Antworten auf Althusser - Berliner Institut für kritische Theorie eV
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Die erkenntnistheoretischen Auffassungen <strong>Althusser</strong>s<br />
!<br />
Gebrauchsmethode der Mittel verwendet" u . Es fällt zum einen <strong>auf</strong>,<br />
daß <strong>Althusser</strong> umstandslos die Kategorie Arbeit" durch die Kategorie<br />
„Praxis" ersetzt. Damit wird zugleich die Produktionstätigkeit<br />
zur Praxis generalisiert und die Praxis <strong>auf</strong> die Produktionstätigkeit<br />
reduziert. Wo Marx Arbeit als „zweckmäßige Tätigkeit" spezifiziert,<br />
findet sich bei <strong>Althusser</strong> der Terminus „Veränderungsarbeit", was<br />
zum einen eine Tautologie darstellt und zum anderen die Zweckbestimmtheit<br />
des Prozesses ausklammert. An der Hervorhebung im<br />
Zitat iällt zweitens eine seltsame Trennung und, als ihr Resultat,<br />
eine Umkehrung <strong>auf</strong>. Eine Trennung: die Arbeit, d. h. die „Praxis im<br />
engeren Sinne", ist von den „Menschen", als deren Kraftäußerung<br />
sie zu gelten hat, geschieden; sie figuriert als das selbständige Movens<br />
des Prozesses, das neben seinen gegenständlichen Faktoren auch<br />
den subjektiven, die „Menschen", bewegt: eine Umkehrung. Als<br />
Unterworfene sind die ,Subjekte' Elemente des Prozesses, aber nicht<br />
dessen Subjekt als Triebkraft: Subjekt in diesem Sinne ist der Prozeß<br />
oder die Praxis selbst. Das kann auch so ausgedrückt werden: die<br />
Praxis ist ein Prozeß ohne Subjekt — eine prozessierende Struktur.<br />
Die Grundstruktur, von der Marx ausgeht: Subjekt (Mensch) — Objekt<br />
(Natur), die praktische Tätigkeit des Menschen, der die Arbeitsmittel<br />
in Bewegung setzt („durch seine eigene Tat") und <strong>auf</strong> den Gegenstand<br />
zielt („regelt und kontrolliert", „zweckmäßige Tätigkeit"),<br />
wird von <strong>Althusser</strong> <strong>auf</strong> den Kopf gestellt. Angesichts dieser Konstruktion<br />
stellt sich die Frage, ob hier nicht unter der Hand als<br />
a-priori-Struktur der Praxis eingeführt wird, was Marx als die historisch-spezifische<br />
Struktur des kapitalistischen Produktionsprozesses<br />
herausstellt: daß der Arbeiter, anstatt die Produktionsmittel anzuwenden,<br />
von eben diesen Produktionsmitteln („die materielle Existenzweise<br />
des Kapitals" 36 ).selbst angewendet wird. „Statt von ihm<br />
als stoffliche Elemente seiner produktiven Tätigkeit verzehrt zu werden,<br />
verzehren sie ihn als Ferment ihres eignen Lebensprozesses, und<br />
der Lebensprozeß des Kapitals besteht nur in seiner Bewegung als<br />
sich selbst verwertender Wert." 38 Wird aber die bestimmte gesellr<br />
schaftliche Form des materiellen Lebensprozesses als ewige Naturform<br />
angesehen, so muß auch die hier ausgesagte spezifische Verkehrung<br />
des Verhältnisses von Subjekt und Objekt als .natürlich'<br />
erscheinen. Dies wiederum mag in der Konsequenz die Rede von<br />
Subjekt und Objekt überhaupt fragwürdig werden lassen: tatsächlich<br />
lehnt <strong>Althusser</strong> — <strong>auf</strong> erkenntnistheoretischer Ebene, wohlgemerkt<br />
— die „ideologischen Figuren Subjekt und Objekt" 37 kategorisch<br />
ab 38 .<br />
929<br />
34 PM S. 167/FM S. 104; von mir hervorgehoben.<br />
35 Marx, Kapital, MEW Bd. 23, S. 451.<br />
36 ibid., S. 239.<br />
37 LLC I S. 66/DKL S. 73.<br />
38 Den „theoretischen Anti-Humanismus" <strong>Althusser</strong>s, der sich unter<br />
anderem in der Ablehnung des „Subjekt"-Begriffs als wissenschaftliche<br />
Kategorie zeigt, <strong>auf</strong> ein so direktes Mißverständnis der Marxschen <strong>Theorie</strong><br />
DAS ARGUMENT 94/1975 ©