Antworten auf Althusser - Berliner Institut für kritische Theorie eV
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Geschichte > 1041<br />
Borowsky, Vogel und Wunder unter anderem „Entwicklung der Problemstellung"<br />
in der Einleitung, Darstellung der Relevanz des Themas.<br />
Wissenschaftlich kontroverse Standpunkte sollen „in ihren<br />
Grundpositionen skizziert und im Hinblick <strong>auf</strong> ihre Zeit- und Interessegebundenheit<br />
kritisch erörtert werden", <strong>für</strong> die eigenen Thesen<br />
unbequeme Interpretationen dürfen nicht ausgeblendet werden<br />
(184 ff.). Wie sich aus der gesamten Arbeit ergibt, fallen nach Auffassung<br />
der Autoren unter die kontroversen Standpunkte und unbequemen<br />
Interpretationen auch marxistische Forschungsergebnisse. Insgesamt<br />
vermittelt dieser Band dem Studienanfänger in den Grenzen<br />
bürgerlicher Historie Problemstellungen und Argumentationsweisen,<br />
wie er sie im dominierend sozialgeschichtlich orientierten Wissenschaftsbetrieb<br />
braucht. Nachdem bislang Einführungen wie die von<br />
Opgenoorth die reaktionäre Variante bürgerlicher Geschichtswissenschaft<br />
propagierten, leistet diese Arbeit einen Beitrag dazu, daß die<br />
neue Studentengeneration nicht im ersten Semester das Historiker-<br />
Selbstverständnis von vorgestern übernimmt.<br />
Der zweite Band enthält neben einer längeren Einleitung einen<br />
Aufsatz Dietrich Hilgers über „Begriff und Gegenstand der Sozialgeschichte",<br />
eine Rezension Kockas zu Kosellecks „Preußen zwischen<br />
Reform und Revolution", das Vorwort und einen weiteren Abschnitt<br />
aus Barrington Moore's „Soziale Ursprünge von Diktatur und Demokratie",<br />
das Oktoberedikt von 1807, ferner Ausführungen Georg<br />
Winters, Diedrich Saalfelds und Wilhelm Abels über preußische<br />
Agrarreform und über den Pauperismus. Wenn die Herausgeber diese<br />
Zusammenstellung unter dem Titel „Materialien zu <strong>Theorie</strong> und<br />
Methode" veröffentlichen, so werden diese Begriffe offensichtlich in<br />
sehr begrenztem Sinne verstanden. Es geht hier nicht explizit um<br />
Fragen nach Kausalität, Struktur oder Gesetzmäßigkeit in der Geschichte,<br />
auch nicht um Werturteilsproblematik oder Erkenntnistheorie,<br />
sondern um Thesen, Theoreme, Hypothesen und <strong>Theorie</strong>versatzstücke<br />
zum Thema „Preußen zwischen Reform und Revolution",<br />
das unversehens zum Selbstzweck geworden ist. Nachdem die<br />
<strong>Theorie</strong>bedürftigkeit der Geschichtswissenschaft bereits im ersten<br />
Band eindrucksvoll belegt ist, wäre im zweiten Band ein systematischer<br />
Einstieg in theoretische und methodische Fragen wünschenswert<br />
gewesen. Das leistet auch der Aufsatz Hilgers nicht, dessen von<br />
den Herausgebern hervorgehobene Originalität im Hinblick <strong>auf</strong> Studienanfänger<br />
eher als Überfrachtung mit Ausführungen über Hegel,<br />
„Frankfurter Schule", Trennung von Natur- und Geisteswissenschaften<br />
u. ä. erscheint. So dürfte der zweite Band den Studenten, die den<br />
Einstieg in die Geschichtswissenschaft nicht unmittelbar über das<br />
Beispielthema finden, wenig nützen.<br />
Wolf-Dietrich Schmidt (Hamburg)<br />
Mommsen, Hans (Hrsg.): Sozialdemokratie zwischen<br />
Klassenbewegung und Volkspartei. Verhandlungen<br />
der Sektion „Geschichte der Arbeiterbewegung" des Deutschen<br />
DAS ARGUMENT 94/1975 ©