Zwölf Messianische Psalmen erklärt. - Licht und Recht
Zwölf Messianische Psalmen erklärt. - Licht und Recht
Zwölf Messianische Psalmen erklärt. - Licht und Recht
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
142 Psalm 8.<br />
auch ganz im Bilde Gottes zufolge der Schrift, <strong>und</strong> nicht abermals in einer „ein wenig“ unter Gott<br />
stehenden Rangordnung!<br />
Also fern sei von uns der Gedanke: dass ein biblischer Autor den Menschen an <strong>und</strong> für sich in<br />
Vergleich mit Gott stellte <strong>und</strong> als Resultat herausbrächte: der Mensch sei nur ein wenig geringer als<br />
Gott. Solcher Gedanke ist platonisch, aber nicht biblisch; er sagt einerseits zu viel, andererseits zu<br />
wenig aus (für letztere Behauptung vergl. 2. Petr. 1,4).<br />
Wir müssen noch kurz auf die Übersetzung unseres Verses durch LXX, den Syr. <strong>und</strong> Hebr. 2,7<br />
eingeben.<br />
In der LXX wird V. 6 a übersetzt: ἠλάττωσας αὐτὸν βραχύ τι παῤ ἀγγέλους. Diese Übersetzung<br />
kann nur als eine treffliche <strong>und</strong> sinngemäße Paraphrase des hebr. Textes: „Du machtest ihn entbehren<br />
eine Zeitlang Gottes“ gelten. Alle alten Übersetzungen bieten uns nämlich für Elohim die Übersetzung<br />
„Engel“, wie denn in dieser Bedeutung Elohim in Ps. 97,7 <strong>und</strong> 138,1 vorkommt. Alsdann<br />
gab freilich „ermangeln lassen der Engel“ keinen recht passenden Sinn <strong>und</strong> so schreibt denn LXX<br />
dem Verbum ר`סdח im Piel eine dem Worte eigentlich nicht zukommende Bedeutung zu, nämlich:<br />
„nachstehen, zurückstehen“. Der Hebräerbrief folgt hier der LXX. Erstlich, weil er es mit Leuten zu<br />
tun hatte, welche vornehmlich die LXX in Händen hatten <strong>und</strong> er ohne Not durch eine neue Übersetzung<br />
nicht die rezipierte in Verdacht bringen wollte.<br />
Zweitens hatte der Brief es mit jüdisch Gesinnten zu tun, die sich viel mit Engeln als Mittelspersonen<br />
zwischen Gott <strong>und</strong> dem Menschen <strong>und</strong> als Vorbildern der Demut <strong>und</strong> Geistlichkeit zu schaffen<br />
machten. Schon im ersten Kapitel macht dieser Brief die Superiorität Christi über die Engel geltend.<br />
Auch im zweiten Kap. betont der Brief, dass die messianische Weltordnung nach Psalm 8<br />
Christo dem Menschensohne, nicht aber den Engels unterworfen sei. Da kam ihm nun die Paraphrase<br />
der LXX zustatten. Gemäß dieser konnte er den auf Engel pochenden Lesern zugeben, dass zwar<br />
Jesus im Fleische geringer als die Engel habe erscheinen müssen. Was die Leser also vielleicht triumphierend<br />
an Jesu Erscheinen im Fleische hervorhoben: dass er geringer als die Engel erschienen<br />
sei, nicht in solcher Macht <strong>und</strong> Pracht: – das konnte der Brief ihnen zugeben. Aber mit Berufung<br />
auf Ps. 8, fügt der Verfasser des Hebräerbriefes auch die der Erniedrigung folgende Erhöhung hinzu!<br />
– Er wählte also diese Paraphrase der LXX, weil ja auch sie richtiges aussagte <strong>und</strong> implizite in<br />
der Stelle des achten Psalmes lag. Er wählte diese Paraphrase, weil sie durch andere Schriftstellen<br />
als absolute Schriftwahrheit bezeugt wurde. Wir kommen zum Gegensatz in V. 6 b .<br />
רdדdהrו דובdכrו] das ו ist adversativ wie Ps. 2,6; 5,8; 13,6; 69,14, vergl. Noldius, Concordantiae particularum<br />
S. 301; aber mit Herrlichkeit <strong>und</strong> Majestät wirst Du ihn krönen. Diese zwei Worte sind die<br />
Gotte oder in den messianischen <strong>Psalmen</strong> dem Messias ausschließlich eignenden Ausdrücke göttlicher<br />
Majestät: vergl. 96,6; 104,1; 111,3; 21,6; 45,4. Also liegt auch hierin ein Beweis, dass von einem<br />
übermenschlichen Enosch die Rede sei. Unbegreiflich ist, wie Hupfeld <strong>und</strong> Delitzsch ihrem<br />
Ideengange zu Liebe dies וה ^רrט`עrת (wie überhaupt die vorausgehenden Imperfecta) durch Perfecta<br />
wiedergeben mögen. Es liegt ja in der Zukunft, was David schaut; ein Präsens höchstens ist gemäß<br />
der Lebhaftigkeit, mit der David Alles schaut, angebracht. In וה ^רrט`עrת] liegt ה dרdטע die Krone, mit der<br />
er gekrönt wird wegen der zuvor ausgestandenen Gottverlassenheit (vergl. Hebr. 2,9). ר^ט[ע wird mit<br />
doppeltem Accus. constr., דובdכ <strong>und</strong> רdדdה sind zwei Accus. des Objekts. Nachdem er die Krone bekommen<br />
<strong>und</strong> in die Herrlichkeit, die Er zuvor gehabt, wiedereingesetzt, bekommt Er die Herrschaft<br />
über Alles. Dies geschieht aber sofort; auch die Ausübung von Seiten des Erhöhten fängt, sofort an:<br />
wenn auch in seiner Weise, wie Er es für gut hält: <strong>und</strong> zwar so, dass wir es noch nicht sehen (was<br />
auch der Hebräerbrief sagt), wohl aber glauben! So sehen auch die Propheten die volle Glorie des