ein. Schauen wir dem Leiden <strong>und</strong> der Errettung Davids auf den<br />
Gr<strong>und</strong>, <strong>und</strong> erblicken wir hier als innersten Kern den durch David repräsentierten Messias: dann ist<br />
der Lobpreis der Elenden seines Volkes <strong>und</strong> der gesamten Kreatur gar wohl begreiflich. – Der zweite<br />
innere Beweis für die Messianität des Ps. ist die Substitution eines Liedes an der wertvollsten Opfer<br />
Stelle. Und zwar es wird dieses Lied nicht den Opfern, wie sie ein Saul, oder die, einerseits um<br />
Werke verlegenen, andrerseits werkheiligen Israeliten 33 auffassten, entgegengestellt: sondern den<br />
Opfern überhaupt. Wenn also dieses Lied ein solches Ansinnen an die Israeliten stellt, dass sie es für<br />
wohlgefälliger in Gottes Augen, als selbst Opfer ansehen sollen: dann muss es Großes leisten. Dann<br />
muss es einen Inhalt haben, der sich eben mit der Person <strong>und</strong> dem Werke des Messias zu schaffen<br />
macht, <strong>und</strong> nicht mit David an <strong>und</strong> für sich. Evangelischen Inhalt muss dieses Lied haben, <strong>und</strong> David<br />
erscheint dann nur mit Wort <strong>und</strong> Tat als der Repräsentant des durch ihn zu seinem Volke sich<br />
herabneigenden Messias. 34 – Der dritte Beweis liegt auch hier darin, dass der Sänger die Bewirkung<br />
33 Vergl. 1. Sam. 15,22; Ps. 50,8-13; endlich den Hebräerbrief.<br />
34 Ausführlicher können wir diese Substitution von etwas anderem an der Opfer Stelle erst zu Ps. 40 auseinandersetzen.