Antworten auf Althusser - Berliner Institut für kritische Theorie eV
Antworten auf Althusser - Berliner Institut für kritische Theorie eV
Antworten auf Althusser - Berliner Institut für kritische Theorie eV
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
Philosophie 1007<br />
bei Lenin bewußt geworden ist. Ob diese Trennung haltbar ist, ob<br />
dialektischer Materialismus mit Philosophie dieser Fassung, historischer<br />
Materialismus mit Geschichte identifiziert werden können, ob<br />
-, die Engels-Kritik (36; 7) zutreffend ist, ob die Feuerbach/Hegel-Darstellung<br />
adäquat ist, diese Fragen kann die Rezension stellen, nicht<br />
aber beantworten.<br />
Vor allem markiert <strong>Althusser</strong>s Lenin-Broschüre eine Zwischenstation<br />
seiner Selbstkritik; Philosophie wird nicht mehr als „<strong>Theorie</strong><br />
der theoretischen Praxis" (wie in „Das Kapital lesen") bestimmt,<br />
sondern im Kontext der Leninschen These von Philosophie als Waffe<br />
im Klassenkampf. Jeder Versimpelung dieser Überlegung opponiert<br />
<strong>Althusser</strong>s nach wie vor subtile Sprache, die bisweilen ins Spielerische<br />
abkippt. Wieweit die Übersetzung (von Thieme) gewisse offenkundige<br />
Unsinnigkeiten („Piatons Deweiv", 41, d. h. theorein) verschuldet<br />
hat, ist bei einem Vergleich mit dem französischen Original<br />
unzweifelhaft: vieles scheint aus handfest politischen Motiven (z.B..<br />
,sog. marx. Phil.', 42 oder die Engels-Passage, 24) vom Übersetzer<br />
mißverständlich ins Deutsche erfunden zu sein.<br />
Manfred Lauermann (Hannover)<br />
Hund, Wulf D.: Geistige Arbeit und Gesellschaftsformation.<br />
Zur Kritik der strukturalistischen Ideologie. Europäische<br />
Verlagsanstalt, Frankfurt/M. 1973 (160 S., br., 12,— DM).<br />
Der Streit um den Strukturalismus, um das Geheimnis seiner<br />
Wirksamkeit, kann heute nicht als beigelegt gelten. Liefert er die<br />
theoretischen Prinzipien exakter Wissenschaftlichkeit bei der Untersuchung<br />
gesellschaftlicher und geistiger Systeme? Ist er nichts weiter<br />
als ein neuer ,letzter Schrei' <strong>auf</strong> dem Ideenmarkt, eine intellektuelle<br />
Mode, oder muß er begriffen werden als bloße Variante spätbürgerlicher<br />
Ideologie?<br />
W. D. Hund beansprucht, in einem Verfahren, das er Wissenschaftssoziologie<br />
nennt, den Strukturalismus als Ideologie, d.h. als<br />
konsequenten, reproduktionsnotwendigen Ausdruck staatsmonopolistischer<br />
Produktionsverhältnisse zu charakterisieren. Er kann sich<br />
dabei, abgesehen von Lucien Sèves Aufsatz Über den Strukturalismus<br />
(Marxismus-Digest, I, 1972) kaum <strong>auf</strong> theoretisch konsistente,<br />
über bloße Vermutungen hinausgehende Vorarbeiten stützen.<br />
In der Einleitung formuliert der Autor programmatisch: „Der<br />
Parteikampf in der Philosophie muß begriffen werden als Widerspiegelung<br />
der Klassenkämpfe in der Gesellschaft", und: „Ideengeschichte<br />
muß geschrieben werden als Geschichte der materiellen<br />
Entstehungsbçdingungen von Ideen" (7). Wissenschaftssoziologie beansprucht,<br />
dieses Programm einzulösen. „Indem sie <strong>Theorie</strong>n nicht<br />
immanent <strong>auf</strong> ihre logische Schlüssigkeit untersucht, sondern vor<br />
allem ihre Funktion in der Gesellschaft klärt" (zu fragen wäre, ob<br />
DAS ARGUMENT 94/1975 ©