Kaiserschnittgeburten – Entwicklung und regionale Verteilung
Kaiserschnittgeburten – Entwicklung und regionale Verteilung
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2 Bedeutung des Themas<br />
Als Argument für die hohe Kaiserschnittrate in Deutschland wird angeführt, dass sie die Voraussetzung<br />
für eine niedrige Mütter- <strong>und</strong> Säuglingssterblichkeit sei. So formulierte die B<strong>und</strong>esregierung<br />
in ihrer Antwort auf die Kleine Anfrage der B<strong>und</strong>estagsfraktion von BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN<br />
im März 2012: „Nach Ansicht der B<strong>und</strong>esregierung steht die weitere Reduktion der kindlichen<br />
<strong>und</strong> mütterlichen Morbidität <strong>und</strong> Mortalität vorrangig im Fokus zukünftiger <strong>Entwicklung</strong>en. Hier<br />
ist Deutschland im europäischen <strong>und</strong> weltweiten Vergleich führend. Etwaige Interventionen zur<br />
Senkung der Kaiserschnittrate dürfen nicht zu einer erhöhten Gefährdung von Mutter <strong>und</strong> Kind<br />
führen“ (Widmann-Mauz 2012; S. 3). Wie eine Auswertung der Säuglingssterblichkeit in Europa<br />
auf Basis der Health for All Database (WHO Euro 2011) zeigt, nimmt Deutschland hier jedoch<br />
keinen europäischen Spitzenplatz ein.<br />
Hohe KS-Raten =<br />
niedrige Säuglingssterblichkeit?<br />
Auch der Zusammenhang zwischen Sectiorate <strong>und</strong> neonataler Sterblichkeit, d. h. den Todesfällen<br />
im Zeitraum zwischen der Geburt <strong>und</strong> dem 28. Lebenstag, ist in den europäischen Ländern<br />
nicht in einem solch engen Maß gegeben, wie es in der Antwort der B<strong>und</strong>esregierung suggeriert<br />
wird. Die neonatale Sterblichkeit schwankt in den Ländern der EU 15 im Jahr 2008 zwischen<br />
1,6 (Luxemburg, Schweden) <strong>und</strong> 3,2 (UK) je 1.000 Lebendgeburten; Deutschland nimmt mit 2,3<br />
neonatalen Sterbefällen je 1.000 Lebendgeburten einen mittleren Platz ein (WHO Euro 2011).<br />
Kein Zusammenhang<br />
nachweisbar<br />
Die Health for All Database der WHO erlaubt es, für neun Länder die Kaiserschnittrate zur neonatalen<br />
Sterblichkeit in Relation zu setzen (Abb. 1). Es lässt sich kein Zusammenhang zwischen<br />
neonataler Sterblichkeit <strong>und</strong> Kaiserschnittrate aufzeigen (r 2 = .187, n.s.) (eigene Berechnung auf<br />
der Basis der Health for All Database; siehe hierzu auch Eckerl<strong>und</strong> & Gerdtham 1999 sowie in<br />
globaler Perspektive Gibbons et al. 2012).<br />
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