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Klimawandel in den Alpen - ETH Weblog Service

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Gefahrenorte, Gefahrenhäufigkeit und oft auch Gefahren<strong>in</strong>tensität UHWURVSHNWLYHU Art<br />

s<strong>in</strong>d. Alle genannten drei Parameter – Ort/räumliche Ausdehnung, Häufigkeit und Intensität<br />

– können sich unter dem E<strong>in</strong>fluss des <strong>Klimawandel</strong>s jedoch verändern, teilweise<br />

sogar recht drastisch. Dies gilt z.B. <strong>in</strong> besonderem Maße für Gletschergefahren, Muren<br />

und Massenbewegungen, die empf<strong>in</strong>dlich auf steigende Temperaturen und Veränderungen<br />

der Niederschlagsmenge reagieren können. Anders ausgedrückt s<strong>in</strong>d vergangene<br />

Ereignisse – auf die sich das Naturgefahrenmanagement bislang stützt – <strong>in</strong> Zeiten des<br />

<strong>Klimawandel</strong>s u.U. ke<strong>in</strong>e verlässliche Grundlage mehr für das Gefahrenmanagement.<br />

Wie lässt sich das Naturgefahrenmanagement <strong>in</strong> der Praxis also YRUDXVVFKDXHQGHU<br />

gestalten angesichts der erheblichen Unsicherheiten, die auf der Entwicklung vieler mit<br />

dem <strong>Klimawandel</strong> <strong>in</strong> Verb<strong>in</strong>dung stehender Naturgefahren lasten? E<strong>in</strong>e mögliche Strategie<br />

wäre die Anhebung des Vorsorgestandards für das Gefahrenmanagement, um der<br />

Veränderung der Häufigkeit und Intensität der fraglichen Ereignisse Rechnung zu<br />

tragen. Die Aufnahme stärkerer und extremerer Ereignisse <strong>in</strong> <strong>den</strong> Planungsprozess dürfte<br />

dazu führen, dass solidere Maßnahmen ausgearbeitet wer<strong>den</strong>. In der Schweiz wur<strong>den</strong> die<br />

Gefahrenkarten beispielsweise dah<strong>in</strong>gehend geändert, dass nun nicht mehr nur Ereignisse,<br />

die alle 100 Jahre e<strong>in</strong>treten können, sondern auch solche mit e<strong>in</strong>er Wiederkehrwahrsche<strong>in</strong>lichkeit<br />

von bis zu 300 Jahren berücksichtigt wer<strong>den</strong>. Anpassungen wur<strong>den</strong> auch<br />

bei der Planung von Notfallmaßnahmen vorgenommen, <strong>in</strong> die nun Ereignisse mit e<strong>in</strong>er<br />

Wiederkehrperiode von bis zu 1000 Jahren e<strong>in</strong>bezogen wer<strong>den</strong> müssen 18 . Ganz gleich, ob<br />

der <strong>Klimawandel</strong> berücksichtigt wird oder nicht, erhöht sich durch die Anhebung des<br />

Vorsorgestandards die Widerstandsfähigkeit gegenüber häufigeren/<strong>in</strong>tensiveren Extremereignissen.<br />

Als e<strong>in</strong>e weitere Strategie könnte die E<strong>in</strong>führung häufigerer Aktualisierungen der<br />

Gefahrenkarten <strong>in</strong>s Auge gefasst wer<strong>den</strong>, die als Grundlage für Raumplanung, Versicherungsbed<strong>in</strong>gungen<br />

und sonstige Reaktionsmaßnahmen dienen. E<strong>in</strong>e häufigere Aktualisierung<br />

würde die Berücksichtigung sich verändernder Gefahrenprofile ermöglichen, wie<br />

sie <strong>in</strong>sbesondere bei Permafrost- und Gletscherrisiken zu beobachten s<strong>in</strong>d. In <strong>den</strong> drei<br />

untersuchten Ländern s<strong>in</strong>d die Kriterien für die E<strong>in</strong>leitung e<strong>in</strong>er Neubeurteilung der<br />

Gefahrenlage und Überarbeitung der entsprechen<strong>den</strong> Gefahrenkarten mitunter ungenau<br />

und <strong>in</strong> jedem Fall nur reaktiv. In der Schweiz s<strong>in</strong>d die Regeln für die Aktualisierung der<br />

Gefahrenkarten recht vage, da nur e<strong>in</strong>e „periodische Aktualisierung“ vorgeschrieben ist.<br />

In Frankreich müssen die PPR und die Gefahrenkarten nur dann überprüft wer<strong>den</strong>, wenn<br />

die aktuelle Beurteilung der Gefahrenlage durch neue Ereignisse <strong>in</strong> Frage gestellt wird.<br />

Auch <strong>in</strong> Österreich ist e<strong>in</strong>e Anpassung der Hochwassergefahrenkarten nur erforderlich,<br />

„ändern sich die Verhältnisse <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em E<strong>in</strong>zugsgebiet bzw. liegen auf Grund von Katastrophenereignissen<br />

neue Erkenntnisse vor“. Die Aktualisierung der Hochwassergefahrenkarten<br />

war <strong>in</strong> Österreich ziemlich ungleichmäßig. Während e<strong>in</strong>ige <strong>in</strong> <strong>den</strong> Jahren 2000<br />

oder 2001 genehmigte Gefahrenkarten bereits aktualisiert wur<strong>den</strong>, ist dies für viele<br />

wesentlich früher (im Zeitraum 1985-1998) erstellte Karten noch nicht geschehen<br />

(BMLFUW, 2005b). Zusätzlich zu häufigeren Aktualisierungen zur Berücksichtigung<br />

neuerer Ereignisse bestünde e<strong>in</strong>e weitere Möglichkeit dar<strong>in</strong>, <strong>in</strong> die Gefahrenkarten YRU<br />

DXVVLFKWOLFKH Risiken aufzunehmen, die sich aus dem <strong>Klimawandel</strong> ergeben. Im Richtl<strong>in</strong>ienvorschlag<br />

der Europäischen Kommission für die Bewertung und Bekämpfung von<br />

18. Roberto Loat, Schweizer Bundesamt für Umwelt, Wald und Landschaft, persönliche Mitteilung.<br />

KLIMAWANDEL IN DEN ALPEN – ©2007

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