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Klimawandel in den Alpen - ETH Weblog Service

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Projektionen zufolge <strong>in</strong> <strong>den</strong> Sommermonaten <strong>in</strong> <strong>den</strong> Westalpen wesentlich stärker ausgeprägt<br />

se<strong>in</strong> (Heimann und Sept, 2000). Die Niederschläge sollen <strong>in</strong>dessen zunehmen<br />

und im W<strong>in</strong>ter <strong>in</strong>tensiver wer<strong>den</strong>, im Sommer aber deutlich abnehmen (Haeberli und<br />

Beniston, 1998). Diese allgeme<strong>in</strong>en Beobachtungen decken sich mit <strong>den</strong> für die Schweizer<br />

<strong>Alpen</strong> ausgearbeiteten <strong>Klimawandel</strong>szenarien, <strong>den</strong>en zufolge die Temperaturen im Vergleich<br />

zu 1990 bis 2050 im Sommer um 1-5°C und im W<strong>in</strong>ter um 1-3°C steigen sollen.<br />

Die Niederschlagsmenge soll sich im W<strong>in</strong>ter derweil um rd. 5-25% erhöhen und im<br />

Sommer um 5-40% verr<strong>in</strong>gern (OcCC, 2003).<br />

Diese Bed<strong>in</strong>gungen wür<strong>den</strong> <strong>in</strong> wenigen Jahrzehnten <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er deutlichen Verr<strong>in</strong>gerung<br />

der Schneedecke und der Gletschermasse resultieren. Die Höhe der Schneedecke <strong>in</strong><br />

<strong>den</strong> <strong>Alpen</strong> schwankt stark von Jahr zu Jahr und im Verlauf der Jahrzehnte. Für die jüngste<br />

Abnahme der Schneedecke <strong>in</strong> <strong>den</strong> achtziger und neunziger Jahren wurde allerd<strong>in</strong>gs der<br />

Temperaturanstieg verantwortlich gemacht. Die Auswirkungen jeglicher Veränderungen<br />

der Niederschlagsmenge auf die Schneedecke s<strong>in</strong>d <strong>in</strong>sgesamt ger<strong>in</strong>g und wer<strong>den</strong> <strong>in</strong>folge<br />

der steigen<strong>den</strong> Temperaturen nichts an deren allgeme<strong>in</strong>er Abnahme ändern. Zwischen<br />

1850 und 1980 hat sich die Ausdehnung der Gletscher <strong>in</strong> <strong>den</strong> <strong>Alpen</strong> um ungefähr<br />

30-40% verr<strong>in</strong>gert, während ihre Masse um die Hälfte geschrumpft ist (Haeberli und<br />

Beniston, 1998). Seit 1980 s<strong>in</strong>d weitere 10-20% der verbliebenen Eismasse abgeschmolzen<br />

(Haeberli und Hoelzle, 1995). Alle<strong>in</strong> im heißen Sommer 2003 war <strong>in</strong> <strong>den</strong> <strong>Alpen</strong> e<strong>in</strong><br />

Schwund der verbleiben<strong>den</strong> Gletschermasse um 10% zu verzeichnen. Bis 2050 wer<strong>den</strong><br />

wahrsche<strong>in</strong>lich rd. 75% der Gletscher der Schweizer <strong>Alpen</strong> nicht mehr existieren. Laut<br />

neueren Forschungsarbeiten könnten im Fall e<strong>in</strong>er Erwärmung der Lufttemperaturen im<br />

Sommer um 5°C bis 2100 fast alle Gletscher <strong>in</strong> <strong>den</strong> <strong>Alpen</strong> verschwun<strong>den</strong> se<strong>in</strong> (Zemp<br />

et al., 2006). Der <strong>Klimawandel</strong> dürfte auch zu e<strong>in</strong>em Anstieg der Untergrenze des<br />

Permafrosts um mehrere hundert Meter führen (Hoelzle und Haeberli, 1995). Durch <strong>den</strong><br />

Rückzug der Gletscher wer<strong>den</strong> große Mengen an Moränensedimenten freigesetzt wer<strong>den</strong>,<br />

während sich die Hang<strong>in</strong>stabilität <strong>in</strong> Steillagen erhöhen wird. Das Auftauen der<br />

Permafrostbö<strong>den</strong> wird voraussichtlich zu e<strong>in</strong>er Zunahme der Ste<strong>in</strong>schlagaktivität führen,<br />

wie sie am Matterhorn während der Hitzewelle von 2003 zu beobachten war (Gruber<br />

et al., 2004). Das Schw<strong>in</strong><strong>den</strong> des Permafrosts gefährdet zudem die Stabilität von Infrastrukturen<br />

<strong>in</strong> höheren Lagen.<br />

Insgesamt wird der <strong>Klimawandel</strong> wohl zu e<strong>in</strong>er Verlagerung der Gefahrenzonen<br />

führen, was darauf h<strong>in</strong>deutet, dass die Heranziehung historischer Daten für das Gefahrenmanagement<br />

an Zweckmäßigkeit verlieren dürfte (Haeberli und Beniston, 1998). Der<br />

<strong>Klimawandel</strong> wird wahrsche<strong>in</strong>lich auch zu deutlichen Veränderungen im Wasserkreislauf<br />

der <strong>Alpen</strong> führen. Bei <strong>den</strong> W<strong>in</strong>terniederschlägen wird dabei von e<strong>in</strong>er Ten<strong>den</strong>z zu<br />

<strong>in</strong>tensiveren Niederschlagsereignissen ausgegangen. Zudem dürfte <strong>in</strong>folge der steigen<strong>den</strong><br />

Temperaturen e<strong>in</strong> größerer Teil dieser Niederschläge als Regen fallen. Der <strong>Klimawandel</strong><br />

wird wohl auch <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em früheren Beg<strong>in</strong>n der Schneeschmelze resultieren,<br />

wodurch sich das Hochwasserrisiko <strong>in</strong> von Gletschern gespeisten Gewässern erhöhen<br />

könnte. Gleichzeitig dürfte sich die Gefahr von Sommerhochwassern <strong>in</strong> von Regen<br />

gespeisten Gewässern auf Grund der voraussichtlichen Abnahme der Niederschläge <strong>in</strong><br />

<strong>den</strong> Sommermonaten verr<strong>in</strong>gern.<br />

Die <strong>Alpen</strong>konvention wies 2006 <strong>in</strong> der Erklärung der IX. <strong>Alpen</strong>konferenz, <strong>in</strong> deren<br />

Mittelpunkt der <strong>Klimawandel</strong> stand, nachdrücklich auf die starke Anfälligkeit des<br />

<strong>Alpen</strong>raums gegenüber Klimaveränderungen h<strong>in</strong>. In dieser Erklärung wurde die Not-<br />

KLIMAWANDEL IN DEN ALPEN – ©2007

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