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Antworten auf Althusser - Berliner Institut für kritische Theorie eV

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956 Urs Jaeggi<br />

äußeren „Objekts", als dessen inneres „Subjekt" es bezeichnet<br />

wird 1 *. Und gebrochen werden soll mit der Verwirrung stiftenden<br />

Gleichsetzung von Real- und Erkenntnisobjekt.<br />

2. Was ist real?<br />

Handelt es sich bei der Trennung in Real- und Erkenntnisprozeß<br />

um eine geschickt <strong>auf</strong>gebauschte Phraseologie? Die Schwierigkeiten<br />

sind offenkundig. Das Insistieren <strong>auf</strong> einer theoretischen Ordnung,<br />

die quasi aus sich heraus weiter ,denkt' und die reale Geschichte nur<br />

„berührt", sagt nichts darüber, wo und wann diese Berührung <strong>auf</strong>taucht.<br />

Vor allem aber: welchen Verifikationskriterien, außer der<br />

strukturinternen Logik, kann diese Ordnung unterworfen werden?<br />

Und weiter: <strong>Althusser</strong> kann nur dadurch, daß er eine bestimmte<br />

(einseitige) Lektüre betreibt, bei Marx die Trennung in Real- und<br />

Erkenntnisobjekt durchhalten.<br />

Der auch von <strong>Althusser</strong> registrierte empirische Bezug bei Marx ist<br />

natürlich nicht zu leugnen; neben der bekannten Passage: „Da, wo<br />

die Spekulation <strong>auf</strong>hört, beim wirklichen Leben, beginnt ... die<br />

wirkliche, positive Wissenschaft, die Darstellung der praktischen Betätigung,<br />

des praktischen Entwicklungsprozesses der Menschen...<br />

Abstraktionen haben <strong>für</strong> sich, getrennt von der wirklichen Geschichte,<br />

durchaus keinen Wert. Sie können nur dazu dienen, die<br />

Ordnung des geschichtlichen Materials zu erleichtern, die Reihenfolge<br />

seiner einzelnen Schichten anzudeuten" 14 sind ähnlich lautende '<br />

Zitate leicht zu finden; sie bilden einen Kern im Marxschen Denken.<br />

<strong>Althusser</strong> sieht es anders. Wir greifen hier dabei kurz vor, allerdings<br />

nicht mit der Absicht, die damit angesprochenen Probleme „abzuhaken".<br />

Im „Netz der Kausalität" (Foucault), im Vorhandensein der Strukturen<br />

in ihren Wirkungen (<strong>Althusser</strong>), so die Annahme, ist die Analyse<br />

voranzutreiben. Wo es <strong>auf</strong> die Ursachen nicht ankommt, im<br />

Bruch mit der linearen und expressiven Kausalität, oder positiv: in<br />

der strukturalen Kausalität,wo es <strong>auf</strong> Begriffe wie Ebene, Instanzen,<br />

Brüche, Diskontinuitäten, Grenzen, Schwellen, Periodisierung, (,gute')<br />

Einschnitte, Verwerfungen ankommt und wo es darum geht, den<br />

homogenen, flächigen Raum <strong>auf</strong>zugeben zugunsten von Bereichen,<br />

die durch regionale Strukturen bestimmt sind, die selbst wiederum<br />

Bestandteile einer globaleren Struktur sind; wo die ökonomischen<br />

Phänomene zu analysieren sind als komplexer und tiefer Raum, der<br />

selbst wieder Bestandteil eines anderen komplexeren und tieferen<br />

Raumes ist 15 ; wo Interdependenzen zwischen Elementen wie „Arbeiter",<br />

„Produktionsmittel" (Arbeitsgegenstand, Arbeitsmittel), „Nicht-<br />

Arbeiter", „Eigentumsbeziehung", „Beziehung der realen oder mate-<br />

13 RM, S. 91.<br />

14 MEW 3, S. 27.<br />

15 KL II, S. 245.<br />

DAS ARGUMENT 94/1975 ©

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