Zwölf Messianische Psalmen erklärt. - Licht und Recht

66 Psalm 69.
den Thron nämlich, dieser gefährliche Anstoß weggeschafft ward. Die Bedeutung einer Rechtfertigung
hat aber auch die Auferstehung Jesu für die Apostel und alle Gläubigen. י[ב] bedeutet „in meiner
Person“.
V. 8-13. Der Sänger führt nun weiter aus, welcher Art seine Berufsstellung in Israel sei, und was
er darangesetzt, um seinen erhabenen Beruf durchzuführen. 36
V. 8. ךיvלdע] um deinetwillen = Ps.44,23, welche Stelle Röm. 8,36 durch ἑνεκεν σοῦ wiedergegeben
wird; also um Gottes willen trägt David die berufsgemäße Schmach. – הdתrס[כ usw.] diese Phrase
lässt sich aus Lev. 13,12.13 erläutern, wo von dem Aussatze, der das Fleisch bedeckt, die Rede ist.
In der gleichen Weise hat Schande sein Antlitz bedeckt, so dass sich alle scheu vor ihm zurückziehen,
als vor einem aus der menschlichen Gesellschaft Ausgestoßenen. V. 9. Ja, selbst seine Brüder
ziehen sich also scheu vor David zurück: eine unbrüderliche Gesinnung, deren Keime sich schon
vor dem Kampfe Davids mit Goliath offenbarten (ähnl. Ps. 22,8). Von seinen Eltern sagt David
noch stärkeres in Ps. 27,10 aus. V. 10 gibt der Sänger mit י[כ den näheren Grund dieses Zerwürfnisses
mit seinen nächsten Verwandten an. David sah seine Eltern und Brüder nicht an, 37 um des Eifers
willen, der ihn des Hauses Gottes wegen ganz verzehrte (1. Sam. 26,19.20). Eifer deines Hauses]
steht eigentl. da; es ist also ךrתי^ב gen. objectivus = Jes. 26,11; Sach. 9,1 u. o. Dieser Eifer um Gottes
Haus ist zunächst ein Eifer um die Zelthütte, 38 welche zu Sauls Zeiten nicht aufgesucht ward (nach
1. Chron. 13,3). Jedoch enthält dieser Eifer um Gottes Haus zugleich eine Hindeutung auf den David
eignenden Eifer um Gott und dessen gesetz- wie verheißungsmäßige Anbetung überhaupt. Um
Gott eiferte David, wenn er seine Salbung, welche gemäß der Verheißung ihm als einem Judäer und
einem aus Perez’ Stamm zukam, nicht aufgeben wollte. Ganz wie dem David widerfuhr auch Jesu
solcher Hass wegen seines Eifers um den Tempel Gottes (Joh. 2,17). In Ps. 118 werden wir sehen,
wie David diesem seinem Eifer um Gottes Haus mit Daransetzung seines eignen Lebens volle Genüge
verschaffte. Dem Eifer wird hier treffend ein Verzehren in der Weise des Feuers zugeschrieben,
gleichwie der Zorn brennt (Jes. 7,4), und wie die Sehnsucht blass macht und auszehrt (Ps.
81,3). Jeremia drückt seinen schwer zu verhaltenden Eifer in einem ähnlichen Bilde aus (20,9). –
Den inneren Ärger ferner an Gott und dessen Ratschlüssen ließ man David entgelten; man verurteilte,
wie so oft, in dem Gerechten eigentlich nur Gott. Auch dies zielt offenbar auf das Verwerfungsurteil,
welches Saul und die Seinigen Gottes Heilsratschlüssen dadurch zuteil werden ließen, dass
sie David verfolgten. V. 11. הvכrבvאdו usw.] und ich weinte, ins Fasten (geriet) meine Seele, oder wie
wir sagen könnten: ich weinte meine Seele ins Fasten hinein; d. h. ich weinte so sehr, dass meine
Seele zum Fasten kam, ins Fasten hinein geriet. Wie die Seele weint (Jer. 13,17), so kann ihr auch
Fasten beigemessen werden, da von ihr der Impuls zu dem völlig freiwilligen Fasten ausgeht. Man
darf auch nicht zugunsten des pentateuchischen שvפvנ הdנ[ע hier הvנעא emendieren wollen (so Olsh.
36 8. Denn um deinetwillen trag’ ich Schmach
und bedeckt Schande mein Antlitz.
9. Entfremdet bin ich worden meinen Brüdern,
Und ein Fremdling den Söhnen meiner Mutter.
10. Denn der Eifer um Dein Haus hat mich ausgezehrt
und die Schmähungen Deiner Schmäher sind auf mich gefallen.
11. Und ich weinte, ins Fasten (geriet) meine Seele:
und zu Schmähungen gereicht’ es mir.
12. Und ich machte zu meinem Kleide einen Sack:
und ich ward ihnen zum Spottlied.
13. Es verbreiten sich über mich, die im Tore sitzen
und die Saitenspiele der Mettrinker.
37 Vergl. Deut. 33,9; und in Bezug auf Jesum Mk. 3,33.
38 Dieselbe wird auch Exod. 23,19; Jos. 6,24; Ps. 118,26 ת[י`ב genannt (vergl. Bähr, Symbolik des mos. Cultus I, S. 77).