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Klimawandel in den Alpen - ETH Weblog Service

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Massenbewegungen können e<strong>in</strong>e Bedrohung für Menschen und Sachwerte darstellen:<br />

Ste<strong>in</strong>schlag kann Menschen das Leben kosten, während Felsstürze große Schä<strong>den</strong> an<br />

Gebäu<strong>den</strong> und Infrastrukturen anrichten können. In <strong>den</strong> 19 Schweizer Kantonen, <strong>in</strong><br />

<strong>den</strong>en die Gebäudeversicherung bei der öffentlichen Hand liegt, verursachten Massenbewegungen<br />

im Zeitraum 1995-2005 versicherte Schä<strong>den</strong> <strong>in</strong> Höhe von über 21 Mio. Euro<br />

(33 Mio. sfr) 4 . E<strong>in</strong>e weitere Form von Massenbewegungen ist das Quellen und Schw<strong>in</strong><strong>den</strong><br />

von Lehmbö<strong>den</strong>, zu dem es <strong>in</strong>folge von Dürreperio<strong>den</strong> kommt und das Schä<strong>den</strong> an<br />

Baufundamenten hervorruft. Im französischen Departement Alpes-Maritimes entwickelte<br />

sich dieses Phänomen <strong>in</strong> <strong>den</strong> letzten Jahren zum kostspieligsten Naturgefahrenfaktor<br />

(Pru<strong>den</strong>t, 2006).<br />

In Bezug auf die Häufigkeit von Massenbewegungen lassen sich e<strong>in</strong>ige aktuelle<br />

Trends i<strong>den</strong>tifizieren. In <strong>den</strong> niedrigeren Lagen (< 2 200 m) der französischen <strong>Alpen</strong> hat<br />

sich die Zahl und die Häufigkeit von Murgängen von weniger als 400 m Länge seit <strong>den</strong><br />

achtziger Jahren deutlich verr<strong>in</strong>gert (Jomelli et al., 2004). Die Zusammenhänge zwischen<br />

<strong>den</strong> Massenbewegungen und dem <strong>Klimawandel</strong> s<strong>in</strong>d komplex, da sich verschie<strong>den</strong>e<br />

Faktoren auf ihre Häufigkeit auswirken könnten. Zunehmende Niederschläge im W<strong>in</strong>ter,<br />

die für e<strong>in</strong> größeres Wasserangebot sorgen, könnten die Hangstabilität verr<strong>in</strong>gern und<br />

die Frequenz der Massenbewegungen verstärken. Durch <strong>den</strong> Anstieg der Baumgrenze<br />

könnten jedoch zugleich Gelände stabilisiert wer<strong>den</strong>, die zuvor nicht bewachsen waren.<br />

In <strong>Klimawandel</strong>szenarien nehmen Häufigkeit und Ausmaß von Erdrutschen und Murgängen<br />

<strong>in</strong>folge heftigerer Niederschläge <strong>in</strong> <strong>den</strong> Sommermonaten zu. Auf Grund von<br />

Veränderungen des Tauprozesses im Frühjahr wird es voraussichtlich auch häufiger zu<br />

Ste<strong>in</strong>schlägen und Felsstürzen kommen 5 . Die Häufigkeit von Massenbewegungen dürfte<br />

sich <strong>in</strong> <strong>den</strong> verschie<strong>den</strong>en <strong>Alpen</strong>regionen jedoch nicht e<strong>in</strong>heitlich entwickeln. In <strong>den</strong><br />

Südalpen wird der <strong>Klimawandel</strong> wohl zu etwas weniger Massenbewegungen führen, da<br />

der Effekt <strong>in</strong>tensiverer Niederschläge durch e<strong>in</strong> trockeneres Klima ausgeglichen wird<br />

(Bathurst et al., 2005).<br />

*OHWVFKHU XQG 3HUPDIURVWJHIDKUHQ<br />

Die Entwicklung der Gletscher ist mit großen Eismassenbewegungen verbun<strong>den</strong>,<br />

die Infrastrukturschä<strong>den</strong> verursachen können (z.B. an Skilifts); Veränderungen der Gletschersysteme<br />

können aber auch zu verheerenderen Ereignissen führen, wie Gletscherseeausbrüchen<br />

(JODFLDO ODNH RXWEXUVW IORRGV – GLOF) oder Eislaw<strong>in</strong>en. GLOF können<br />

sich zudem <strong>in</strong> Murgänge verwandeln. Die Entwicklung der Gletscher wirkt sich <strong>in</strong> <strong>den</strong><br />

Sommermonaten auch auf Flüsse und Bäche aus, die <strong>in</strong> warmen Sommern <strong>in</strong>folge des<br />

schmelzen<strong>den</strong> Schnees mehr Wasser führen können. Langfristig wird der Rückgang der<br />

Gletschermasse jedoch <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Verr<strong>in</strong>gerung der Abflussmenge im Sommer resultieren.<br />

E<strong>in</strong>e Destabilisierung von Fels- oder Lockergeste<strong>in</strong> <strong>in</strong>folge des Auftauens der Permafrostbö<strong>den</strong><br />

kann allerd<strong>in</strong>gs ebenfalls Ste<strong>in</strong>schläge und Murgänge verursachen. Dabei<br />

s<strong>in</strong>d auch Kettenreaktionen möglich und können verschie<strong>den</strong>e Gefahren zusammenwirken,<br />

z.B. wenn Felsstürze GLOF oder Law<strong>in</strong>en auslösen.<br />

4. Geme<strong>in</strong>schaftsunternehmen der kantonalen Gebäudeversicherungen, ZZZ NJYRQOLQH FK.<br />

5. Markus Stoffel, Université de Fribourg, persönliche Mitteilung.<br />

KLIMAWANDEL IN DEN ALPEN – ©2007

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