Zwölf Messianische Psalmen erklärt. - Licht und Recht
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8 Die gr<strong>und</strong>legende christologische Einleitung.<br />
einander genähert hatten. Und das nicht allein, sondern auch zwischen der Schlange Samen <strong>und</strong> des<br />
Weibes Samen will Gott dieselbige Feindschaft wirken. Feindschaft soll bestehen einerseits zwischen<br />
Allem, was von der Schlange stammt, <strong>und</strong> andrerseits zwischen dem Samen des Weibes. Eine<br />
doppelte Frage wirft sich hier einer denkenden Betrachtung auf. Erstlich muss man sich fragen: auf<br />
welchen Samen hat das dem Tode (nach Gen. 2,17) verfallene Weib noch zu hoffen? Und zweitens<br />
fragt man sich: wie kann überhaupt dem Weibe an <strong>und</strong> für sich Same beigemessen werden? – Schon<br />
die dem Tode erlegenen Ersteltern muss ein maßloses Staunen <strong>und</strong> unermessliche Freude überkommen<br />
sein, als sie einmal von Samen überhaupt <strong>und</strong> zweitens von des Weibes Samen reden hörten.<br />
Aber, weil Gott es ist, der da redet, so ist fortan nicht nur ein Same den Menschen verliehen, sondern<br />
es ist damit den Ersteltern ein Same verliehen, der zugleich des Weibes Same heißt. Ein Same<br />
w<strong>und</strong>erbaren Namens ist der Erstling, welchen Gott dem gefallenen Menschenpaare ins Leben ruft.<br />
Zu dem geistlichen W<strong>und</strong>er also, dass überhaupt noch ein Same für die dem Tode verfallenen Menschen<br />
vorhanden, gesellt sich das natürliche W<strong>und</strong>er, dass dieser erste Same ein aus dem Weibe gewordener<br />
ist, ein γενόμενος ἐκ γυναικὸς (wie Christus nach Gal. 4,4 es ist) nicht ein םdדאà dה ע `רvז. Fortan<br />
ist demnach eine Person vorhanden, welche, mit einem w<strong>und</strong>erbaren Namen geziert, nicht bloß<br />
die Feindschaft dem Schlangensamen gegenüber aufrecht erhält, sondern welche zugleich der gegenwärtigen<br />
Schlange den Kopf zertreten soll, wie wir sogleich hören werden. Diese Person ist nun<br />
aber fortan auch wesenhafter Weise vorhanden als Haupt <strong>und</strong> Sieger derjenigen Schlachtordnung,<br />
welche in der Folgezeit dem bösen Geistwesen <strong>und</strong> seinem Samen sich gegenüber zu stellen berufen<br />
wird. Sie ist im Worte Gottes in die Welt eingeführt <strong>und</strong> durch dasselbige lebenskräftig hingestellt<br />
inmitten einer dem Tode verfallenen Welt (nach Gen. 2,17).<br />
Es bleibt uns aber noch übrig, die Möglichkeit nachzuweisen, dass ע `רvז (Same) von einem Einzelwesen<br />
stehen kann, <strong>und</strong> dass diejenigen irren, welche die Nachkommenschaft des Weibes durch unser<br />
Wort bezeichnet glauben. Letzteres ist deshalb eine Unmöglichkeit, weil nirgends in der heiligen<br />
Schrift von einem ע `רvז der Weiber die Rede ist, vielmehr der Ausdruck ע `רvז stets mit dem Mannesnamen<br />
sich verknüpft findet (ע `רvז Jakobs, Abrahams, Davids usw.). Und diese Erscheinung ist nach der<br />
physiologischen Anschauung der Hebräer sehr natürlich. Im A. T. heißt nämlich eine einmalige Äußerung<br />
männlicher Zeugungskraft schon ע `רvז 3 in Gen. 38,9; Lev. 15,18; Num. 5,28. Demgemäß steht<br />
ע `רvז häufig von dem Produkt jener einmaligen Äußerung der Manneskraft, nämlich von einer einzelnen<br />
Person: z. B. Gen. 4,25; desgleichen im abrahamitischen Segen nach Gal. 3,16; ferner 1. Sam.<br />
1,11; 2 Sam. 7,12; 1. Chron. 17,11. An der vorletzten Stelle wird ע `רvז näher bestimmt als der aus Davids<br />
Eingeweiden hervorgehe, <strong>und</strong> die Chron. a. a. O. umschreibt dies aufs Treffendste. Indem nun<br />
aber nicht allein das erstgeborne, sondern auch alle später gebornen Kinder aus derselben Quelle<br />
fließen, welche stets sich neu ersetzt: so fasst der Hebräer alle seine Kinder <strong>und</strong> mittelbar deren<br />
Kinder wiederum unter dem Worte ע `רvז zusammen. Alle Nachkommen Davids, <strong>und</strong> nicht etwa Salomo<br />
allein, verhalten sich zum Stammvater als ein ע `רvז, nicht aber als viele םי[ע dרrז. Durch solchen Plural<br />
würden die Nachkommen unnötig individualisiert, während doch die Menge des ע `רvז die gleiche<br />
Gestaltung <strong>und</strong> die gleiche Stellung zum Stammvater hat, wie der einzelne ע `רvז. 4 Individuell <strong>und</strong> generisch<br />
wird also ע `רvז gebraucht, was beim Kollektivum freilich eine Ausnahme ist. Diese Ausnahme<br />
ist jedoch durchaus sinngemäß <strong>und</strong> beruht auf der Art <strong>und</strong> Weise, wie der ע `רvז eines Menschen zustande<br />
kommt; erst Einer, dann wieder Einer – bis es zu einer großen Menge von Nachkommen<br />
3 ע `רvז von ע `רvז: ein Wort, welches sich auch im Arab. u. Äthiop. findet in der Bedeutung von sparsit.<br />
4 Vergl. Dietrich, Abhandlungen zur hebr. Grammatik S. 9.