15.06.2013 Aufrufe

Zwölf Messianische Psalmen erklärt. - Licht und Recht

Zwölf Messianische Psalmen erklärt. - Licht und Recht

Zwölf Messianische Psalmen erklärt. - Licht und Recht

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Psalm 16. 37<br />

Grab gelegt. Man zitiert doch nicht, um dem soeben Aufgestellten krass ins Gesicht zu schlagen!<br />

Genug, Paulus, wie auch Petrus, legen den größten Nachdruck darauf: dass David, als David an <strong>und</strong><br />

für sich, hier in V. 10 nicht gemeint sein könne: denn Der sei ja entschlafen <strong>und</strong> habe die Verwesung<br />

gesehen (Apg. 13,36). Sondern, sagt Paulus: „den Gott auferweckt – Der hat die Verwesung nicht<br />

gesehen“: also Christus. Mithin haben die zwei Apostel die „Verwesung“ hier gef<strong>und</strong>en <strong>und</strong>, wie<br />

wir weitläufig bewiesen, mit dem vollsten <strong>Recht</strong>e. – Für das älteste Verständnis unseres ת`ח`ש zeugt<br />

auch die rabbinische Fabel, dass Davids Leib nicht verwest sei (s. Lightfoot zu Apg. 2,27). Übrigens<br />

ist wohl zu bemerken, dass ׳ש הא dר „die Verwesung sehen“ nirgends vorkommt als Ps. 49,10, wo es<br />

vortrefflich in seiner Bedeutung „Verwesung“ passt: sonst kann keine Parallele von den für die<br />

Übersetzung „Grube“ einstehenden Exegeten beigebracht werden.<br />

Mithin wird hier die Hingabe Davids an die Scheol <strong>und</strong> die Leibesverwesung negiert. Das<br />

Schicksal eines Henoch, den Gott so w<strong>und</strong>erbar entrückte, mochte David zu solcher Bitte entflammen.<br />

Es mochte ihn dieses Erlebnis Henochs drängen, auch für sich das Gleiche zu erhoffen, was<br />

ihm freilich erst bei der allgemeinen Totenauferstehung zuteil werden wird. Erst da wird er sehen,<br />

dass seine Verwesung keine absolute gewesen. Aber was in Bezug auf David zu überschwenglich<br />

ist, bleibt aufrecht <strong>und</strong> unantastbar in Bezug auf den Messias. Dieser wurde weder der Hölle, noch<br />

der Verwesung preisgegeben. Also was in Davids M<strong>und</strong>e als sehr berechtigter Wunsch, der am Ende<br />

der Tage aber erst seine Erfüllung findet, zu gelten hat – das hat im Messias, dessen Schicksale David<br />

prophetisch zu präformieren hat – vollste Realität.<br />

Zwei Seiten bietet also der Sinn unseres Verses: die eine deckt sich mit den berechtigten Wünschen<br />

Davids <strong>und</strong> der Gläubigen, die andere deckt sich mit der Erfüllung durch den Messias. David<br />

<strong>und</strong> die Gläubigen partizipieren an dieses Verses Inhalt vollständig, wenn auch nicht so unmittelbar<br />

wie der Messias, was ja allein den Gläubigen der letzten Tage wird zuteil werden (1. Kor. 15,51.52).<br />

Gut sagt Calvin: <strong>und</strong>e sequitur vitae plenitudinem, quae in capite solo residet, guttatim solum vel<br />

per partes ad membra defluere.<br />

Betrachten wir nun noch kurz den Sinn d. V. nach der Übersetzung der neueren Exegeten: „Du<br />

wirst nicht hingeben (Futurum!) Deinen Frommen zu sehen die Grube“ d. i. den Tod zu sehen. Dann<br />

enthielte dieser Gedanke in der Tat eine starke Illusion <strong>und</strong> Hyperbel. Wie soll der Fromme denn<br />

auf diese Zuversicht kommen: dass Er nicht die Grube sehen werde, nicht sterben werde? Dies musste<br />

doch einmal geschehen, wo nicht heute, so doch nach einer kurzen Frist. Oder will der Fromme,<br />

der Begnadete, etwa nie sterben? – Er, der in V. 11 wünscht: dass Gott für ihn in seiner <strong>Recht</strong>en<br />

Wonnen ewiglich haben möge. – Also in dieser Absolutheit ausgesprochen: dass nämlich Gott den<br />

Frommen nicht die Grube sehen lassen würde, sondern Wonnen ewiglich – wäre der Satz unseres<br />

10. Verses eine beträchtliche Illusion. Höchstens könnte das Präteritum hier stehen (wie Ps. 30,4):<br />

„Du hast nicht sehen lassen deinen Frommen die Grube.“ Alsdann wäre es Dank für die Errettung<br />

aus einer gerade drohenden Todesgefahr. Aber für die Richtigkeit unserer Erklärung berufen wir uns<br />

hier noch auf V. 11. Dieser Vers führt uns nach richtiger Auslegung weit hinaus über die diesseitigen<br />

Freuden <strong>und</strong> Wonnen, welche diejenigen hier statuieren, die in V. 10 nur Rettung von einer gerade<br />

drohenden Todesgefahr sehen. Es tritt nämlich dem negativ gehaltenen Ausdruck der Hoffnung „Du<br />

wirst nicht meine Seele lassen der Hölle“ in V. 11 die positiv ausgedrückte Hoffnung zur Seite. Erstreckt<br />

sich nun diese positive Seite des 11. Verses auf das Jenseits 25 so muss auch das negative<br />

Glied in V. 10 Rettung vom Tode überhaupt aussagen. Also V. 11, der von ewigen Freuden spricht,<br />

wird V. 10 mit sich in die Ewigkeit hineinziehen müssen. Nun findet selbst Hupfeld in V. 10 die<br />

25 Auch anderswo findet sich, was auch Hupfeld anerkennt, solche Unsterblichkeitshoffnung, z. B. Ps. 17,15; 49,16;<br />

73,23 ff. usw.

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!