Antworten auf Althusser - Berliner Institut für kritische Theorie eV
Antworten auf Althusser - Berliner Institut für kritische Theorie eV
Antworten auf Althusser - Berliner Institut für kritische Theorie eV
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
1010 Besprechungen<br />
mente gegen sich selbst als gegen das Objekt seiner Kritik liefert,<br />
berührt unserer Ansicht nach jedoch nicht seinen im Kern fruchtbaren<br />
Ansatz einer wissenschaftssoziologischen Ideologiekritik.<br />
Hans-Jörg Rheinberger (Berlin/West)<br />
Sprach- und Literaturwissenschaft<br />
Bartsch, Renate, und Theo Vennemann (Hrsg.): Linguistik und<br />
Nachbarwissenschaften. Scriptor Verlag, Kronberg/Ts.<br />
1973 (306 S., br., 10,80 DM).<br />
War noch vor einiger Zeit ein Kennzeichen der Linguistik, sich<br />
von anderen Wissenschaften (wie etwa der Älteren Deutschen Philologie)<br />
abzugrenzen, indem sie sich einen autonomen Objektbereich<br />
konstruierte, so reduzierte sich dieser Autonomieanspruch mit der<br />
Entwicklung der sogenannten Bindestrichlinguistiken: Soziale, psychologische,<br />
pragmatische und andere Aspekte von Sprache, die von<br />
der Systemlinguistik unberücksichtigt bleiben mußten, weil sie den<br />
strukturalistischen und generativ-transformationellen Analyseprozeduren<br />
durch die feingesponnenen Maschen schlüpften, wurden vermehrt<br />
zum Gegenstand (sprach-)wissenschaftlicher Forschung.<br />
Nichtsdestoweniger blieb dabei die Dominanz der Systemlinguistik<br />
unangetastet: Sozio-, Psycho- und Pragmalinguistik erfüllen zumeist<br />
nur untergeordnete, höchstens aber beigeordnete Funktionen im<br />
Verhältnis zur „Mutter"-Linguistik. Genau diesen Eindruck einer<br />
Vielzahl von Einzel- und Teilwissenschaften, die sich mit je unterschiedlichen<br />
Aspekten von Sprache befassen und die sich um „die"<br />
Linguistik gruppieren, vermittelt der vorliegende Reader.<br />
Bezeichnend ist, daß in den Einzelbeiträgen (sie alle sind betitelt<br />
nach dem Muster „Linguistik und ...") zumeist auch keine Überlegungen<br />
darüber angestellt werden, ob nicht — zusammen mit der<br />
wissenschaftsgeschichtlichen Entwicklung — gerade die Komplexität<br />
des Gegenstands Sprache da<strong>für</strong> verantwortlich ist, daß man ihrer<br />
nur habhaft werden kann, indem man sie fein säuberlich in Einzelteile<br />
zerlegt und diese Teile dann den verschiedenen Disziplinen zur<br />
Untersuchung zuordnet. Damit spiegeln die Beiträge das grundsätzliche<br />
Dilemma einer Wissenschaft wider, die ihre Existenzberechtigung<br />
nur in einem autonomen Gegenstand finden zu können glaubt,<br />
zugleich diesen Gegenstand aber nicht in den verschiedenen Momenten<br />
seiner Totalität zusammenhalten kann, weil sie gezwungen<br />
ist, ihn in Einzelaspekte zu zerfasern. So wird auch von den Herausgebern<br />
des Bandes an der Autonomie der Linguistik festgehalten:<br />
„Die Sprachwissenschaft ist also sowohl in Hinsicht <strong>auf</strong> die Nachbarwissenschaften<br />
als auch in Hinsicht <strong>auf</strong> die übergreifende Wissenschaft<br />
Semiotik eine eigenständige Wissenschaft: den Nachbarwissenschaften<br />
gegenüber durch die Thematisierung eines spezifischen<br />
DAS ARGUMENT 94/197S ©