Antworten auf Althusser - Berliner Institut für kritische Theorie eV
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1,1032 Besprechungen<br />
quenz aus seiner Einsicht in überkommene Ausbildungsverhältnisse<br />
an den amerikanischen Militärschulen, die er in einem Aufsatz über<br />
„Militärische Ausbildung und Lerngesetze" beschrieben hatte (vgl.:<br />
Umschlagtext). Die Koppelung pädagogischer Zwecke an militärische<br />
trägt dazu bei, daß das Tabu der Lernzielbestimmung und -kritik<br />
durch die Lerntheoretiker selbst auch in Gagnés Ansatz <strong>auf</strong>rechterhalten<br />
wird. Was als Inhalte der optimierten Lernprozesse vermittelt<br />
wird, fällt in den fiktiven Bereich der Ideologiefreiheit.<br />
An die Stelle von Prototypen setzt Gagné acht verschiedene Lernarten,<br />
die sich aus der Verschiedenheit der Bedingungen, unter denen<br />
gelernt wird, herleiten. Das Repertoire der Lernarten reicht von der<br />
einfachsten Form des Signallernens (1. Lernart), worin der Lernende<br />
meist unwillkürlich und emotional <strong>auf</strong> Reize reagiert, über die komplexeren<br />
Formen des Reiz-Reaktions-Lernens (2. Lernart) zu Kettenbildungen<br />
(3. Lernart). Dabei leistet der Lernende eine „Verbindung<br />
von zwei (oder mehr) früher gelernten Ss — R Gliedern zu einer<br />
Sequenz" (41). Sprachliche Assoziation ist eigens als Lernart 4 <strong>auf</strong>geführt.<br />
Die komplexeren Lernarten fünf bis acht beschreiben zunehmend<br />
differenziertere Relationen zwischen Reiz und Verhalten.<br />
In der Lernart acht: Problemlösen sieht Gagné das höchstmögliche<br />
Niveau, <strong>auf</strong> dem Menschen mit ihrer Umwelt in bezug <strong>auf</strong> Lernen<br />
konfrontiert sind. Jeder der acht Lernarten entsprechen sowohl innere<br />
(kognitive) als auch situative Bedingungen, die derart vom Grad<br />
ihrer Komplexität <strong>auf</strong>einander bezogen sind, daß die Beherrschung<br />
niederer Lernarten vorausgesetzt werden muß <strong>für</strong> das Erlernen<br />
höherer. Auf jeder der acht Stufen wird der Lernprozeß von Phänomenen<br />
wie: Vergessen, Auslöschen (Extinktion), Verallgemeinerung<br />
(Generalisierung) u. a. beeinflußt. Die Brauchbarkeit jeweiliger Lernarten<br />
in Unterrichtssituationen bestimmt Gagné mit Rücksicht <strong>auf</strong><br />
Variablen wie: Alter, Stand der. kognitiven Entwicklung, Lernbereitschaft,<br />
Motivation u. a.<br />
Die <strong>Institut</strong>ion Unterricht (Schule) funktioniert in Gagnés Vorstellung<br />
als der Ort der Umsetzung der Lernarten in Lernprozesse, wobei<br />
suggeriert wird, daß die Möglichkeit der Nutzung dieser <strong>Institut</strong>ion<br />
am subjektiven Wollen kleinster gesellschaftlicher Einheiten<br />
(der Schüler selbst, seine Familie, die Gemeinde) hängt und nicht an<br />
Mar polarisierten gesellschaftlichen Interessen. „Wenn die Familie<br />
des Schülers die Schule akzeptiert und schätzt, wird er selbst wahrscheinlich<br />
ein Gleiches tun. Wenn die Gemeinde mit Nachdruck den<br />
Schulbesuch fordert, dann wird sich das auch im Verhalten des einzelnen<br />
Schülers niederschlagen" (223). In Gagnés Lerntheorie stehen<br />
sich ein von allen sozialen Bindungen gelöstes idealistisches Individuum<br />
und ein <strong>auf</strong> der Ausklammerung der Kritik an Lernzielen<br />
basierendes Lernmodell gegenüber. Dieser theoretische Ansatz korreliert<br />
mit gesellschaftlichen Zuständen, die <strong>auf</strong> der Atomisierung<br />
des einzelnen fußen. Der Erwerb von Kenntnissen und nicht soziale<br />
Bindung und materielle Sicherheit wird der Garant <strong>für</strong> ein glückliches<br />
Leben. „Der Umfang an Kenntnissen, über den der moderne<br />
DAS ARGUMENT 94/1975 ©