Klimawandel in den Alpen - ETH Weblog Service
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Besucher <strong>in</strong> französischen W<strong>in</strong>tersportorten fährt gar nicht Ski (Guillot, 2006). Noch<br />
größer ist dieser Anteil <strong>in</strong> Italien, wo 48% der Besucher von W<strong>in</strong>tersportgebieten weder<br />
Skifahren noch Snowboar<strong>den</strong> (WWF Italien, 2006a). Auf dem Rigi, e<strong>in</strong>em berühmten Berg<br />
<strong>in</strong> der Zentralschweiz, hat sich die W<strong>in</strong>terkundschaft erheblich verändert. In <strong>den</strong> achtziger<br />
Jahren kamen fast ausschließlich Skifahrer. Im vergangenen W<strong>in</strong>ter jedoch waren 65%<br />
der Besucher W<strong>in</strong>terwanderer, 15% Schlittenfahrer und nur 20% Skifahrer. Nichtskifahrer<br />
stellen <strong>in</strong> <strong>den</strong> Skigebieten effektiv e<strong>in</strong>en wichtigen und wachsen<strong>den</strong> Markt dar.<br />
Viele Skigebiete haben erhebliche Investitionen getätigt, um diese neue Klientel<br />
der Nichtskifahrer zu befriedigen. Die beliebtesten Aktivitäten für diese Gruppe s<strong>in</strong>d:<br />
Schneewandern (alle<strong>in</strong> <strong>in</strong> der Schweiz gibt es über 2 500 km planierte W<strong>in</strong>terwanderwege),<br />
Schlittenfahren (etwa 500 Schlittenpisten <strong>in</strong> Österreich) und Schneeschuhwandern<br />
(unzählige Möglichkeiten überall <strong>in</strong> <strong>den</strong> <strong>Alpen</strong>). Das Problem bei diesen Nichtskiaktivitäten<br />
besteht natürlich dar<strong>in</strong>, dass auch sie Schnee voraussetzen (wenngleich<br />
weniger als der Alp<strong>in</strong>-Ski). Diese Aktivitäten ziehen möglicherweise zusätzliche Besucher<br />
an, reduzieren aber die Schneeabhängigkeit der alp<strong>in</strong>en W<strong>in</strong>tergebiete nicht, die im Kontext<br />
des <strong>Klimawandel</strong>s vor allem <strong>in</strong> <strong>den</strong> niedrig gelegenen Resorts die Herausforderung<br />
darstellt. Außerdem bieten viele Skiorte, <strong>in</strong>sbesondere die größeren, Touristen e<strong>in</strong> sehr<br />
diversifiziertes Angebot an, darunter Wellnesszentren, Fitnessclubs, Hallensport, Konzerte,<br />
Festivals, Ausstellungen und e<strong>in</strong>e Vielzahl von Bars, Restaurants und E<strong>in</strong>kaufslä<strong>den</strong>.<br />
Damit wer<strong>den</strong> Skifahrern wie Nichtskifahrern alternative Aktivitäten geboten. Die<br />
Besucher machen von diesem Angebot Gebrauch und erwarten vielleicht sogar e<strong>in</strong>e<br />
solche breite Produktpalette, aber gewöhnlich s<strong>in</strong>d nicht diese „zusätzlichen“ Angebote,<br />
sondern die Schneesportaktivitäten für die Wahl e<strong>in</strong>es Zielorts ausschlaggebend.<br />
Es könnten noch mehr schneeunabhängige Aktivitäten angeboten wer<strong>den</strong> (wie<br />
Gesundheitstourismus, Kongresstourismus), und es gibt auf dem Markt auch erfolgreiche<br />
Nischenprodukte (z.B. das Arosa-Humorfestival, Schweiz), doch sollte das Diversifizierungspotenzial<br />
nicht überschätzt wer<strong>den</strong>:<br />
x Die oben genannten Angebote s<strong>in</strong>d nicht direkt schneeabhängig. Indirekt kann der<br />
Schnee bei der Auswahl z.B. e<strong>in</strong>es Kongressorts jedoch e<strong>in</strong>e wichtige Rolle spielen.<br />
x Die <strong>Klimawandel</strong>szenarien deuten auch auf nassere W<strong>in</strong>ter h<strong>in</strong>. Mehr Niederschläge<br />
im Vere<strong>in</strong> mit e<strong>in</strong>er wachsen<strong>den</strong> Zahl von Wolkentagen könnten auch die Attraktivität<br />
nichtschneeabhängiger Aktivitäten verr<strong>in</strong>gern.<br />
x Die Hotels, Restaurants und Gaststätten, die von Touristen aller Art besucht wer<strong>den</strong>,<br />
dürften von Diversifizierungsmaßnahmen mehr profitieren als die Skigebietsbetreiber,<br />
deren E<strong>in</strong>nahmen <strong>in</strong> starkem Maße vom Transport der Skifahrer abhängen.<br />
x Tourismusmanager im Schweizer Kanton Graubün<strong>den</strong> schätzten, dass 20% der<br />
derzeitigen Besucher an nichtschneegebun<strong>den</strong>en Angeboten <strong>in</strong>teressiert se<strong>in</strong> könnten<br />
(Abegg, 1996).<br />
Daher ist es unwahrsche<strong>in</strong>lich, dass die Schneeaktivitäten voll und ganz durch<br />
Nichtschneeangebote ersetzt wer<strong>den</strong> können. Schneeunabhängige Angebote spielen e<strong>in</strong>e<br />
wichtige Rolle, da sie die Angebotsvielfalt e<strong>in</strong>er Station erhöhen und deren W<strong>in</strong>tergeschäft<br />
verbessern. Davon alle<strong>in</strong> könnte der W<strong>in</strong>tertourismus allerd<strong>in</strong>gs nicht leben.<br />
Derzeit gibt es ke<strong>in</strong>e Aktivität, die e<strong>in</strong> ähnlich hohes E<strong>in</strong>nahmepotenzial bietet wie der<br />
traditionelle W<strong>in</strong>tersport, <strong>in</strong>sbesondere der Skisport.<br />
KLIMAWANDEL IN DEN ALPEN – ©2007