Zwölf Messianische Psalmen erklärt. - Licht und Recht
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Psalm 8. 141<br />
vor Davids Augen schon Alles lebt, hernach (V. 6 b ) hindert nichts, beim Fut. stehen zu bleiben. ד`קdפ]<br />
vom gnädigen Besuchen Gottes, oft zur Erfüllung der Verheißung: Gen. 21,1; 50,24; Exod. 3,16; 1.<br />
Sam. 2,21. Der Sinn also ist: was ist der Menschensohn, dass Du Doch in Gnaden nach ihm siehst!<br />
Man vergl. Jes. 53: „wir aber hielten Ihn für Den, der von Gott geschlagen <strong>und</strong> gemartert wäre“.<br />
Mit ר`כdז steht es verb<strong>und</strong>en = Jer. 15,15.<br />
V. 6: löst die Verw<strong>und</strong>erung Davids <strong>und</strong> kennzeichnet uns diesen Enosch hier als einen, bei dem<br />
das Entbehren Gottes eine Ausnahme sei. Es ist also hier ein Solcher dem David vor Augen, der<br />
Gottes voll zu sein gewohnt ist.<br />
וה ^רrס`חrת`ו] Auch dies ist Präsens der lebhaften Darstellung. Nach Kohel. 4,8, wo dieselbe Verbindung<br />
vorkommt („ich lasse meine Seele Gutes entbehren“), ist hier zu übersetzen: „Du hast ihn entbehren<br />
lassen Gottes“; so dass er Gott nicht bei sich hatte, wie früher, nicht mehr Gottes voll war,<br />
wie zuvor (so Geier). Eine strenge Parallele ist Phil. 2,6,<br />
ט`עrמ] eigentl. ein Spänchen; als Zeitpartikel kommt es vor: Haggai 2,6; Jes. 10,25; 29,17 woselbst<br />
der Zusatz רdעrז[מ Adjektiv ist, <strong>und</strong> der Zeitbegriff im ט`עrמ liegt. Auch LXX <strong>und</strong> Hebräerbrief (Kap.<br />
2,7) übersetzen βραχύ τι (eine Zeitlang) – also im temporellen Sinn. Zu diesem Entbehren eine Zeitlang<br />
stimmt das adversative: „aber mit Herrlichkeit <strong>und</strong> Ehre hast Du ihn gekrönt“ weit besser. Dieser<br />
ganz einfache <strong>und</strong> wohlbegründete Gedanke wird aber durchaus verkannt von Älteren <strong>und</strong><br />
Neueren. Diese erklären beide Glieder unseres Verses im Sinne der den Menschen angestammten<br />
Hoheit. Calvin <strong>erklärt</strong>: parum abesse eum iussisti a divino et coelesti statu. Hengstenberg: „wenig<br />
unter göttlichen Stand erniedrigst Du ihn.“ Hupfeld: „<strong>und</strong> machtest ihn nur Wenig geringer als<br />
Gott“.<br />
Gegen diese Erklärungen spricht aber erstens, dass von einem Enosch, wie ihn der vorige Vers<br />
beschreibt, doch nicht ohne Vermittlung <strong>und</strong> in demselben Atemzuge gesagt werden kann: „<strong>und</strong> Du<br />
machtest ihn nur wenig geringer als Gott“. Soll von einer Erhöhung dieses Enosch gesprochen werden<br />
können, wie es denn auch sofort geschieht, <strong>und</strong> zwar in einer Weise, dass dieser Enosch den<br />
Vergleich mit der Pracht des Himmels nicht mehr zu scheuen braucht: so muss dieselbige vermittelt<br />
werden; es muss diese Erhöhung des Enosch ihre Erklärung <strong>und</strong> Begründung haben. Dieses notwendige<br />
Mittelglied nun zwischen dem Enosch <strong>und</strong> dem Herrscher über Alles, die Art <strong>und</strong> Weise,<br />
wie <strong>und</strong> wodurch der Enosch Herrscher über Alles wird, gibt uns die erste Hälfte des V. 6 an: „Du<br />
ließest ihn eine Zeitlang Gottes entbehren.“ Es ist also Einer, bei dem das Entbehren Gottes, das<br />
nicht voll Sein Gottes, ein Ausnahmezustand ist. Ein Solcher freilich kann dann in den regelmäßigen<br />
Zustand der Erhöhung ganz selbstverständlicher Weise wieder eintreten.<br />
Zweitens spricht gegen die oben erwähnten Exegeten Folgendes. Sollte schon in der erstem Hälfte<br />
des sechsten Verses von der anerschaffenen Hoheit des Menschen die Rede sein, so müsste dieselbe<br />
anders, <strong>und</strong> zwar schriftgemäßer ausgedrückt sein. Nach Gen. 1,26 ist der Mensch im Bilde<br />
Gottes geschaffen: so dass er also im Bilde Gottes völlig steht, <strong>und</strong> ganz nach Gottes Ähnlichkeit<br />
ist. Bei allem dem ist ein Abstand zwischen Gott <strong>und</strong> Mensch natürlich da – nur lässt sich der nicht<br />
dadurch bezeichnen: dass der Mensch eine kleine Stufe niedriger stehe als Gott, oder „ein wenig geringer<br />
gemacht sei“ als Gott selber.<br />
Vielmehr ist ja nach Gen. 1,26 die Gottesebenbildlichkeit ganz vorhanden bei Adam. Der Unterschied<br />
zwischen Gott <strong>und</strong> dem ungefallenen Menschen besteht aber darin, dass der Mensch dasjenige<br />
im Bilde ist, was Gott wesenhafter Weise <strong>und</strong> urbildlich ist. Das im Bilde seines Gottes stehende<br />
<strong>und</strong> von dieser Sphäre getragene <strong>und</strong> emporgehobene Wesen ist aber, an <strong>und</strong> für sich beurteilt, nach<br />
seinem Werte an <strong>und</strong> für sich geschätzt, toto coelo geringer als Gott. Nur im Zusammenhang mit<br />
dem Urbilde Gott ist das im Bilde Gottes stehende Wesen, der Mensch, von Wert: dann aber ist er