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Antworten auf Althusser - Berliner Institut für kritische Theorie eV

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quenz aus seiner Einsicht in überkommene Ausbildungsverhältnisse<br />

an den amerikanischen Militärschulen, die er in einem Aufsatz über<br />

„Militärische Ausbildung und Lerngesetze" beschrieben hatte (vgl.:<br />

Umschlagtext). Die Koppelung pädagogischer Zwecke an militärische<br />

trägt dazu bei, daß das Tabu der Lernzielbestimmung und -kritik<br />

durch die Lerntheoretiker selbst auch in Gagnés Ansatz <strong>auf</strong>rechterhalten<br />

wird. Was als Inhalte der optimierten Lernprozesse vermittelt<br />

wird, fällt in den fiktiven Bereich der Ideologiefreiheit.<br />

An die Stelle von Prototypen setzt Gagné acht verschiedene Lernarten,<br />

die sich aus der Verschiedenheit der Bedingungen, unter denen<br />

gelernt wird, herleiten. Das Repertoire der Lernarten reicht von der<br />

einfachsten Form des Signallernens (1. Lernart), worin der Lernende<br />

meist unwillkürlich und emotional <strong>auf</strong> Reize reagiert, über die komplexeren<br />

Formen des Reiz-Reaktions-Lernens (2. Lernart) zu Kettenbildungen<br />

(3. Lernart). Dabei leistet der Lernende eine „Verbindung<br />

von zwei (oder mehr) früher gelernten Ss — R Gliedern zu einer<br />

Sequenz" (41). Sprachliche Assoziation ist eigens als Lernart 4 <strong>auf</strong>geführt.<br />

Die komplexeren Lernarten fünf bis acht beschreiben zunehmend<br />

differenziertere Relationen zwischen Reiz und Verhalten.<br />

In der Lernart acht: Problemlösen sieht Gagné das höchstmögliche<br />

Niveau, <strong>auf</strong> dem Menschen mit ihrer Umwelt in bezug <strong>auf</strong> Lernen<br />

konfrontiert sind. Jeder der acht Lernarten entsprechen sowohl innere<br />

(kognitive) als auch situative Bedingungen, die derart vom Grad<br />

ihrer Komplexität <strong>auf</strong>einander bezogen sind, daß die Beherrschung<br />

niederer Lernarten vorausgesetzt werden muß <strong>für</strong> das Erlernen<br />

höherer. Auf jeder der acht Stufen wird der Lernprozeß von Phänomenen<br />

wie: Vergessen, Auslöschen (Extinktion), Verallgemeinerung<br />

(Generalisierung) u. a. beeinflußt. Die Brauchbarkeit jeweiliger Lernarten<br />

in Unterrichtssituationen bestimmt Gagné mit Rücksicht <strong>auf</strong><br />

Variablen wie: Alter, Stand der. kognitiven Entwicklung, Lernbereitschaft,<br />

Motivation u. a.<br />

Die <strong>Institut</strong>ion Unterricht (Schule) funktioniert in Gagnés Vorstellung<br />

als der Ort der Umsetzung der Lernarten in Lernprozesse, wobei<br />

suggeriert wird, daß die Möglichkeit der Nutzung dieser <strong>Institut</strong>ion<br />

am subjektiven Wollen kleinster gesellschaftlicher Einheiten<br />

(der Schüler selbst, seine Familie, die Gemeinde) hängt und nicht an<br />

Mar polarisierten gesellschaftlichen Interessen. „Wenn die Familie<br />

des Schülers die Schule akzeptiert und schätzt, wird er selbst wahrscheinlich<br />

ein Gleiches tun. Wenn die Gemeinde mit Nachdruck den<br />

Schulbesuch fordert, dann wird sich das auch im Verhalten des einzelnen<br />

Schülers niederschlagen" (223). In Gagnés Lerntheorie stehen<br />

sich ein von allen sozialen Bindungen gelöstes idealistisches Individuum<br />

und ein <strong>auf</strong> der Ausklammerung der Kritik an Lernzielen<br />

basierendes Lernmodell gegenüber. Dieser theoretische Ansatz korreliert<br />

mit gesellschaftlichen Zuständen, die <strong>auf</strong> der Atomisierung<br />

des einzelnen fußen. Der Erwerb von Kenntnissen und nicht soziale<br />

Bindung und materielle Sicherheit wird der Garant <strong>für</strong> ein glückliches<br />

Leben. „Der Umfang an Kenntnissen, über den der moderne<br />

DAS ARGUMENT 94/1975 ©

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