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Klimawandel in den Alpen - ETH Weblog Service

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ANHANG 7<br />

Risikotransfermechanismen im <strong>Alpen</strong>raum<br />

Wie <strong>in</strong> vielen anderen Weltregionen auch entstan<strong>den</strong> <strong>den</strong> verschie<strong>den</strong>en Versicherungs-<br />

und Entschädigungssystemen im <strong>Alpen</strong>raum erhebliche Verluste durch die<br />

Extremereignisse der jüngsten Vergangenheit, wie die Law<strong>in</strong>en und W<strong>in</strong>terstürme von<br />

1999 sowie die Hochwasser von 2002 und 2005 (CCR, 2005; Kamber, 2006; Prettenthaler<br />

und Vetters, 2006). Derzeitige <strong>Klimawandel</strong>szenarien lassen auf e<strong>in</strong>e Zunahme der Häufigkeit<br />

und Intensität der Naturereignisse (OcCC, 2003) und der dadurch entstehen<strong>den</strong><br />

versicherten Schä<strong>den</strong> schließen (SwissRe, 2006). Wenn sich zugleich die gegenwärtigen<br />

sozioökonomischen Trends fortsetzen, die mit e<strong>in</strong>er Erhöhung der Gefahrenexposition<br />

und der Vulnerabilität des Sachkapitals verbun<strong>den</strong> s<strong>in</strong>d, dürfte die Belastung der Versicherungssysteme<br />

durch Naturgefahren weiter wachsen.<br />

Die steigende Wahrsche<strong>in</strong>lichkeit von Extremereignissen kann e<strong>in</strong>e Bedrohung für<br />

die Zahlungsfähigkeit der Versicherungsunternehmen darstellen und höhere Kapitalrücklagen<br />

erforderlich machen (vgl. A.7, Abb. 1). Im Allgeme<strong>in</strong>en resultieren größere Schä<strong>den</strong><br />

<strong>in</strong>folge häufigerer und heftigerer Naturereignisse auch <strong>in</strong> höheren Versicherungsprämien.<br />

E<strong>in</strong>e andere mögliche Antwort wäre die E<strong>in</strong>schränkung des Versicherungsschutzes<br />

bzw. des Versicherungsangebots. Dies wäre allerd<strong>in</strong>gs mit erheblichen volkswirtschaftlichen<br />

und sozialen Kosten verbun<strong>den</strong>, weil die f<strong>in</strong>anzielle Belastung durch<br />

Naturgefahren dann von <strong>den</strong> betroffenen Privatpersonen und der lokalen Wirtschaft<br />

alle<strong>in</strong> getragen wer<strong>den</strong> müsste, was starke Auswirkungen auf die wirtschaftliche Entwicklung<br />

hätte.<br />

Erfahrungen der jüngsten Zeit mit Risikotransfersystemen im <strong>Alpen</strong>raum<br />

In Frankreich hat sich im vergangenen Jahrzehnt der f<strong>in</strong>anzielle Druck erhöht, der<br />

auf <strong>den</strong> Rücklagen der Caisse Centrale de Réassurance (CCR) lastet. Der Sturm und die<br />

Hochwasser des Jahres 1999 verursachten im ganzen Land große Schä<strong>den</strong> und Verluste<br />

bei <strong>den</strong> Versicherungen, weshalb zur Erfüllung der Stop-Loss-Vere<strong>in</strong>barung und des<br />

une<strong>in</strong>geschränkten Versicherungsschutzes e<strong>in</strong>e direkte F<strong>in</strong>anzspritze des Staats <strong>in</strong> Höhe<br />

von 450 Mio. Euro nötig war. Dies hatte zur Folge, dass im französischen Versicherungssystem<br />

für Naturgefahren im Jahr 2000 e<strong>in</strong>ige Reformen vorgenommen wur<strong>den</strong>.<br />

Um die Rücklagen der CCR wieder aufzufüllen, wurde dabei der Prämienaufschlag auf<br />

Sachversicherungen auf 12% angehoben (CCR, 2005) (vgl. A.7, Abb. 2).<br />

In Österreich war der Umfang der Auszahlungen des Katastrophenfonds im Zeitverlauf<br />

stark variabel, und im letzten Jahrzehnt waren se<strong>in</strong>e Rücklagen zuweilen nicht<br />

ausreichend, weshalb auch hier der Staat direkt e<strong>in</strong>spr<strong>in</strong>gen musste (vgl. A.7, Abb. 3).<br />

Da nur e<strong>in</strong>e ger<strong>in</strong>ge Zahl von Personen gegen Hochwasserschä<strong>den</strong> versichert war, kam<br />

nach dem Hochwasser von 2002 starker politischer Druck zur Entschädigung der Flutopfer<br />

auf. Die Mittel des Katastrophenfonds reichten nicht aus, um alle Schä<strong>den</strong> zu<br />

decken, weshalb der Staat ihm mit 500 Mio. Euro unter die Arme greifen musste, wovon<br />

250 Mio. Euro für die Erstattung von Schä<strong>den</strong> am Vermögen von Privatpersonen und<br />

Unternehmen bestimmt waren (Hyll et al., 2003).<br />

KLIMAWANDEL IN DEN ALPEN – ©2007

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