Zwölf Messianische Psalmen erklärt. - Licht und Recht
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Psalm 22. 61<br />
dies eine Haupthoffnung, dass alle Heiden verstehen lernen möchten die w<strong>und</strong>erlichen Heilswege<br />
Gottes mit seinem Könige, mit seinem Volke.<br />
Kurz, ohne auf den Messias zu sehen, kann man unmöglich dem David solche Erwartungen,<br />
z. B. dass alle Heiden infolge seines Leidens sich bekehren würden, zuschreiben. Dann begriffe ich<br />
die Geduld der <strong>Psalmen</strong> singenden Gemeinde nicht. Hyperbeln sind einmal, weil unwahr, auch hohl<br />
– <strong>und</strong> werden bald weggeworfen wie eine taube Nuss. Aber unser Psalm hat eben einen Kern,<br />
Christum: <strong>und</strong> so hat er sich erhalten als ein Fürst unter den soterologischen <strong>und</strong> messianischen Bestandteilen<br />
des A. Testaments.<br />
In Christo ist nun Alles Wahrheit geworden, was der Sänger unseres Psalmes als Resultat seiner<br />
Leiden <strong>und</strong> seiner Errettung hinstellt. David, wie schon gesagt worden, partizipiert nur daran <strong>und</strong><br />
gibt den Stoff her zu solch einer messianischen Verkündigung.<br />
Die Echtheit unseres Ps. <strong>und</strong> seine Abfassung von Seiten Davids ist von Delitzsch hinreichend in<br />
Schutz genommen worden (S. 181 seines Komm.). Hapaxleg. sind תולdיvא <strong>und</strong> תוד}ע. Diese Abstraktiv-<br />
Endung auf תו ist schon im Pentat. gebräuchlich – im Worte תוד^ע – <strong>und</strong> soll nach Opperts Entzifferungen<br />
im Altassyrischen ganz gewöhnlich sein; sie ist also altsemitisch.<br />
Psalm 69.<br />
In der innigsten Verbindung mit Ps. 22 (<strong>und</strong> Ps. 40) steht Ps. 69: was ganz allgemein, auch von<br />
Ewald <strong>und</strong> Hitzig, anerkannt worden. Es erscheint mir die Identität der Verfasser von Ps. 22; 69 <strong>und</strong><br />
40 eine ganz notwendige Annahme. Wir nehmen mit Dank das Zugeständnis von Delitzsch an,<br />
wenn er sagt: „Stünde es fest, dass Ps. 40 altdavidisch ist, so wäre die altdavidische Herkunft von<br />
Ps. 69 ebendamit fest begründet.“ Den Nachsatz aber, welchen Delitzsch diesem verheißungsvollen<br />
Vordersatze beigibt, müssen wir aufs entschiedenste missbilligen. Er sagt: „aber statt ihr aufschriftliches<br />
דודל wechselseitig zu bestätigen, erschüttern sie es vielmehr“. Alles aber, was Hitzig, welchem<br />
Delitzsch hier folgt, auf Jeremia zupasst, lässt sich doch zunächst weit trefflicher auf David<br />
auslegen. Beide Gelehrte sind dem Irrtume Jahns verfallen, welcher als Leidenden in Ps. 22 dem<br />
König David den Hiskia substituiert (s. oben S. 42). Ist nun gleich der Inhalt von Ps. 22 dem Hiskia<br />
<strong>und</strong> seiner Lage nicht durchaus fremd, so ist doch die Teilnahme, welche Jahn dem Hiskia an jenem<br />
Ps. beimisst, gar anders zu begründen als durch willkürliche Änderung des Verfassernamens in der<br />
Überschrift des Ps. Und das Gleiche gilt hier von der Aufstellung des Jeremia als Verfasser von Ps.<br />
69.<br />
Aus der großartigen Harmonie <strong>und</strong> dem merkwürdigen Konsensus, in welchem die Schicksale<br />
besonders der hervorragenden heilsgeschichtlichen Personen <strong>und</strong> auch anderer heiliger Männer<br />
Gottes zueinander stehen, resultiert die Teilnahme, welche Hiskia an Ps. 22, <strong>und</strong> Jeremia an Ps. 69<br />
beigemessen werden kann. Alle diese heiligen Männer Gottes sind nämlich gleichförmig gemacht<br />
den Schicksalen ihres ihnen von Gott gesetzten, <strong>und</strong> in David zu Worte kommenden Hauptes <strong>und</strong><br />
alle partizipieren sie etlichermaßen an der Darlegung, welche dieses Haupt, dieser Erlöser sich im<br />
Worte Gottes <strong>und</strong> besonders in den mess. <strong>Psalmen</strong> verschafft hat. Alle Männer Gottes finden in den<br />
Psalmtönen eines David das Urbild der Leidens- <strong>und</strong> Freudentöne in der eigenen Brust wieder. Vor<br />
Allem ist dies bei Jeremia denkbar, welchem noch überdies eine so enorme Assimilationskraft eigentümlich<br />
ist. Wer diesen Charakter Jeremias, zufolge dessen er sich die Schriftzeugnisse seiner<br />
erhabenen Geistesgenossen so gern assimiliert, wohl ins Auge fasst: den werden mannigfaltige, ja<br />
wörtliche Berührungen, welche zwischen Jeremia <strong>und</strong> unserem Psalme stattfinden, nicht befremden.