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Zwölf Messianische Psalmen erklärt. - Licht und Recht

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56 Psalm 22.<br />

Brot gebraucht werden. Z. B. von Gott wird gesagt, dass er stütze <strong>und</strong> den Menschen unterhalte,<br />

aufrecht erhalte, <strong>und</strong> auch vom Brote wird dasselbe gesagt. Die Verba ן`עdש, ד`עdס, הdיdח mit ל`ע werden<br />

gleichmäßig sowohl von der Stützung des inneren, wie auch des äußeren Menschen gebraucht, sei<br />

es nun durch Glaubensobjekte, oder durch Brot, durch Speise. Deshalb nennt sich auch der Herr das<br />

Brot des Lebens, <strong>und</strong> daher wird der wesentlichen Weisheit Gottes Prov. 9,2 ein Schlachten <strong>und</strong> Mischen<br />

des Weines zugeschrieben. Auch diese Weisheit lädt ein zu dem Tisch, den sie bereitet (s.<br />

weitere Nachweise in meinem Comm. über Jes. 24–27, S. 27). Als bemerkenswerte Belege für diesen<br />

inneren Konnex zwischen Essen <strong>und</strong> Glauben ist noch zu den dort erwähnten Beispielen hinzuzufügen,<br />

dass das Wort Gottes direkt wie eine Speise behandelt wird, welche man essen könne z. B.<br />

Jer. 15,16; „ich aß deine Worte“ (s. Ps. 19,11); das Verschlingen der Buchrolle <strong>erklärt</strong> sich auch daraus<br />

s. Ez. 3,1-3; <strong>und</strong> Apocal. 10,9.10.<br />

Genug, die Sättigung, welche zufolge V. 27 bei dieser Gelübdemahlzeit statt finden soll, ist offenbar<br />

eine aus dem Worte der Verkündigung des im Ps. Redenden hervorgehende Stärkung der<br />

Frommen, des Samens Jakobs <strong>und</strong> Israels.<br />

V. 27. ולrכאÉ י] Wir verstehen nun, wie er dazu kommt, plötzlich zum Essen aufzufordern. Erstlich<br />

bleibt der Psalmist dabei streng im Bilde einer Gelübdemahlzeit <strong>und</strong> zweitens ist aus dem Konnex<br />

des Essens mit dem gläubigen sich Verlassen, mit dem sich Stützen auf eine Sache, der innere Gehalt<br />

dieses Essens, die geistliche Bedeutung des Essens, wozu hier aufgefordert wird, gesichert.<br />

ולrכאÉי nun ist Jussiv, wie alle übrigen Verba dieses Verses, zu welcher Fassung vor allem die deutliche<br />

Jussivform י[חrי uns nötigt. Sodann findet bei dieser Fassung eine treffliche Übereinstimmung mit<br />

den gleichfalls Imperativisch gefassten Verbis des V. 24 statt. Wir erklären uns also aufgr<strong>und</strong> des<br />

Zusammenhangs für den Jussiv, welcher hier sehr wohl vorliegen kann: weil bekanntlich die Jussivformen<br />

im Plural durchaus mit denjenigen des Futurum zusammenfallen (Gesen. § 48,4). Durch<br />

diese Jussive werden die Frommen aufgefordert, sich an dem Mahle <strong>und</strong> der Verkündigung von des<br />

Sängers Schicksalen genießend <strong>und</strong> hörend zu beteiligen. Die Frommen werden gleichsam zur Tafel<br />

befohlen; es ist alles bereit, nachdem der Leidende unseres Ps. errettet <strong>und</strong> sein Gelübde unter dem<br />

Bilde eines Mahles für seine Brüder erfüllt. Frei geworden, speist der im Ps. Redende seine Brüder<br />

durch Tat <strong>und</strong> Wort, durch ein Mahl <strong>und</strong> durch die Verkündigung der Veranlassung dieses Mahls.<br />

Wir beschränken nun aber das hier angepriesene Mahl nicht auf das heil. Abendmahl, wie J. H. Michaelis<br />

<strong>und</strong> Münthinge tun, oder deuten es mit Geier auf den geistlichen Genuss des Leibes Christi.<br />

Wenn dies Alles für eine erbauliche Betrachtung auch nicht auszuschließen ist, so müssen wir zunächst<br />

doch bei der alttest. Gelübdemahlzeit stehen bleiben. In ihr ist, wie Jes. 25,6 in freier Weise<br />

ausgeführt wird, die Fülle der Segnungen symbolisiert, welche fließen aus den Leiden <strong>und</strong> der Errettung<br />

des im Psalme Redenden: zunächst Davids, dann aber vornehmlich Christi.<br />

Wer sind die Essenden? Die םי[וdנע, die Brüder des in V. 25 genannten י[נdע: eine Benennung, welche<br />

dort der im Ps. Redende sich selbst beilegte. Somit bezeichnet er die Essenden durch dieses Prädikat<br />

von Neuem als seine Brüder (= 69,30.33).<br />

ויdש rרד] Part. von ש `רdד, welches hier absolut steht, sonst meist mit לvא vom Befragen des göttlichen<br />

Orakels im Heiligtum (z. B. 1. Chron. 13,3). Es hat dieses ש `רdד dem Sprachgebrauchs nach die Färbung,<br />

dass es ein Suchen in der Not ist.<br />

י[חrי] ist offenbar ein Jussiv. Die Exegeten, welche der Mehrzahl nach die vorigen Tempora als Futura<br />

ansehen, wissen mit diesem Jassir nichts anzufangen: er kommt ihnen durchaus unvermutet.<br />

Delitzsch nennt diese Formel den Segenswunsch des Gastgebers an seine Gäste: was aber zu unermittelt<br />

hineinplatzt, wenn nicht schon die vorausgehenden Verba einen Wunsch <strong>und</strong> eine Aufforderung<br />

aussagen. Will man durchaus, wie es althergebracht ist <strong>und</strong> allgemein geworden, diese Verba

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