Kaiserschnittgeburten – Entwicklung und regionale Verteilung
Kaiserschnittgeburten – Entwicklung und regionale Verteilung
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6 Zusammenführung der Ergebnisse <strong>und</strong> Interpretation<br />
die Kaiserschnittrate bei den jüngeren Müttern unter 25 Jahren in den letzten Jahren schneller als<br />
im Durchschnitt zugenommen hat.<br />
Um Unterschiede der Kaiserschnittrate auf Ebene der Kreise von Alterseinflüssen unbeeinflusst<br />
betrachten zu können, wurde eine Altersstandardisierung durchgeführt: Beim Vergleich der rohen<br />
mit den altersstandardisierten Raten zeigen sich auf der Ebene der Kreise <strong>und</strong> kreisfreien Städte<br />
nur geringfügige Abweichungen. Das heißt, <strong>regionale</strong> Unterschiede in der Altersstruktur der<br />
Mütter bei der Geburt erklären die regional unterschiedlichen Kaiserschnittraten nur zu einem<br />
geringen Teil.<br />
Altersunterschiede<br />
der Mütter erklären<br />
<strong>regionale</strong> Variation<br />
nicht hinreichend<br />
Die weiterhin untersuchten Faktoren sehr schwere (makrosome) Kinder, Mehrlingsgeburten <strong>und</strong><br />
Schwangerschaftsdauer können weder den Gesamtanstieg des Kaiserschnittniveaus noch die<br />
<strong>regionale</strong>n Unterschiede erklären. So hat sich der Anteil der überschweren Kinder in der letzten<br />
Dekade nicht erhöht <strong>und</strong> ist zu gering, um <strong>regionale</strong> Unterschiede zu begründen. Gleiches gilt<br />
für den Anteil der Mehrlingsgeburten. Hier ist bemerkenswert, dass nur ein Viertel aller Mehrlingsgeburten<br />
nicht per Kaiserschnitt erfolgt sind. Internationale Empfehlungen, wie sie etwa das<br />
NICE (2011) formuliert, betonen die Möglichkeit einer vaginalen Zwillingsgeburt, sofern der erste<br />
Zwilling mit dem Kopf voran im Becken liegt. Vor dem Hintergr<strong>und</strong> dieser Empfehlung ist die<br />
gängige Praxis mit nur 25 % Spontangeburten kritisch zu hinterfragen. Auch die Unterschiede<br />
bei der Geburt von „Frühchen“ können die <strong>regionale</strong> Variation der Kaiserschnittrate nur zu einem<br />
sehr geringen Teil erklären. Ein höherer Anteil von Frühgeborenen führt zwar zu einer höheren<br />
Kaiserschnittrate; da der Anteil über die letzten Jahre konstant bei ca. 9 % der Geburten liegt, kann<br />
jedoch ein Einfluss auf die Zunahme der Kaiserschnittrate ausgeschlossen werden.<br />
Erklärung von Anstieg<br />
<strong>und</strong> <strong>regionale</strong>r Variation<br />
schwierig<br />
Eine Reihe von weiteren relativen Indikationen für eine Sectio (mütterliche Erkrankungen, weitere<br />
auftretende Risiken in der Schwangerschaft wie Lageanomalien), für die bei der Wahl des<br />
Geburtsmodus eine sorgfältige Abwägung der geburtsmedizinischen Risiken für Mutter <strong>und</strong><br />
Kind erfolgen muss, wurden im Hinblick auf die Entstehung von <strong>regionale</strong>n Unterschieden der<br />
Kaiserschnittrate untersucht. Dabei zeigt sich, dass weniger die unterschiedlichen <strong>regionale</strong>n<br />
Auftretenshäufigkeiten der für einen Kaiserschnitt relevanten Risikofaktoren für die <strong>regionale</strong><br />
Variation der Kaiserschnittrate verantwortlich sind, sondern dass der Entscheidungsspielraum<br />
bei relativen Indikationen regional unterschiedlich bewertet wird <strong>und</strong> die daraus resultierenden<br />
geburtshilflichen Vorgehensweisen somit stark variieren.<br />
Wichtigster<br />
Einflussfaktor für<br />
<strong>regionale</strong> Variation:<br />
Unterschiedliches<br />
Vorgehen bei relativen<br />
Indikationen<br />
In der Gesamtbetrachtung der Ergebnisse im Hinblick auf die Bestimmungsfaktoren der <strong>regionale</strong>n<br />
Unterschiede lässt sich damit festhalten, dass vor allem die diagnosespezifischen Kaiserschnittraten<br />
bei den häufigen relativen Kaiserschnitt-Indikationen die Gesamtkaiserschnittrate<br />
beeinflussen. Eine nennenswerte Ausnahme bildet die Indikation eines vorangegangenen Kaiserschnitts<br />
(Re-Sectio).<br />
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