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Kaiserschnittgeburten – Entwicklung und regionale Verteilung

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1 Zusammenfassung<br />

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Rasanter Anstieg<br />

<strong>und</strong> große <strong>regionale</strong><br />

Unterschiede<br />

Die steigende Kaiserschnittrate in Deutschland <strong>–</strong> 2010 lag sie bei 31,9 % <strong>und</strong> damit zehn Prozentpunkte<br />

höher als zehn Jahre zuvor <strong>–</strong> <strong>und</strong> ihre erhebliche <strong>regionale</strong> Variation, die auf B<strong>und</strong>eslandebene<br />

bereits nachgewiesen wurde, geben seit vielen Jahren Anlass zur Diskussion. Insbesondere<br />

wird danach gefragt, welche Faktoren zu dem genannten Anstieg <strong>und</strong> den <strong>regionale</strong>n<br />

Unterschieden beitragen, ob es Hinweise auf eine Überversorgung gibt <strong>und</strong> ob sich Anhaltspunkte<br />

identifizieren lassen, wie ggf. unnötige Kaiserschnitte vermieden werden können.<br />

Was steckt dahinter?<br />

Ziel des Faktenchecks <strong>Kaiserschnittgeburten</strong> <strong>–</strong> <strong>Entwicklung</strong> <strong>und</strong> <strong>regionale</strong> <strong>Verteilung</strong> ist es, die Hintergründe<br />

sowohl des generellen Anstiegs als auch der <strong>regionale</strong>n Unterschiede der Kaiserschnittraten<br />

zu beleuchten. Basierend auf eigenen Datenanalysen sowie der wissenschaftlichen Literatur<br />

wird untersucht, welche Rolle medizinisch-geburtshilfliche <strong>und</strong> versorgungsstrukturelle Faktoren<br />

neben <strong>Entwicklung</strong>en auf Ebene der gesellschaftlichen Rahmenbedingungen <strong>und</strong> der Einstellungen<br />

der werdenden Mütter spielen. Neben einer Analyse von Routinedaten der BARMER GEK<br />

<strong>und</strong> öffentlich zugänglichen Daten zur stationären geburtshilflichen Versorgung werden Daten<br />

ausgewertet, die auf einer Befragung von versicherten Frauen der BARMER GEK basieren, die im<br />

Jahr vor der Befragung ein Kind auf die Welt gebracht haben.<br />

Häufig angeführte<br />

Begründungen für<br />

Anstieg nicht<br />

zutreffend<br />

Erstes Ergebnis unserer Untersuchungen: Häufig geäußerte Begründungen für den Anstieg der<br />

Kaiserschnittraten lassen sich durch die vorliegenden Daten nicht belegen. Weder das höhere<br />

Durchschnittsalter der Mütter noch die <strong>Entwicklung</strong> des Anteils überschwerer Kinder, der Mehrlingsgeburten,<br />

der Frühgeburten oder der Wunschkaiserschnitte haben einen gravierenden Einfluss<br />

auf den Anstieg der Kaiserschnittrate. Auch eine Zunahme an mütterlichen Erkrankungen<br />

wie Adipositas oder Diabetes mellitus liefert nicht die Erklärung.<br />

Bei Entscheidungsspielraum<br />

immer<br />

öfter Kaiserschnitt<br />

Neun von zehn <strong>Kaiserschnittgeburten</strong> liegt eine <strong>–</strong> sogenannte „weiche“ <strong>–</strong> Indikationen zugr<strong>und</strong>e,<br />

für die bei der Wahl des Geburtsweges eine sorgfältige Abwägung der geburtsmedizinischen Risiken<br />

für Mutter <strong>und</strong> Kind erfolgen muss. In diesen Situationen besteht ein Entscheidungsspielraum,<br />

ob ein Kaiserschnitt durchgeführt wird oder nicht. Diese „weichen“ Indikationen begründen 90 %<br />

aller <strong>Kaiserschnittgeburten</strong>. Der Anstieg der Kaiserschnittrate scheint nach unseren Ergebnissen<br />

weniger das Resultat der Zunahme dieser Risikofaktoren zu sein als vielmehr ein veränderter<br />

Umgang der Geburtshelfer mit diesen Situationen.<br />

Weniger wegen<br />

des Geldes …<br />

Auch zu den Gründen der häufigeren Indikationsstellung für einen Kaiserschnitt finden sich<br />

Hinweise. Die oft formulierte Hypothese, Kaiserschnitte seien für Kliniken monetär besonders<br />

lohnend, ließ sich dabei nicht bestätigen <strong>–</strong> das fallpauschalierende Vergütungssystem steht einer<br />

Quersubventionierung eher entgegen. Allerdings lassen sich geplante Kaiserschnitte besser als<br />

vaginale Entbindungen in die organisatorischen Abläufe einer Klinik einbinden <strong>und</strong> sind aus diesem<br />

Gr<strong>und</strong> attraktiv für Kliniken.<br />

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