Antworten auf Althusser - Berliner Institut für kritische Theorie eV
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1002 Reinhard Müller<br />
tum und individuellem Austausch beruhende kapitalistische Gesellschaft<br />
kennt .keine andere Autorität <strong>für</strong> die Verteilung der Arbeit<br />
als die freie Konkurrenz' <strong>auf</strong> dem Markt. Die Regelung der Verteilung<br />
der gesellschaftlichen Gesamtarbeit und das Zusammenwirken<br />
der individuellen Produzenten geschieht durch das Wertgesetz, das<br />
sich vermittels der Konkurrenz durchsetzt" (137). Ein solches Verfahren<br />
der Textexploitation besitzt vertrackte Ähnlichkeit mit dem<br />
„mode composé" (MEW Bä. 4, S. 250) der „wahren Sozialisten",<br />
deren „gründlichster" Vertreter Karl Grün in der „Deutschen Ideologie"<br />
so charakterisiert wird: „Wie er hier schon scheinbar nonchalant<br />
hinwirft, ausläßt, verfälscht, transponiert, um seine Abschreiberei<br />
zu verbergen, so werden wir später sehen, daß Herr<br />
Grün auch fernerhin alle Symptome eines innerlich beunruhigten<br />
Plagiarius entwickelt: künstliche Unordnung, um die Vergleichung<br />
zu erschweren, Auslassung von Sätzen und Worten, die er wegen<br />
Unkenntnis der Originale nicht recht versteht, aus den Zitaten<br />
seiner Vorgänger, Dichtung und Ausschmückung durch unbestimmte<br />
Phrasen, perfide Ausfälle <strong>auf</strong> die Leute, die er gerade kopiert"<br />
(MEW, Bd. 3, S. 485). Aufgrund dieser höchst uneigennützigen Amalgamierungsweise<br />
gelangt Armanski zu einer Darstellung, deren Originalität<br />
im vor sich hergetragenen „<strong>kritische</strong>n" Anspruch besteht.<br />
Die mühselig ineinander verschachtelten Einzelteile finden sich in<br />
kontingenterer und umfassenderer Form in leicht zugänglichen<br />
Standardwerken und weisen zudem dort nicht jene metaphysischen<br />
Trennwände zwischen Ökonomie, Politik und Ideologie <strong>auf</strong>, die Armanski<br />
als Beweis seiner „Selbständigkeit" errichtet. Ein unvermittelt<br />
eingeschobenes Kurzkapitel mit den „Hauptdaten der Lebensund<br />
Werkgeschichte" von Marx und Engels verhindert nicht die<br />
Auflösung in eine zerstückelte Produktionsgeschiche des losgelösten<br />
Denkens. Diese umständlich referierende Geistesgeschichte bietet ein<br />
Wechselspiel von Zitat und Paraphrase und setzt dabei als höchstes<br />
Erkenntnismittel den Konjunktiv ein. Armanski scheint bei seinen<br />
Extrapolationen eine bisher völlig unbekannte Marx-Schrift (79)<br />
benutzt zu haben, nämlich „Kritik des Hegeischen Staatsrecht (!),<br />
(1849) (!)", oder meinte er vielleicht „Zur Kritik der Hegeischen<br />
Rechtsphilosophie. Kritik des Hegeischen Staatsrechts (§§ 261—313)<br />
(1843)"?<br />
Bei seinen ausgewiesenen Übernahmen kopiert allerdings Armanski<br />
die bereits in der Textvorlage enthaltenen Fehler redlich mit.<br />
So zitiert er den Artikel I des Statutes des „Bundes der Kommunisten"<br />
nach einem Aufsatz E. Schraeplers, der bereits <strong>für</strong> „Privateigentum"<br />
fälschlicherweise „Privilegien" setzt. Damit wird aber das<br />
<strong>auf</strong> marxistische Einsichten gegründete Programm des „Bundes der<br />
Kommunisten", das die Aufhebung des Privateigentums als Voraussetzung<br />
der neuen Gesellschaft begreift, wieder <strong>auf</strong> das weithin<br />
naturrechtliche, kleinbürgerliche Vorstellungsniveau des „Bundes der<br />
Gerechten" heruntergebracht. Im übrigen hätte Armanski den Originaltext.<br />
im MEW-Band 4 nachprüfen oder gar den Diskussionsverl<strong>auf</strong><br />
im 1970 erschienenen Dokumentationsband nach vollziehen können.<br />
DAS ARGUMENT 94/1975 ©