Antworten auf Althusser - Berliner Institut für kritische Theorie eV
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1,1054 Besprechungen<br />
wesen, um die ökonomischen „Muttermale" des Kapitalismus im<br />
Sozialismus zu überwinden. Das Ende dieser Phase wurde indiziert<br />
durch neue Widersprüche, die sich ökonomisch ausdrückten z. B. in<br />
mangelnder Elastizität der Produktion, exzessiven Kosten bei der<br />
Planziel-Realisierung, ungenügender Interessierung der Betriebe am<br />
wissenschaftlich-technischen Fortschritt u. ä.<br />
Als Versuch, die Diskussion über die Anpassung der Organisationsstruktur<br />
der sozialistischen Wirtschaften an die nun erreichte Beseitigung<br />
der gröbsten Disproportionalitäten zu fundieren, verstehen<br />
sich Brus' Erwägungen. Sie gehen — ausdrücklich als Modellanalyse<br />
konzipiert — von der vereinfachenden Hypothese der alleinigen Existenz<br />
gesamtgesellschaftlichen (also nicht gleichzeitig auch genossenschaftlichen<br />
oder evtl. zusätzlich privaten) Eigentums an den Produktionsmitteln<br />
aus (7), um ein von Einzelheiten entlastetes Bild der<br />
Hauptprinzipien des ökonomischen Funktionssystems zeigen zu können<br />
(12 f.). Bewußt ausgeblendet bleiben damit sowohl das konkrete<br />
System der Organisation, Planung und Verwaltung als auch ökonomische<br />
und politische Voraussetzungen und Folgewirkungen des jeweiligen<br />
Modells (z. B. Ausbildungssystem, konkrete wissenschaftlichtechnische<br />
Veränderungen des Produktionsapparates) — über die<br />
Ausnahmen wird noch zu sprechen sein. Inhaltlich grenzt sich der<br />
Autor durch den Versuch, Organisationskriterien sozialistischer Ökonomik<br />
innerhalb des ökonomischen Grundgesetzes des Sozialismus<br />
(planmäßige proportionale Entwicklung zur Schaffung umfassenden<br />
Wohlstandes aller Gesellschaftsmitglieder) zu entwickeln, davon ab,<br />
die grundlegenden ökonomischen Merkmale des Sozialismus in Frage<br />
zu stellen (14 ff.).<br />
Brus greift die angesprochene Debatte und Kritik der objektiv allmählich<br />
überfälligen Funktionsprinzipien <strong>auf</strong> (131 ff., bes. 138 f.) und<br />
stellt in den Mittelpunkt seines Beitrags das Verhältnis von wertmäßiger<br />
und stofflicher Planung und insbesondere das Verhältnis von<br />
Plan und Markt, „Zentralisierung" und „Dezentralisierung", vor allem<br />
in Hinblick <strong>auf</strong> die Gestaltung eines effektiven Systems von Gleichgewichtspreisen.<br />
Nach einer ausführlichen Darstellung Marx-Engelsscher<br />
Hinweise <strong>auf</strong> ökonomische Gesetzmäßigkeiten und Leitungsprinzipien<br />
der sozialistischen Wirtschaft und der Debatten über diese<br />
in der Arbeiterbewegung und der bürgerlichen Wirtschaftswissenschaft<br />
seither (29 ff., 50 ff., 71 ff.) hält er dem von ihm „zentralistisch"<br />
genannten Modell — wirtschaftliche Rechnungsführung mit zentraler<br />
Bruttogewinn-Umverteilung und stofflich-volumensmäßigen Detailvorgaben<br />
— eine Konzeption entgegen, in der dem Wertgesetz<br />
und den Ware-Geld-Beziehungen besondere Funktionen <strong>auf</strong> sozialistischer<br />
Basis zukommen sollen.<br />
Dazu unterscheidet er zwischen dem Wirkungsbereich des Wertgesetzes<br />
und der Anwendung von Ware-Geld-Formen bei der Festsetzung<br />
von Gleichgewichtspreisen. Das Wertgesetz gilt demnach in<br />
begrenztem Maß, nämlich unter all den Bedingungen, unter denen<br />
eine allgemeine, nach gesamtgesellschaftlichen Prämissen festgelegte<br />
Zielstruktur der Proportionen, die verschiedene konkrete Realisie-<br />
DAS ARGUMENT 94/1975 ©