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Antworten auf Althusser - Berliner Institut für kritische Theorie eV

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<strong>Theorie</strong> der Geschichte: Geschichte der <strong>Theorie</strong>? 965<br />

diese <strong>Theorie</strong> des Übergangs zwar als „unbedingt notwendig", als<br />

Gegenstand, der mit vollem Recht zur Marxschen <strong>Theorie</strong> gehört,<br />

als „gewaltige Aufgabe" charakterisiert: theoretisch wird dann aber<br />

zunächst und fast ausschließlich die innere „Historizität", d. h. die<br />

Logik des Systems, die Synchronie von Ereignissen (d. h. dominante,<br />

relativ invariante Strukturen) <strong>auf</strong>gezeigt. Die Abfolge der Perioden<br />

(die Geschichte) erscheint, verglichen mit der Organisation der Produktion<br />

im Rahmen einer jeweiligen Gesellschaftsformation, als<br />

zweitrangig. Unter äußerer Historizität ist dabei zu verstehen: Werden<br />

unzulässigerweise „unter der Hand bürgerliche Verhältnisse<br />

als unumstößliche Naturgesetze der Gesellschaft in abstracto unterschoben"<br />

44 , so gilt es demgegenüber die „Historizität" des Systems<br />

zwar <strong>auf</strong>zudecken, aber eben nicht als „geschichtlicher Prozeß, wie<br />

ihn die Geschichtswissenschaft darstellt. Die Periodisierung hat die<br />

Geschichte nach den Epochen ihrer ökonomischen Struktur einzuteilen"<br />

46 . Das (ideologische) Konzept der Gesellschaft, die „Totalität",<br />

ist zu ersetzen durch eine gegliederte Totalität von Instanzen <strong>auf</strong> der<br />

Basis einer theoretisch zu bestimmenden Produktionsweise. Die Rekonstruktion<br />

des Marxschen Systems führt so notwendig erstens zur<br />

Frage nach dem „idealen Durchschnitt" des „wirklichen" Kapitalismus,<br />

und zweitens zum Problem der Übergangsformen beim Wechsel<br />

zweier Produktionsweisen 46 . Wie wir zeigten, ist aber <strong>Althusser</strong> offensichtlich<br />

nicht daran interessiert, zu eruieren, wie sich gewisse<br />

Teil- oder Gesamtbereiche der gegenwärtigen kapitalistischen<br />

Gesellschaft (auch in ihrer regionalen Ausprägung) geändert haben<br />

und ändern. Oder anders: die Ansätze zur historisch-empirischen Analyse<br />

sind bei ihm ausgeklammert; „Objekt" ist der „theoretische<br />

Status des Marxschen Systems" selbst. Das Problem der Methode<br />

wird allerdings — im Gegensatz zu anderen Marx-Exegeten —<br />

nicht unter das Vorzeichen einer puren Reproduktion der wichtigsten<br />

Werke der „Klassiker" gestellt; <strong>auf</strong>gezeigt werden sollen die Unbestimmtheiten<br />

und Defizite. Unter dieser Voraussetzung muß deshalb<br />

notwendigerweise die Rolle der Abstraktionen als analytisches<br />

Instrument interessieren.<br />

Auf die Frage, ob es sich bei den beiden Problemen nicht doch um<br />

eine empirische Problematik handle, kann es im Rahmen des <strong>Althusser</strong>schen<br />

Ansatzes nur die Antwort geben: es handelt sich bei Idealen<br />

um etwas Ideales, nicht um Resultate einer empirischen Abstraktion:<br />

„Das Objekt seiner <strong>Theorie</strong> ist ideell, d. h. es bestimmt sich in der<br />

Terminologie der Erkenntnis, in der Abstraktion des Begriffs" 47 .<br />

Das hier offenkundig theorizistische Vorgehen, <strong>Althusser</strong>s unübersehbarer<br />

Konstruktivismus, nimmt diese Zuspitzung des Problems<br />

um so eher in K<strong>auf</strong>, als es um die Widerlegung der Geschichtsphilo-<br />

44 Marx, K.: Grundrisse, S. 8 f.<br />

45 KL II, S. 272.<br />

46 KL II, S. 261.<br />

22<br />

DAS ARGUMENT 94/1975 ©

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