02.11.2013 Aufrufe

Antworten auf Althusser - Berliner Institut für kritische Theorie eV

Antworten auf Althusser - Berliner Institut für kritische Theorie eV

Antworten auf Althusser - Berliner Institut für kritische Theorie eV

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Die erkenntnistheoretischerl Auffassungen <strong>Althusser</strong>s 937<br />

zu fassen. Also z. B. der kapitalistischen Produktionsweise entspricht<br />

eine andre Art der geistigen Produktion als der mittelalterlichen<br />

Produktionsweise. Wird die materielle Produktion selbst nicht in<br />

ihrer spezifischen historischen Form gefaßt, so ist es unmöglich, das<br />

Bestimmte an der ihr entsprechenden geistigen Produktion und der<br />

Wechselwirkung beider <strong>auf</strong>zufassen" 62 ; und Engels bemerkt in der<br />

Auseinandersetzung mit dem Relativismus und Agnostizismus in der<br />

Nachfolge Kants — nachdem er festgestellt hat, daß die Naturforscher<br />

„sich wohl (hüten), die Phrase vom Ding an sich in der Naturwissenschaft<br />

anzuwenden": „Historisch gefaßt hätte die Sache<br />

einen gewissen Sinn: Wir können nur unter den Bedingungen unserer<br />

Epoche erkennen und soweit diese reichen" 63 .<br />

Innerhalb dieser historisch-epochalen Beschränkung verweist die<br />

sozial-ökonomische Determination des Erkenntnisprozesses <strong>auf</strong> bestimmte,<br />

durch den materiellen Lebensprozeß hervorgerufene Erkenntnisnotwendigkeiten<br />

und -möglichkeiten, die sich unter antagonistischen<br />

sozialen Verhältnissen auch als Klasseninteressen artikulieren<br />

und durchgesetzt oder unterdrückt werden können. Und wenn<br />

sich wissenschaftliche Erkenntnis immer an der richtigen und das<br />

heißt praktisch bewährten Reproduktion des inneren Zusammenhanges<br />

des untersuchten Gegenstandes aüszuweisen hat, so zeigt uns<br />

Marx gerade am Beispiel seiner „Kritik der politischen Ökonomie",<br />

wie der rücksichtslos-unbefangene Standpunkt des Wissenschaftlers,<br />

dem es um die Einsicht in das „Bewegungsgesetz der modernen Gesellschaft"<br />

64 mit ihrem Klassenantagonismus geht, eben im Festhalten<br />

an der Wissenschaftlichkeit der Analyse den Klassenstandpunkt<br />

des Proletariats in der Ableitung seines „historischen Berufes" als<br />

den politischen Ort begründet, an dem unter diesen historischen Bedingungen<br />

Wissenschaftsinteresse und bestimmtes Klasseninteresse<br />

zusammenfallen — und in dem Maße, wie sich diese Einheit historisch<br />

realisiert, einander bedingen: „Soweit" (— Unterschied in der<br />

Einheit —) „solche Kritik überhaupt eine Klasse vertritt, kann sie<br />

nur" (— Einheit im Unterschied —) „die Klasse vertreten, deren geschichtlicher<br />

Beruf die Umwälzung der kapitalistischen Produktionsweise<br />

und die schließliche Abschaffung der Klassen ist — das Proletariat"<br />

65 .<br />

3. Gegenständliche und sozial-historische Determination des<br />

Erkenntnisprozesses bei <strong>Althusser</strong><br />

Ausgangspunkt unserer Untersuchung war <strong>Althusser</strong>s Anspruch,<br />

„die in der idealistischen oder empiristischen Auffassung mystifi-<br />

62 Marx, <strong>Theorie</strong>n über den Mehrwert, MEW Bd. 26.1, S. 256, Hervorhebungen<br />

von mir.<br />

63 Engels, Dialektik der Natur. Notizen und Fragmente, MEW Bd. 20,<br />

S. 508.<br />

64 Marx, Kapital, MEW Bd. 23, S. 15.<br />

65 Marx, Kapital, MEW Bd. 23, S. 22.<br />

DAS ARGUMENT 94/1975 ©

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!