15.06.2013 Aufrufe

Zwölf Messianische Psalmen erklärt. - Licht und Recht

Zwölf Messianische Psalmen erklärt. - Licht und Recht

Zwölf Messianische Psalmen erklärt. - Licht und Recht

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

58 Psalm 22.<br />

V. 30: ist sehr schwierig <strong>und</strong> von den alten Übersetzungen insgesamt missverstanden. Auch bei<br />

den Neueren ist ein großes Schwanken <strong>und</strong> Auseinandergehen. Versuchen wir einen neuen Weg der<br />

Erklärung uns zu bahnen.<br />

Sehr falsch wird ולrכàdא<br />

von Delitzsch als Futurum <strong>und</strong> von Hengstenberg als Präs. gefasst. Es ist<br />

aber nur Prät., welches LXX treu übersetzt. Es scheint mir durch dieses ולrכàdא<br />

der Vordersatz zu V. 31<br />

eingeleitet. Die Struktur ist dann wie Ps. 21,12; 69,33: nach der Weise eines hypothetischen Satzes<br />

(vergl. auch Jes. 10,4; 26,10; 30,20). Also: haben die Fetten der Erde (nun) gegessen, beugen sie<br />

sich noch im Moment des Todes – dann (V. 31) übernehmen die Nachkommen ihre Rolle, in der<br />

Gemeinde die Gerechtigkeit Gottes verkündend einem kommenden Geschlecht. Bemerkenswert ist,<br />

dass der im Ps. Redende sein Bild von einer Gelübdemahlzeit in soweit verlässt, dass er auch die<br />

Reichen am Mahle teilnehmen lässt. Zu einer gesetzmäßigen Gelübde-schelamim-mahlzeit wurden<br />

nur die Familie <strong>und</strong> der Levit geladen. Die Hülle des Bildes wird durchbrochen – <strong>und</strong> das Wesen<br />

der Sache (αὐτὸ τὸ ὀν) schaut hervor.<br />

י^נrש[ד] von ן^שdד im guten Sinne hier gebraucht; in Jes. 5,17 sind die Reichen <strong>und</strong> Vornehmen desgleichen<br />

als םי[ח^מ Markige, Fette bezeichnet. In Ps. 92,15 steht ן^שdד von dem Gedeihen der Frommen<br />

im Parallelismus mit „grün sein“. Im Arabischen ist derselbe Tropus: fett ist gleich vornehm (a. Rosenmüller<br />

u. Schultens exc. Ham. p. 479). Im Griech. tritt uns πίων, πίειρα <strong>und</strong> παχύς in ähnlicher<br />

Bedeutung entgegen, z. B. Hom. Ilias 18, 342: πιείρας πέρθοντε πόλεις μερόπων ἀνθρώπων Schol.<br />

πλουσίας. Die Edlen <strong>und</strong> Fürsten sind hier gemeint, die auch sonst gern in messianischen Stellen<br />

hervorgehoben werden: z. B. Ps. 45,13; 72,10; Jes. 49,23; 52,15; 60,16; Apoc. 21,24. Wir erinnern<br />

auch an die Starken in Jes. 53,12, die der Messias zum Raube haben soll. Besonders instruktiv ist<br />

Ps. 47,9.10: „König ist Gott geworden über die Heiden“: wozu dann in V. 10 als Exemplifikation<br />

die Fürsten vor allen Anderen genannt sind. Haben diese Fetten, heißt es also, gegessen <strong>und</strong> angebetet,<br />

beugen sie sich vor Ihm, indem sie im Begriff stehen zu sterben usw.<br />

וע rרrכ[י] sollte durch ו consec. an das vorige Prät. angeschlossen sein; dieser Anschluss wird aber<br />

zuweilen unterlassen (z. B. Jes. 5,8.11; 1. Sam. 2,8; Prov. 19,26). Die Setzung des Imperf. statt des<br />

zu erwartenden Perfectums ist nach Ges. 127,4 c zu erklären. ע `רdכ ist im Sinne gläubiger Verehrung<br />

gemeint wie Ps. 72,9; 95,6; Jes. 45,23.<br />

רdפdע י^ד rרוי] ist Part. praes. <strong>und</strong> steht de conatu; so steht es noch Jes. 14,19; ferner Prov. 5,5; 7,27:<br />

woselbst die Fremde, die Buhlerin, von der das Gleiche ausgesagt wird, ja noch unter den Lebenden<br />

weilt. Für רdפdע stand in V. 16 vollständiger תvוdמ ר`פע, Staub steht hier für Todesstaub (wie Hiob 19,25).<br />

Einen Gegensatz zu den Reichen, etwa „zu Tode Betrübte“, können wir in dieser Phrase nicht finden<br />

mit Geier; es lässt sich das nicht durch Analogien belegen. Die Erklärung von Stier <strong>und</strong> von<br />

Hofmann: dass unsere Phrase רdפdע־׳י die Toten umfasse <strong>und</strong> dass in diesem V. das Anbeten aller Toten<br />

<strong>und</strong> Lebendigen ausgesagt sei, missfällt mir. Denn zu Gestorbenen ist ׳א־י^נrש[ד, nämlich die Reichen<br />

<strong>und</strong> Edlen, kein passender Gegensatz. Eher passte Hengstenbergs Auslegung des zweiten Hemistichs<br />

von geistlich Armen – nur dass bei ihm die exegetische Begründung nicht genügt.<br />

הdי[ח אל ושrפ`נrו] es ist רvשא vor ושrפ`נ zu supplieren. Die Phrase selbst ist wie Ez. 13,18; 18,27 zu nehmen<br />

im Sinne von „sein Leben erhalten“. Also ist ein Solcher beschrieben, der sein Leben nicht<br />

fristen, nicht festhalten konnte, sondern seinen Geist aufzugeben im Begriff ist. Auch dieser beugt<br />

sich noch vor ihm. Es ist also im ganzen Verse ein <strong>und</strong> dasselbige Subjekt im Auge behalten: nämlich<br />

die Edlen. – Dabei sind die Armen nun nicht ausgeschlossen, indem diese ja schon durch das V.<br />

28 erwähnte ם[יוג תוחrפrש[מ־לdכ mitsamt den Edlen eingeschlossen sind. Einem Könige, der hier redet,<br />

sei es vergönnt, auf das Anbeten der Edlen, der Machthaber, noch besonders hinzuweisen.

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!