Kaiserschnittgeburten – Entwicklung und regionale Verteilung
Kaiserschnittgeburten – Entwicklung und regionale Verteilung
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3 Bedarfsgerechte Versorgung <strong>und</strong> Evidenz<br />
Fetale Azidose<br />
Eine bedrohliche Unterversorgung des Feten mit Sauerstoff lässt sich durch Bestimmung des<br />
pH-Werts des kindlichen Blutes unter der Geburt feststellen. Die „Azidose während der Geburt“<br />
wurde bei 0,4 % der Kaiserschnitte als Indikation angegeben (AQUA 2011).<br />
Amnioninfektionssyndrom<br />
Eine Infektion der Eihöhle (Amnion) <strong>–</strong> d. h. der Plazenta, der Eihäute <strong>und</strong> evtl. auch des Ungeborenen<br />
<strong>–</strong> stellt eine Notfallsituation dar. Bei den Kaiserschnitten des Jahres 2010 wurde in<br />
1,9 % der Fälle ein Amnioninfektionssyndrom bzw. ein entsprechender Verdacht als Indikation<br />
dokumentiert (AQUA 2011).<br />
Eklampsie <strong>und</strong> HELLP-Syndrom<br />
In beiden Fällen handelt es sich um für die Mutter <strong>und</strong> das Kind lebensbedrohliche Schwangerschaftserkrankungen.<br />
Als Indikation zur Sectio wurde die Gestose/Eklampsie bei 3,2 %<br />
(n = 6.920) aller Kaiserschnitte dokumentiert. Das HELLP-Syndrom wird als Sectio-Indikation<br />
bei 1,1 % aller Sectiones genannt (AQUA 2011).<br />
Nabelschnurvorfall<br />
Der Nabelschnurvorfall ist eine unter der Geburt auftretende Komplikation, die zu einem<br />
gefährlichen Sauerstoffmangel des Kindes führen kann. Im Jahr 2010 wurde bei 407 Kaiserschnitten<br />
(0,2 %) diese Indikation dokumentiert (AQUA 2011).<br />
Auf alle genannten „absoluten Indikationen“ entfallen nach Angaben der Fachgesellschaft zusammen<br />
weniger als 10 % aller Kaiserschnittentbindungen (DGGG 2010a). Allein wegen ihrer quantitativ<br />
untergeordneten Bedeutung ist klar, dass eine Zunahme der absoluten Indikationen nicht<br />
als wesentliche Ursache des Anstiegs bzw. der <strong>regionale</strong>n Unterschiede der Kaiserschnittrate in<br />
Betracht kommt.<br />
Weniger als 10 % der<br />
Kaiserschnitte besitzen<br />
eine absolute Indikation<br />
Die weitaus meisten Kaiserschnittentbindungen sind durch eine der sog. relativen Indikationen<br />
begründet. Hier besteht ein Entscheidungsspielraum, d. h., im konkreten Einzelfall ist durch die<br />
Beteiligten <strong>–</strong> die Schwangere <strong>und</strong> ihre Familie, Ärztinnen bzw. Ärzte <strong>und</strong> Hebammen <strong>–</strong> jeweils<br />
abzuwägen, welcher Geburtsmodus für Mutter <strong>und</strong> Kind mit den geringeren Risiken verb<strong>und</strong>en<br />
ist. Im Hinblick auf die beiden hier interessierenden Phänomene des Anstiegs <strong>und</strong> der <strong>regionale</strong>n<br />
Unterschiede der Kaiserschnittrate sind die relativen Indikationen daher von besonderer Relevanz.<br />
Zum einen ist zu fragen, welche Sachverhalte überhaupt als eine relative Kaiserschnitt-Indikation<br />
anzusehen sind bzw. ob die Liste von Indikationen erweitert wurde. Zum anderen ist zu prüfen,<br />
ob sich die Gr<strong>und</strong>lagen <strong>und</strong> Voraussetzungen für die Risikoabwägung im Zeitverlauf verändert<br />
haben bzw. ob es systematische Unterschiede in der <strong>regionale</strong>n Praxis der Risikoabwägung gibt.<br />
Viele Anlässe lassen<br />
Entscheidungsspielraum<br />
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