Kaiserschnittgeburten – Entwicklung und regionale Verteilung
Kaiserschnittgeburten – Entwicklung und regionale Verteilung
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6 Zusammenführung der Ergebnisse <strong>und</strong> Interpretation<br />
Mögliche Ursachen: Faktoren der Versorgungsstruktur, -organisation<br />
<strong>und</strong> -vergütung<br />
Kinder werden in Deutschland überwiegend in Krankenhäusern geboren. Die Fachabteilungen für<br />
Geburtshilfe bzw. Gynäkologie <strong>und</strong> Geburtshilfe werden überwiegend als Hauptfachabteilungen<br />
betrieben <strong>und</strong> nur zu einem geringeren Teil als Belegabteilungen. Im Bereich der Geburtshilfe ist<br />
der Versorgungsanteil der Belegärzte in den vergangenen Jahren auf insgesamt ca. 10 % gesunken.<br />
In einzelnen Regionen Deutschlands (Bayern, Hessen, Rheinland-Pfalz) wird die geburtshilflich<strong>und</strong><br />
gynäkologisch-stationäre Versorgung jedoch zu einem großen Teil durch Belegärzte an Krankenhäusern<br />
gewährleistet.<br />
Die Analysen haben gezeigt, dass die von Belegfachabteilungen durchgeführten Geburten deutlich<br />
häufiger durch Kaiserschnitt (insbesondere durch primären Kaiserschnitt) erfolgen als in Hauptfachabteilungen<br />
<strong>und</strong> dass dieser Abstand zwischen den Abteilungstypen in den vergangenen<br />
Jahren immer größer geworden ist. Nach unseren Analysen erklären die Belegarztstrukturen etwa<br />
9 % der Unterschiede bei allen Kaiserschnitten <strong>und</strong> über 14 % der Varianz der primären Kaiserschnittraten<br />
in den Kreisen <strong>und</strong> kreisfreien Städten.<br />
Häufiger geplante<br />
Kaiserschnitte in<br />
Belegabteilungen<br />
Die Interpretation der Bef<strong>und</strong>e ist schwierig, da sich über die hierfür maßgeblichen Gründe nur<br />
mutmaßen lässt. So könnte die bessere Planbarkeit von (primären) Kaiserschnitten im Vergleich<br />
zu den weniger gut planbaren vaginalen Geburten auch aufgr<strong>und</strong> organisatorischer Gründe in<br />
den Belegabteilungen eine wichtige Rolle spielen. Auch plausibel wäre beispielsweise, dass die<br />
Belegärztin bzw. der Belegarzt in bestimmten klinischen Konstellationen den Schwangeren nach<br />
Risikoabschätzung eine geplante Kaiserschnittgeburt an seiner Klinik nahelegt oder optional eine<br />
andere Geburtsklinik empfiehlt. Möglicherweise schätzen Frauen eine Geburt in der Nähe ihres<br />
Wohnortes dann vielfach höher als eine vaginale Entbindung an einer ggf. weiter entfernten Klinik<br />
mit ihnen nicht bekannten/vertrauten Geburtshelfern.<br />
Aufgr<strong>und</strong> der Verringerung des Anteils der Belegabteilungen an der gesamten geburtshilflichen<br />
Versorgung von 11,5 % auf 9,8 % zwischen 2007 <strong>und</strong> 2010 kann der überdurchschnittliche Anstieg<br />
der Kaiserschnittrate in den Belegkliniken allenfalls geringfügig zur Erhöhung der Gesamtkaiserschnittrate<br />
in Deutschland beigetragen haben.<br />
Als weiterer struktureller Einflussfaktor auf die Kaiserschnittniveaus wurde die Größe der Fachabteilungen<br />
für (Frauenheilk<strong>und</strong>e &) Geburtshilfe untersucht. Eine in der Tendenz festgestellte Erhöhung<br />
der Kaiserschnittrate mit zunehmender Fachabteilungsgröße ist vor dem Hintergr<strong>und</strong> eines<br />
in Deutschland ausgebauten gestuften geburtshilflich-klinischen Versorgungssystems plausibel<br />
<strong>und</strong> positiv zu bewerten. Selbst wenn eine von diesem Muster abweichend hohe Kaiserschnittrate<br />
in den Fachabteilungen mit 21 bis 25 Betten auffällt, ist ein nennenswerter Einfluss dieses Strukturmerkmales<br />
auf die <strong>regionale</strong>n Unterschiede nach den verwendeten Daten nicht anzunehmen.<br />
Ob sich auf einer breiteren Datenbasis, bei Einbezug aller Fachabteilungen <strong>und</strong> einer Umstellung<br />
Große Fachabteilungen<br />
betreuen häufiger<br />
risikoreiche Geburten<br />
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