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Kaiserschnittgeburten – Entwicklung und regionale Verteilung

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3 Bedarfsgerechte Versorgung <strong>und</strong> Evidenz<br />

Ein Teil der primären Kaiserschnitte ist zwingend erforderlich, weil es sich um vorgeburtlich<br />

erkennbare gravierende Risikosituationen handelt, bei denen eine vaginale Geburt nicht in<br />

Betracht gezogen werden kann. Bei einem großen Teil ist der Entschluss zur primären Sectio<br />

dagegen im Sinne einer relativen Indikation zu verstehen <strong>und</strong> unterliegt somit mehr oder weniger<br />

großen Entscheidungsspielräumen. In der B<strong>und</strong>esauswertung Geburtshilfe des Jahres 2008<br />

wurde beispielsweise bei knapp 16 % der primären Kaiserschnitte als einzige Indikation „Zustand<br />

nach Sectio caesarea oder anderen Uterusoperationen“ angegeben (BQS 2009, S. 3.17).<br />

Die risikoreicheren<br />

sek<strong>und</strong>ären Kaiserschnitte<br />

vermeiden<br />

Sek<strong>und</strong>äre Kaiserschnitte, die per Definition Folge einer Notfallsituation bzw. eines ungünstigen<br />

Geburtsverlaufs sind, sollten so weit wie möglich vermieden werden. Eine Zunahme sek<strong>und</strong>ärer<br />

Kaiserschnitte oder eine besonders hohe Rate sek<strong>und</strong>ärer Kaiserschnitte kann daher entweder<br />

auf eine tatsächliche Zunahme oder Konzentration von Risikogeburten zurückzuführen sein oder<br />

Zeichen einer Absenkung der „Interventionsschwelle“ sein, also der Grenze, ab wann eine auf<br />

natürlichem Wege begonnene Geburt abgebrochen <strong>und</strong> durch Kaiserschnitt beendet wird.<br />

Die diskutierten Hintergründe <strong>und</strong> Motive für den Anstieg der Kaiserschnittrate <strong>–</strong> wie z. B. eine<br />

zunehmend defensivere Geburtsmedizin, Veränderungen in den Wünschen <strong>und</strong> Einstellungen der<br />

werdenden Eltern usw. <strong>–</strong> können daher gleichermaßen zu einer Zunahme von primären wie von<br />

sek<strong>und</strong>ären Kaiserschnitten führen.<br />

3.3 Risiken der vaginalen <strong>und</strong> der Schnittentbindung<br />

Von zentraler Bedeutung für die Güterabwägung bei den relativen Indikationen zur Sectio ist die<br />

Frage, welche Risiken mit dem jeweiligen Entbindungsmodus (selbst) verb<strong>und</strong>en sind.<br />

Geplante Kaiserschnitte<br />

immer risikoärmer …<br />

Das Risiko einer geplanten Sectio im Vergleich zu einer geplanten Vaginalgeburt ist weiter<br />

gesunken, insbesondere wenn nur die kurzfristigen Wirkungen verglichen werden. So führt die<br />

S1-Leitlinie der DGGG vom August 2010 auf der Basis bayerischer Perinataldaten aus, dass die<br />

Sectio-Letalität von 0,23 ‰ Mitte der 1980er Jahre auf 0,02 ‰ Anfang des 21. Jahrh<strong>und</strong>erts gesunken<br />

ist. Zwar liegt das mütterliche Sterblichkeitsrisiko nach Sectio im Vergleich zur Spontangeburt<br />

noch immer beim 2,6fachen, dieser Unterschied verliert jedoch laut DGGG (2010a, S. 4) „vor allem<br />

bei elektiver Sectio immer mehr an Bedeutung.“<br />

Die beschriebene Reduktion der Risiken des chirurgischen Eingriffs stellt gewissermaßen die notwendige<br />

Bedingung für den beobachteten Anstieg der Kaiserschnittrate dar.<br />

In den vergangenen Jahren haben sich die Operations- <strong>und</strong> Nahttechniken sowie die Infektions- <strong>und</strong><br />

Thromboseprophylaxe ebenso verbessert wie die Narkosetechniken. So werden nur noch Notkaiserschnitte<br />

in Vollnarkose durchgeführt; in der Regel erfolgen Sectiones unter Regionalanästhesie<br />

(PDA, Spinalanästhesie). Aus diesem Gr<strong>und</strong> sind die Gefahren der Aspiration des Mageninhaltes<br />

<strong>und</strong> eines hohen Blutverlustes <strong>–</strong> typische Komplikationen einer Vollnarkose <strong>–</strong> minimiert. Dafür<br />

steigen bei einer PDA die Risiken für einen raschen Blutdruckabfall <strong>und</strong> für postpunktionelle<br />

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