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Klimawandel in den Alpen - ETH Weblog Service

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mit größerer Höhenausdehnung deutlich weniger anfällig s<strong>in</strong>d als niedrig gelegene<br />

Stationen). Die W<strong>in</strong>tertourismusbranche hat auf die Konsequenzen der beobachteten<br />

Veränderungen reagiert, wobei e<strong>in</strong>e Reihe technologischer und verhaltensbezogener<br />

Anpassungsmaßnahmen <strong>in</strong> die Praxis umgesetzt wur<strong>den</strong>, um die negativen Effekte zu<br />

kompensieren. Solche Anpassungsmaßnahmen können jedoch nicht isoliert von anderen<br />

unternehmerischen Entscheidungen getroffen wer<strong>den</strong> und unterliegen dem E<strong>in</strong>fluss e<strong>in</strong>er<br />

ganzen Reihe anderer Faktoren, namentlich Marktnachfrage, Wettbewerb und Umweltschutzbestimmungen.<br />

Die beobachteten Anpassungsstrategien s<strong>in</strong>d auch weiterh<strong>in</strong> größtenteils<br />

reaktiver Natur, und es gibt wenig H<strong>in</strong>weise darauf, dass die Skigebiete <strong>in</strong> Antizipation<br />

künftiger Klimaveränderungen e<strong>in</strong>e langfristige, vorausschauende Geschäftsplanung<br />

entwickeln.<br />

Aus e<strong>in</strong>er Reihe von Grün<strong>den</strong> wird auch davon ausgegangen, dass die Skigebietsbetreiber<br />

weiterh<strong>in</strong> ganz <strong>in</strong>dividuelle Anpassungsstrategien an <strong>den</strong> <strong>Klimawandel</strong> wählen.<br />

Die <strong>in</strong> Frage kommen<strong>den</strong> Anpassungsmöglichkeiten wer<strong>den</strong> variieren, je nach <strong>den</strong> geographischen<br />

Merkmalen (z.B. verfügbare Höhenausdehnung, lokale klimatische Bed<strong>in</strong>gungen<br />

und Entfernung zu größeren Märkten), <strong>den</strong> gesetzlichen Regelungen (u.a. Frem<strong>den</strong>verkehrspolitik,<br />

Umweltschutzbestimmungen und Wasserzugangsrechte) sowie <strong>den</strong><br />

Geschäftsmodellen (unabhängige Betreiber von Skigebieten gegenüber W<strong>in</strong>tersportkonglomeraten).<br />

Mit anderen Worten dürften die Anpassungen sehr kontextspezifisch<br />

ausfallen. Angesichts des Zeithorizonts des projizierten <strong>Klimawandel</strong>s wird der W<strong>in</strong>tertourismus<br />

ke<strong>in</strong>en plötzlichen radikalen Umbruch erfahren. Der <strong>Klimawandel</strong> ist e<strong>in</strong> Faktor,<br />

der die strukturellen Veränderungen <strong>in</strong> der W<strong>in</strong>tertourismus<strong>in</strong>dustrie <strong>in</strong>sofern verstärken<br />

wird, als er Chancen und Risiken der jetzigen und künftigen Entwicklung im Frem<strong>den</strong>verkehr<br />

klarer zu Tage treten lässt. Letztlich ist es das Anpassungsvermögen (nicht das<br />

Klima), das die Zukunft der Skistationen im Kontext des <strong>Klimawandel</strong>s bestimmen wird.<br />

Für die staatlichen Instanzen wirft dies zwei kritische Fragen auf. Die erste bezieht<br />

sich auf <strong>den</strong> Grad der Aufsicht und der Intervention, der u.U. <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Prozess nötig ist,<br />

bei dem es sich <strong>in</strong> weiten Teilen um e<strong>in</strong>e autonome, von Marktkräften ausgehende<br />

Anpassung handelt. E<strong>in</strong> Bereich, <strong>in</strong> dem es entschei<strong>den</strong>d auf Aktionen der staatlichen<br />

Stellen ankommen könnte, s<strong>in</strong>d die ökologischen und sozialen Externalitäten, die durch<br />

<strong>den</strong> E<strong>in</strong>satz (bzw. zu starken E<strong>in</strong>satz) bestimmter Anpassungsstrategien entstehen können.<br />

So hat die Kunstschneeerzeugung z.B. Auswirkungen auf <strong>den</strong> Wasser- und Energieverbrauch,<br />

durch die Pistenpräparierung kann sich die Vegetation verändern und die Stabilität<br />

der Pisten verr<strong>in</strong>gern, und die Verlagerung von Skiaktivitäten <strong>in</strong> höhere Lagen<br />

kann zu e<strong>in</strong>er Bedrohung für fragile Ökosysteme wer<strong>den</strong>. Die derzeit <strong>in</strong> dieser H<strong>in</strong>sicht<br />

verfolgten Politiken variieren stark, sowohl im Ländervergleich als auch <strong>in</strong>nerhalb der<br />

e<strong>in</strong>zelnen Länder. In Deutschland und Frankreich gibt es ke<strong>in</strong>e Bestimmungen für die<br />

Kunstschneeerzeugung, wenn auch e<strong>in</strong>ige Aspekte durch die bestehen<strong>den</strong> Vorschriften<br />

für die Wasserentnahme geregelt s<strong>in</strong>d. In Österreich gelten <strong>in</strong>dessen explizite Regelungen,<br />

diese unterschei<strong>den</strong> sich aber <strong>in</strong> <strong>den</strong> verschie<strong>den</strong>en Prov<strong>in</strong>zen, und <strong>in</strong> Italien verfügt<br />

nur Südtirol über entsprechende Bestimmungen. In der Schweiz müssen für Schneekanonen<br />

mittlerweile Umweltverträglichkeitsprüfungen durchgeführt wer<strong>den</strong>, und es<br />

gibt spezifische Vorschriften darüber, wo sie e<strong>in</strong>gesetzt wer<strong>den</strong> dürfen. Ähnliche Unterschiede<br />

bestehen auch bei <strong>den</strong> Vorschriften – wenn es solche überhaupt gibt – für die<br />

Verwendung von Schneezusätzen, die Pistenpräparierung oder die Verlagerung der Skiaktivitäten<br />

<strong>in</strong> höhere Lagen.<br />

KLIMAWANDEL IN DEN ALPEN – ©2007

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