Zwölf Messianische Psalmen erklärt. - Licht und Recht
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Psalm 22. 49<br />
V. 15. Ausgeschüttet wie Wasser] ist das umfassendere Bild, in welchem das Auseinandergehen<br />
der Gebeine <strong>und</strong> was noch folgt, die das Ganze genauer zergliedernden Züge sind. Wie Wasser – so<br />
zusammenhangslos, kraft- <strong>und</strong> machtlos ist mein ganzer Mensch.<br />
יdתומrצ`ע־לdכ וד rרà dפrת[ה] Die Gebeine, das leibliche Gerüst des Menschen, trennen sich voneinander –<br />
was zugleich ein getreues Bild der Kreuzigung ist. In Bezug auf David kann dies nur uneigentlicher<br />
Weise einen Sinn haben: da er doch nie gefoltert wurde. Aber ein Gefühl der Schwäche, das ihm<br />
den Eindruck des Auseinandergehens seiner Gebeine machte, hat er gewiss oft empfanden. Davon<br />
ist also das Bild entlehnt: welches völlig getreu am Messias sich realisierte, als er am Kreuze hing.<br />
ג`נוד`כ י[ב[ל הdיdה] mein Herz ist geworden wie das Wachs. Ovid. (ex Ponto I, 2, 57): Sic mea perpetuis<br />
liquescunt pectora curis ignibus admotis ut nova cera solet.<br />
ם^מdנ] mein Herz ist zerflossen inmitten meiner Eingeweide. Diese Form ist Part. Ni. von ססמ; man<br />
erwartete סdמdנ; es ist unser Partic. auf Zere aber eine Nebenform (Gesen. § 67 not. 5). Dieselbe Metapher<br />
liegt in גומ <strong>und</strong> in ך`כ dר (Jes. 7,4), sowie auch im arabischen fâda. Die Umschreibung von ס`סdמ<br />
„zu Wasser werden“ gibt Josua 7,5.<br />
V. 16. Die Vorbedingungen des Durstes werden nun gemalt: Durst war ja auch einer der Hauptleidensmomente<br />
des Messias am Kreuze. Ausgetrocknet wie zu einer Scherbe ist meine Lebenskraft,<br />
würden wir sagen. Der Hebräer ist kühn <strong>und</strong> prägnant in seinen Vergleichungen, m. vergl. Jes.<br />
5,29. Kummer <strong>und</strong> Leiden trocknen die Säfte aus, dass sie versiegen, wie auch Prov. 17,22 sagt.<br />
וגו ןושdל] meine Zunge ist festgeklebt an meinem Gaumen. ןושdל ist gen. comm., als Mascul.<br />
kommt es Prov. 26,28 vor.<br />
קdבדfiמ] partic. hof. von קבד, eig. ankleben gemacht worden an meinem Gaumen; klebt ungeschmeidig<br />
<strong>und</strong> Durst erregend am Gaumen. Das Hofal steht hier in gleicher Weise umständlich, wie<br />
םvתrב`שוה in Jes. 5,8; auch dort hätte Kal genügt. םי`חÉקrל`מ ist Dual. von `חÉקrל`מ, welches Ort des Fassens<br />
(ח`קdל) bed.; dualisch aber wird es vorgestellt, weil zwei Wände die Speise fassen: wie Kimchi richtig<br />
bemerkt. Dies Nomen ist mit קdבrדfiמ zu verbinden. Wir vermissen dabei das sonst gewöhnliche ב, oder<br />
ל: so müssen wir also diesen Akkusativ beim Passiv קdבrדfiמ lokal auffassen – wie ב`שdי mit Akkus. –<br />
klebend gemacht an oder auf dem Gaumen. Threni 4,5 ist eine Sinnparallele. Ein sehr wichtiges<br />
Glied folgt endlich noch, zufolge dem Gott als die Kausalität dieses leidensvollen Zustandes auftritt.<br />
Gott selbst bettet den wie Wasser Hingeschütteten in den Todesstaub.<br />
י[נ^תrפrש[ת] fest hinsetzen wie noch Jes. 26,12. Es vergleicht sich diese Redensart wohl am Besten<br />
mit der: ich bin gleich geworden denen, welche in die Grube gefahren (Ps. 28,1; 30,4; 88,5; 143,7).<br />
Also Gottes Finger erkennt David als waltend an neben den Fäusten seiner Feinde, ganz wie in Ps.<br />
69,27: „denn den Du Gott geschlagen hast, haben sie (die Feinde) verfolgt.“ Fürwahr, dies wäre für<br />
David ein unmögliches Zugeständnis gewesen, wenn er an <strong>und</strong> für sich als ein unschuldig von Feinden<br />
umlagerter reden würde. Dann hätte er seine Feinde verwünschen müssen <strong>und</strong> nicht Gott ins<br />
Spiel bringen dürfen. Denn einen bloßen dogmatischen Satz vom concursus Dei wollte der Sänger<br />
in solch hohem Affekt, in dem wir ihn hier erblicken, doch gewiss nicht uns mitteilen. – Nein, diese<br />
Parallelisierung Gottes <strong>und</strong> der Feinde, als dasselbe bezweckend, wird nur verständlich, wenn er<br />
solches erlitt gemäß seines hohen Berufes, <strong>und</strong> als unschuldig Verfolgter. Dieser Beruf war aber ja:<br />
die Leiden des im Paradiese verheißenen Erretters in seiner Person zu reproduzieren. Oder, wie man<br />
auch sagen kann, sein Leiden war Vorausdarstellung des Leidens Christi. Ganz ebenso wird Ps.<br />
69,27 <strong>und</strong> Jes. 53,10 das Leiden des Messias als von Gott bewirkt angesehen, Gott hatte Wohlgefallen<br />
daran, dass die Krankheit ihn zermalmte, sagt Jesaja. Alsdann passt auf David <strong>und</strong> wird über-