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Antworten auf Althusser - Berliner Institut für kritische Theorie eV

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1,1008 Besprechungen<br />

sich diese beiden Ansprüche ausschließen?), „überwindet sie den<br />

Standpunkt des logischen Positivismus. Indem sie <strong>Theorie</strong>n nicht aus<br />

einer idealistischen Auffassung .geistiger Kulturen', sondern in ihrem<br />

historischen Entstehen erklärt, überwindet sie den Standpunkt der<br />

bürgerlichen Wissenssoziologie. Von diesem Ansatz her wird ... eine<br />

Kritik der strukturalistischen Ideologie versucht" (8).<br />

Wissenschaftssoziologische Kritik bedarf eines Begriffs von Wissenschaft.<br />

Der erste Hauptabschnitt der Untersuchung ist deshalb<br />

der Charakterisierung von „Wissenschaft als Prozeß ideeller Produktion"<br />

(21 ff.) gewidmet. Aus der doppelten Charakteristik von<br />

Wissenschaft 1) als „Bestandteil des gesellschaftlichen Systems der<br />

Arbeit" und 2) als „relativ eigenständiges Informationssystem" (16)<br />

wird die Notwendigkeit der Untersuchung aller geistigen Produktion<br />

hinsichtlich 1) ihrer „ökonomischen Formbestimmtheit" und 2)<br />

ihrer „stofflichen Charakteristika" (28) abgeleitet. Die begriffliche<br />

Erfassung geistiger Produktion nach dem Modell der Marxschen<br />

Doppelanalyse des materiellen Produktionsprozesses als Arbeitsprozeß<br />

in seinen abstrakten Momenten und historisch spezifiziert als<br />

ökonomisch formbestimmtem Prozeß <strong>auf</strong>nehmend, sieht Hund die<br />

spezifische Differenz zwischen materieller und geistiger Produktion<br />

„allein in einem Punkt. Während durch materielle Arbeit der Gegenstand<br />

direkt angeeignet wird, eignet sich die ideelle Arbeit die<br />

Gesetze des Gegenstandes an, seinen Begriff" (28). Den Prozeß geistiger<br />

Produktion stofflich charakterisieren heißt, das in seiner abstrakten<br />

Bestimmung überhistorische Verhältnis des Wissenschaftlers<br />

zu seinem Objekt zu betrachten; ihn in seiner ökonomischen<br />

Formbestimmung zu erfassen heißt, das je historisch spezifische Verhältnis<br />

von Wissenschaft und Gesellschaft zu analysieren. Auf dieser<br />

Basis wäre nun aber zunächst eine weitere Differenzierung angebracht,<br />

die die Besonderheiten (einzel)wissenschaftlicher, ideologischer,<br />

philosophischer Produktion innerhalb des Systems der geistigen<br />

Arbeit überhaupt herausarbeitete. (Der Mangel einer solchen<br />

Differenzierung wird deutlich an Hunds Einschätzung von Lenins<br />

„Materialismus und Empiriokritizismus". Lenin verhalte sich in<br />

seiner Kritik des Machismus wie ein „bürgerlicher Philosophieprofessor",<br />

<strong>für</strong> den „kein gesellschaftlicher Ursprung der Ideen"<br />

(46) bestehe. Lenin erkläre den Machismus nicht aus den gesellschaftlichen<br />

Umständen, sondern durch Rückführung <strong>auf</strong> frühere<br />

Ideensysteme (Idealismus des 17. und 18. Jhdts.). Um einzusehen,<br />

warum Lenin so verfahren kann, wie er verfährt, bedarf es eben<br />

eines Begriffes von der Besonderheit des Parteikampfes in der<br />

Philsophie.)<br />

Der zweite Teil der Untersuchung ist dar<strong>auf</strong> angelegt, „allererst<br />

die gesellschaftlichen Entstehungsbedingungen des Strukturalismus<br />

<strong>auf</strong>zudecken" (53). Ausgehend von der Relevanz von Strukturbegriff<br />

und Strukturanalyse in der gegenwärtigen Wissenschaftsentwicklung,<br />

wird der Versuch der Trennung dieses ,harten Kerns' allen Strukturalismus<br />

von seiner Pervertierung zur bloßen Ideologie unternommen.<br />

In einem ersten Schritt, der der Darstellung der stofflichen<br />

DAS ARGUMENT 94/1975 ©

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