Zwölf Messianische Psalmen erklärt. - Licht und Recht
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130 Psalm 118.<br />
Bindt d’ offerdieren dan met touwen<br />
Tot aan de hoornen van ’t altaar.<br />
Matth. Jorissen in seiner ausgezeichneten gereimten Übersetzung der <strong>Psalmen</strong> folgt der Auslegung<br />
des Cocceius, der den historischen Sinn nicht angibt:<br />
Ein Jeder such’ ihm zu gefallen<br />
Und bring’ sich selbst zum Opfer dar!<br />
Dieser zweiten Auffassung unseres Verses schließen sich auch die englische Bibel, die niederländische<br />
Staatenbibel, die dänische <strong>und</strong> die italienische Übersetzung von Diodati an. Allein die niederl.<br />
Staatenbibel bietet zugleich eine Erklärung, wonach der Sinn folgender wäre. Machet Euch bereit,<br />
um das Fest zu halten <strong>und</strong> dem Herrn zu opfern. Das Fest sei das Opfertier <strong>und</strong> „bis an die Hörner<br />
des Altars“ bedeute: der Opfertiere soll man so viele bringen, dass man sie führen müsse bis an<br />
die Hörner des Altars <strong>und</strong> daselbst anbinden.<br />
Die französische Übers. von Martin bietet eine kleine Modifikation dieser eben angeführten<br />
Übersetzungsweisen. Sie übersetzt: liez avec des cordes la bête du sacrifice, et amenez la jusqu’ aux<br />
cornes de l’autel. Mithin ergänzt Martin ein „Führen“, <strong>und</strong> diese Ergänzung bietet auch die portugiesische<br />
Übersetzung von d’Almeida.<br />
Auch diese zweite Auffassung kann sich auf alte Gewährsmänner berufen. Die syrische Übersetzung,<br />
welche einen so hohen Wert hat, bietet das Gleiche: „Binde unsere Feier mit Ketten bis an die<br />
Hörner des Altars“. Auf der gleichen Fährte ist das Targum, welches längere Zeit nach der Zerstörung<br />
des zweiten Tempels abgefasst worden. Es paraphrasiert: „Bindet das Lamm zum Schlachtopfer<br />
des Festes mit Ketten, bis ihr es geopfert <strong>und</strong> sein Blut gesprengt an die Hörner des Altars“. Dieser<br />
Auffassung folgen die Juden insgemein, A. Esra, Kimchi, Michlal Jophi <strong>und</strong> ganz neuerlich die<br />
von Zunz u. A. herausgegebene Übersetzung des A. T.<br />
Von allen anderen Übersetzungen weicht endlich die arabische Version ab: „Begehet das Fest unter<br />
denen, welche die Hörner des Altars ergreifen.“<br />
Dürfte es uns gelungen sein, durch die von uns gegebene historische Lokalisierung allen diesen<br />
ehrwürdigen, aber im Dunkel tappenden Übersetzungen den Abschied oder nähere Bestimmung gegeben<br />
zu haben!<br />
Weisen wir zum Schluss noch kurz darauf hin, dass auch dieser Vers ausnehmend gut auf David<br />
<strong>und</strong> Christus zugleich passt. David, mit der Restituierung der B<strong>und</strong>eslade, unter Daransetzung seines<br />
Lebens, beschäftigt – ruft, dass man aller Opfer Schlussopfer bringen solle. Christus, welcher<br />
der Rehabilitation des Gesetzes sein ganzes Leben hindurch hingegeben war – zog desgleichen einem<br />
Schlussopfer entgegen, lebte auf ein Schlussopfer hin, welches aller Opfer Schlussstein auf immer<br />
<strong>und</strong> ewig sein sollte. Denn mit diesem Opfer, dargebracht am Kreuze, war das Gesetz auf ewig<br />
rehabilitiert <strong>und</strong> der Vorhang im Tempel zerriss. Palmsonntag <strong>und</strong> Karfreitag drängen sich demnach<br />
in unseren Psalm zusammen. Der Einzug <strong>und</strong> das Opfer Christi sind beide innerhalb dieses Psalmes<br />
voraus-erlebt <strong>und</strong> im Voraus dargestellt. Christus lebt <strong>und</strong> webt in David <strong>und</strong> gibt aus dem M<strong>und</strong>e<br />
Davids des Befehl zum Schlussopfer, welches er in der Fülle der Zeiten selber sein will. Davids <strong>und</strong><br />
seines Volkes Stelle vertreten sowohl die alle sechs Schritte geschlachteten Tiere, als auch das<br />
Schlussopfer.