Zwölf Messianische Psalmen erklärt. - Licht und Recht

Psalm 40. 79
Im Folgenden ist, wie Delitzsch gut bemerkt, ה dר^ב`דא`ו הdדי[ג`א virtueller Vordersatz zu ר^פ`ס[מ ומrצdע; diese
Konstr. findet sich noch Hiob 19,18; 16, 6,30,26; Ps. 139,8. Der Sinn ist: „wollte ich es ja erzählen
– so sind sie (die Wunder und Ratschlüsse) doch unaufzählbar.“ הdדי[ג`א hifil von ד`גdנ, was mit דvגvנ
(gegenüber) zusammenhängt, also eigentlich „vor Augen stellen“ bedeutet. ר^פ`ס] das einzelne Aufzählen
liegt darin: man vergleiche als Sinnparallele Joh. 21,25.
V. 7-11: erzählt der Psalmist nun dennoch eines der Wunder und Ratschlüsse. Er kann sich
gleichsam nicht enthalten, das jüngst ihm im neuen Liede kund gewordene und damit zugleich das
in seiner Person erschienene Wunder dem Volke auszukünden. Und nun teilt er ein Absonderliches
mit, welches den bisherigen Gottesdienst selbst überschreitet und die Opferthora als Gotte nicht genügend
hinstellt.
Die neueren Exegeten zwängen unserer Stelle einen Gedanken auf, der gar nicht hierher gehört
und sehr unpassend überdies noch ausgedrückt sein würde. Delitzsch, um Einen statt Vieler zu nennen,
verknüpft so: groß und viel sind deine Gnadenerweise, wie soll ich Dir dafür danken? Auf diese
Frage gebe der Psalmist 1) eine negative Antwort: Gott mag keine äußeren Opfer, 2) die positive
Antwort: – – – Gott will Gehorsam. Dagegen sagen wir: 1) ein Dank des Sängers ist schlecht hier
am Platze, wo ein ehrfurchtsvolles Schweigen passender wäre: zumal unaufzählbaren Wundern und
Ratschlüssen gegenüber. 2) Dürfte der dem Gesetze unterstellte Sänger nicht die gottgeordneten
Mittel des Dankes auf die Seite werfen und sich nur einen Teil des Gesetzes (die Moralgebote etwa)
zurückbehalten, um diesen Gotte gehorsam zu erfüllen. Dieses eigenmächtige, wählerische Verfahren
wäre ein schlechter Dank. Samuels Zurechtweisung (1. Sam. 15,22) betraf den abusus Sauls; sie
ist aber kein Freibrief, um die Opferthora über Bord zu werfen, selbst für David nicht. 3) Es werden
nicht einmal Dankopfer hervorstechender und vorzüglicher Weise hier genannt: an denen Gott etwa
Missfallen habe, um sich zu ergötzen an der geistigeren Dankbarkeit, dem Gehorsam; vielmehr
werden allerlei Opfer genannt, mit derselben Tendenz wie in Jes. 1,11-13. Diese Gedankenverknüpfung
ist also als gänzlich unpassend aufzugeben.
Vielmehr sehen wir in V. 7-9 eine dem Psalmisten in den Mund gegebene Gottesoffenbarung, zufolge
der alleine David es wagt, solche anscheinend revolutionäre Worte in den Mund zu nehmen.
Er hätte gesteinigt werden müssen, wenn hier nicht Offenbarung gegen Offenbarung stand, oder
besser, wenn die nun eingetretene Lücke nicht sogleich durch das Vorhandensein Seiner Person
(durch die eben der Messias repräsentiert war) ausgefüllt ward.
V. 7. In den hier aufgeführten Opfern sehen wir, wie schon angedeutet worden, eine Induktion
des allgemeinen Begriffs des Opfers; die Opfer werden im ersten Satzgliede nach ihren zwei Klassen,
in welche sie seit Gen. 4 zerfielen, aufgeführt. Im zweiten Satzgliede wird die Gattung der blutigen
Opfer noch näher spezifiziert und hervorgehoben durch die Nennung zweier Arten. Durchaus
ähnlich ist Jes. 1, V. 11, woselbst die םי[חdבrז, und V. 13, woselbst die הdחrנ[מ als die zwei Hauptklassen
des Opfers genannt werden (vergl. Deut. 33,10). Auch Ps. 50,8 ist Schlachtopfer Bezeichnung einer
ganzen Klasse; es ist auch dort Induktion des allgemeinen Begriffs des Opfers angestrebt. Für diese
Zweiteilung beweisen noch Stellen wie 1. Sam. 2,29; Jes. 19,21; Dan. 9,27.
ה`בvז] steht hier nicht statt des gewöhnlichen םי[מdלrש׳ז, dem Dankopfer. Vielmehr steht es, wie schon
gesagt, als eine Hauptklasse der Opfer neben der nun folgenden Hauptklasse der Speisopfer.
הdחrנ[מ] heißen die Lev. 2 beschriebenen Speisopfer; ׳מ ging ins Feuer und der Rest fiel an die
Priester.
Um gleich הdלוע und האdטח, diese Arten des ח`בvז, vorwegzunehmen, so dienten diese, wie Hupfeld
kurz und einfach bemerkt, zur Wiederherstellung des Gnadenstandes, zur gnädigen Wiederaufnah-