Antworten auf Althusser - Berliner Institut für kritische Theorie eV
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Ökonomie 1055<br />
rungsmöglichkeiten offenläßt, mit der „Regel von der Äquivalenz<br />
der Relation der Gleichgewichtspreise mit den Relationen der<br />
Aufwendungen" (193) übereinstimmt. Die „Autonomie" der gesamtgesellschaftlich<br />
notwendigen Planentscheidungen — d. h. die von Brus<br />
als notwendig anerkannte Dominanz zentraler staatlicher Planung<br />
und Leitung — „impliziert nicht, daß ex definitione andere Lösungen<br />
gefunden werden müssen, als sie sich aus dem Wertgesetz ergeben<br />
würden; die Berücksichtigung von Proportionen nach dem Wertgesetz<br />
ist ein wesentliches Element von Entscheidungen sowohl bezüglich<br />
der Entwicklungsrichtung und des Produktionsapparates in der<br />
Zielstruktur als auch des Übergangs von der Ausgangs- zur Zielstruktur.<br />
Autonomie der Entscheidungen heißt dagegen, daß diese nicht<br />
limitiert sind von der Notwendigkeit, Proportionen nach dem Wertgesetz<br />
als wichtigstem Kriterium der Rationalität beizubehalten: gestützt<br />
<strong>auf</strong> die ökonomischen Gesetze der sozialistischen Wirtschaft,<br />
können diese Entscheidungen durchaus auch in eine andere Richtung<br />
gehen, nicht nur ohne dabei Verluste hervorzurufen, sondern im Gegenteil<br />
mit Ergebnissen, die sich dem Optimum nähern" (197).<br />
Aus dieser Konzeption resultiert die Forderung nach einer Neuorganisation<br />
des Verhältnisses zwischen zentralem Gesamtplan und<br />
dessen wertmäßiger und stofflicher Konkretisierung nach einem Modell,<br />
in dem die Ware-Geld-Formen nicht mehr nur mehr oder minder<br />
passiver Ausdruck der Bewegung der materiellen Ressourcen<br />
sind, sondern zum „grundlegende(n) und aktive(n) Instrument der<br />
Allokation von Ressourcen" werden. Diese bezeichnet Brus als „Anwendung<br />
des Marktmechanismus in der sozialistischen Wirtschaft"<br />
(202). Für den Fall, daß vom Gesichtspunkt des allgemeingesellschaftlichen<br />
Interesses kein Hindernis <strong>für</strong> die Gestaltung solcher Produktionsproportionen<br />
bestehen, die einen äquivalenten Austausch sichern,<br />
könne in einem solchen Modell das Wertgesetz auch bei direkter<br />
Allokation durch die zentrale staatliche Planung und Leitung wirken.<br />
Gleichzeitig aber könne — im Fall, daß die dem Wertgesetz entsprechende<br />
Struktur der Endproduktion bezüglich gesamtgesellschaftlicher<br />
Interessen im Widerspruch zur optimalen Struktur steht —<br />
ein „regulierter Marktmechanismus" dazu benutzt werden, andere<br />
Produktions- und Tauschproportionen zu erzielen als jene, die sich<br />
unter dem Einfluß des Wertgesetzes herausgebildet hätten: die zentrale<br />
staatliche Leitung realisiert die volkswirtschaftliche Gesamtplanung<br />
mit Hilfe des so verstandenen „Marktmechanismus" (204 ff.).<br />
Unter dem von ihm geforderten „dezentralisierten" sozialistischen<br />
Wirtschaftssystem versteht der Autor mithin konkret eines, in dem<br />
zum ersten der Staat einen volkswirtschaftlichen Gesamtplan <strong>auf</strong><br />
der Basis gesamtgesellschaftlicher Interessen erstellt; er habe im<br />
wesentlichen das Wachstum und die Verteilung der wichtigsten Globalgrößen<br />
(Nationaleinkommen, Produktion, Akkumulation, Konsumtion)<br />
nach Volumens- und Wertkennziffern und die relevantesten<br />
Elemente der Sortimentsstruktur auch stofflich festzulegen. Zum<br />
zweiten aber solle der Betrieb <strong>auf</strong>grund der angebotenen Zielvorstellungen<br />
des volkswirtschaftlichen Gesamtplans Volumen und<br />
DAS ARGUMENT 94/1975 ©