Zwölf Messianische Psalmen erklärt. - Licht und Recht
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Psalm 72. 169<br />
bekannte Euphrat, der häufig im A. T. vorzugsweise Fluss genannt wird. David setzt nun durch das<br />
ן[מ in רdהdנ[מ die östliche Grenze Palästinas, welche schon Gen. 15,18; Deut. 11,22-24 vorgezeichnet<br />
wurde, als Ausgangspunkt der Herrschaft Salomos über die gesamte Erde nach Osten zu. Zwischen<br />
dem Euphrat <strong>und</strong> Mittelmeere ist die Herrschaft Salomos eine selbstverständliche. In Ps. 2,8; Dan.<br />
4,19 <strong>und</strong> Sacharja 9,10 werden dieselben Grenzen des messianischen Reiches angegeben: Die Angabe<br />
unseres Verses nennt Hupfeld eine ideale Ausdehnung des Gebietes. Gewiss war dieselbe ideal<br />
zu Salomos Zeit: aber es war ein Ideal, welches, weil in Gottes Zusage begründet, gewiss zur Verwirklichung<br />
kommen wird. Und vorbildlicher Weise, andeutungsweise ist diese Ausdehnung der<br />
Herrschaft Salomos auch damals schon zur Erfüllung gekommen. Kamen doch Fürsten <strong>und</strong> Edle<br />
aus allen gebildeten Ländern damaliger Zeit Jahr für Jahr zu Salomo <strong>und</strong> huldigten seiner Größe.<br />
War doch Salomos Weisheit im M<strong>und</strong>e aller Derjenigen, welche geistig zurechnungsfähig waren in<br />
der damaligen Zeit. Lernten wir Salomo doch Ps. 45,4-6 kennen als einen geistigen Eroberer, welcher<br />
der Wahrheit <strong>und</strong> gebeugten Gerechtigkeit zu gute durchgreifend einherfuhr. Doch freilich ist<br />
Salomo nur ein Rahmen, er deutet nur an für seine Zeit, was Alles der Messias gewähren werde; die<br />
absolute Erfüllung der Aussagen unseres Verses verbleibt dem Messias.<br />
V. 9: wendet sich der Psalmist zunächst nach Osten.<br />
םיי[צ] bedeutet gewöhnlich Wüstentiere, hier aber werden Menschen vielleicht verächtlicher Weise<br />
also tituliert. Das gebildetste Volk der damaligen Zeit, die Babylonier, wohnten in der Tat in einer<br />
vom Meere angeschwemmten Niederung, welche sehr unges<strong>und</strong> war. 127 Jesaja 21,1 nennt Babel sogar<br />
eine Meereswüste. Auch die mächtigen Assyrier wohnten noch in der Ebene. Gar wohl mag er<br />
diese gefährlichsten Feinde mit einem Namen bezeichnen, wodurch er bewies, dass er sie nicht<br />
fürchte. Ihm waren Babels buhlerische Kunst <strong>und</strong> geistiger Dünkel gewiss schon bekannt. Diese<br />
Feinde nun sollen Staub lecken, was ein Symbol der tiefsten Demütigung ist (vergl. Jes. 49,23). Es<br />
ist dies ein Wunsch, der durch den allbekannten Fluch, der über die Schlange erging, an Bedeutung<br />
<strong>und</strong> Kraft gewinnt (vergl. Gen. 3,14). Hupfeld, um seine Meinung, dass םיי[צ nur Wüstentiere seien,<br />
aufrecht zu erhalten, will hier überaus willkürlich םי [רdצ mit Olshausen emendieren. Die Feinde<br />
könnten ja ganz füglich verächtlich mit einem Tiernamen bezeichnet sein. Übrigens ist es durchaus<br />
nicht <strong>und</strong>enkbar, dass auch Ps. 74,14 mit םיי[צ Menschen gemeint sind, nämlich die Ichthyophagen<br />
(so Bochart Phaleg 318; Cleric.; Munthinge; Hengstenberg).<br />
V. 10. Nun wendet der Psalmist sich wieder mehr nach Westen. Tarschisch ist Tartessus in Südspanien,<br />
durch der Phöniken Handel bekannt. Mit dem Ausdruck םי[ר[א wird der Westen im Großen<br />
<strong>und</strong> Ganzen im A. T. bezeichnet. Mit Scheba deutet der Psalmist David seinem Standpunkt gemäß<br />
nur erst sehr im Allgemeinen auf das Land in Südarabien, woher später die bekannte Königin kam.<br />
Nachmals ist diese Königin zum Beispiel instar omnium geworden <strong>und</strong> bezeugt, wie große Stücke<br />
die umwohnenden Könige besonders auf Salomo hielten, dessen Weisheit größer war, als die aller<br />
Morgenländer <strong>und</strong> aller Ägypter <strong>und</strong> überhaupt aller Menschen (wie 1. Kön. 4,30.31 von ihm<br />
rühmt). Auch Hupfeld erkennt die Bezugnahme unseres Verses auf den Ruhm Salomos in der Geschichte<br />
an. Seba endlich ist Name der Hauptstadt von Meroë. Es ist weit nach Südwest hin ausgeholt,<br />
um auch einen großen Teil Afrikas mit in das Herrschaftsgebiet des Salomo hineinzuziehen.<br />
In dem הdחrנ[מ בי[ש^ה liegt nach dem Sprachgebrauch das Schuldigsein der westlichen Völker, dem<br />
Salomo Geschenke zu bringen. Der Tribut käme demnach gleichsam an den Ort, wohin er gehört<br />
(Hupf.). Auf Salomo angewendet <strong>und</strong> zugepasst bekommen wir für unseren Vers folgenden Sinn.<br />
127 Über die Babylonier <strong>und</strong> ihre Metropole habe ich meine Ansicht dargelegt in meiner Dissert. De Armaismis l. Koheleth,<br />
S. 6-9.