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Kaiserschnittgeburten – Entwicklung und regionale Verteilung

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3 Bedarfsgerechte Versorgung <strong>und</strong> Evidenz<br />

Verdacht auf relatives Missverhältnis zwischen Kindsgröße <strong>und</strong> mütterlichem Becken<br />

Bei einem relativen Missverhältnis ist <strong>–</strong> im Gegensatz zum absoluten Missverhältnis <strong>–</strong> das<br />

mütterliche Becken nicht gr<strong>und</strong>sätzlich zu klein, sondern es besteht nur ein funktionelles<br />

Geburtshindernis, d. h. in Bezug auf die konkret vorliegende Einstellung des kindlichen Kopfes.<br />

Mehrlingsschwangerschaft<br />

Mehrlingsschwangerschaften sind generell mit höheren Risiken für die Kinder <strong>und</strong> die Mutter<br />

verb<strong>und</strong>en. Im Jahr 2008 waren 1,7 % aller Schwangerschaften Mehrlingsschwangerschaften.<br />

Von den lebendgeborenen Kindern stammten 3,3 % aus Mehrlingsschwangerschaften (davon<br />

3,2 % aus Zwillingsschwangerschaften). Von diesen Kindern wurden 75,9 % per Kaiserschnitt<br />

geboren (BQS 2009).<br />

Eine Zwillingsschwangerschaft ist nicht per se ein Gr<strong>und</strong> für einen Kaiserschnitt (siehe hierzu<br />

die Empfehlung des NICE [2011]), aber meist sind weitere Risiken mit einer Mehrlingsschwangerschaft<br />

assoziiert (z. B. Frühgeburtlichkeit). Liegt der erste Zwilling in Schädellage <strong>und</strong> sind<br />

keine weiteren Risiken ersichtlich, so empfiehlt das NICE eine vaginale Geburt (NICE 2011).<br />

Die Österreichische Gesellschaft für Prä- <strong>und</strong> Perinatale Medizin ist der Auffassung, dass eine<br />

vaginale Geburt versucht werden kann, wenn es sich bei der Frau nicht um eine Erstgebärende<br />

handelt, ein komplikationsloser Schwangerschaftsverlauf voranging, zwischen der 36. <strong>und</strong> 38.<br />

Schwangerschaftswoche spontane Wehen einsetzen <strong>und</strong> das erste Kind nicht in Beckenendlage<br />

liegt (ÖGfPPM 2012).<br />

Kaiserschnitt auch<br />

ohne medizinischen<br />

Gr<strong>und</strong>?<br />

Neben diesen medizinisch begründeten relativen Indikationen zur Schnittentbindung wird eine<br />

kontroverse Diskussion geführt, inwieweit darüber hinaus auch klinikorganisatorische <strong>und</strong> psychologische<br />

Gründe bzw. der bloße Wunsch der Schwangeren als eine Indikation zum Kaiserschnitt<br />

anzuerkennen sind.<br />

Klinikorganisation <strong>und</strong> Personalbesetzung<br />

Die Deutsche Gesellschaft für Gynäkologie <strong>und</strong> Geburtshilfe (DGGG) zählt in ihrer Stellungnahme<br />

in Bezug auf die Sectio-Indikationen auch solche Kaiserschnitte zu den „relativ indizierten<br />

Schnittentbindungen […], zu denen sich der Arzt aus Gründen der Klinikorganisation <strong>und</strong><br />

Personalbesetzung (Entbindung in der Kernarbeitszeit durch erfahrenes Personal, sofortige<br />

Bereitschaft der Sek<strong>und</strong>ärabteilung), aus Mangel an Erfahrung (z. B. bei der Leitung einer<br />

vaginalen Beckenendlage-Geburt), also namentlich aus einer prophylaktischen, womöglich<br />

defensiven Haltung heraus entschließt“ (DGGG 2010a, S. 3).<br />

Angesichts stark gesunkener Geburtenzahlen sind die Kapazitäten in der stationären Gynäkologie<br />

<strong>und</strong> Geburtshilfe in den zurückliegenden Jahren reduziert worden, <strong>und</strong> der Druck dürfte<br />

in vielen Häusern weiter anhalten, was die Vorhaltung von entsprechend erfahrenem Personal<br />

in dem erforderlichen Umfang erschwert.<br />

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