Kaiserschnittgeburten – Entwicklung und regionale Verteilung
Kaiserschnittgeburten – Entwicklung und regionale Verteilung
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3 Bedarfsgerechte Versorgung <strong>und</strong> Evidenz<br />
Folgende sind die häufigsten relativen Indikationen (DGGG 2010a) 7 :<br />
Vorangehender Kaiserschnitt oder Zustand nach vaginal-plastischen Operationen<br />
Der Zustand nach Sectio ist inzwischen die Hauptindikation für einen Kaiserschnitt: Bei 23,6 %<br />
aller Kaiserschnitte wurde 2010 diese Indikation dokumentiert (AQUA 2011). Gr<strong>und</strong> dafür ist die<br />
verbreitete Annahme, dass eine vaginale Geburt nach einer vorangegangenen Sectio zu gefährlich<br />
sei. In der Tat steigt nach einer Sectio das Risiko für schwerwiegende Komplikationen wie<br />
eine Uterusruptur; diese sind jedoch sehr selten. Das britische National Institute for Health and<br />
Clinical Excellence (NICE) (2011) spricht deshalb in seiner jüngsten Leitlinie die Empfehlung<br />
aus, Frauen mit bis zu vier vorherigen Schnittentbindungen bei ansonsten unkomplizierter<br />
Schwangerschaft angemessen über die Risiken zu informieren <strong>und</strong> ihnen eine Überwachung der<br />
kindlichen Herztöne unter der Geburt anzubieten, zudem als Geburtsort eine Klinik zu wählen,<br />
in der ggf. eine Bluttransfusion möglich ist. Ein routinemäßiger Kaiserschnitt wird hingegen<br />
nicht empfohlen. Ähnlich formuliert es die Deutsche Gesellschaft für Gynäkologie <strong>und</strong> Geburtshilfe<br />
(DGGG 2007) in ihrer S1-Leitlinie zur Schwangerenbetreuung <strong>und</strong> Geburtseinleitung bei<br />
Zustand nach Kaiserschnitt: „Eine vaginale Entbindung bei Zustand nach Sectio ist in vielen<br />
Fällen möglich <strong>und</strong> erfolgversprechend“ (S. 7). Eine neuere Übersichtsarbeit vergleicht die<br />
Risiken einer vaginalen Entbindung nach vorherigem Kaiserschnitt mit denen einer geplanten<br />
Re-Sectio (Patel & Jain 2010) <strong>und</strong> kommt zu dem Schluss, dass bei der vaginalen Geburt seltene,<br />
aber gravierende Risiken (erhöhte Rate von perinatalen Todesfällen <strong>und</strong> hypoxischen Hirnschäden)<br />
auftreten, während bei der Re-Sectio die Risiken häufiger, aber für die Kinder weniger<br />
gravierend sind (erhöhte Rate von Kindern mit respiratorischen Anpassungsstörungen). Der<br />
wiederholte Kaiserschnitt nach vorangehender Sectio ist daher als ein typisches Beispiel für<br />
eine Indikation anzusehen, bei der die Präferenzen der werdenden Mütter eine starke Rolle bei<br />
der Entscheidungsfindung spielen sollten (präferenzsensitive Entscheidung).<br />
Pathologisches CTG (Kardiotokographie, Aufzeichnung von Herzschlagfrequenz des<br />
Ungeborenen <strong>und</strong> Wehentätigkeit der werdenden Mutter)<br />
Das CTG kann Hinweise auf eine Gefährdung des Kindes unter der Geburt durch Sauerstoffmangel<br />
geben. Ein pathologisches CTG bzw. auskultatorisch (mit dem Hörrohr abgehörte)<br />
schlechte kindliche Herztöne sind mit 20,8 % die am zweithäufigsten dokumentierte Kaiserschnitt-Indikation<br />
in Deutschland (AQUA 2011).<br />
Protrahierte Geburt, Geburtsstillstand, mütterliche Erschöpfung<br />
Alle drei Indikationen sind in der möglichen Gefährdung des Kindes bei unzureichendem<br />
Geburtsfortschritt begründet. Eine protrahierte (verzögerte) Geburt bzw. ein Geburtsstillstand<br />
steht an dritter Stelle in der Häufigkeit der dokumentierten Sectio-Indikationen (16,4 %).<br />
Beckenendlage<br />
Bei der Beckenendlage liegt das Kind mit dem Kopf nach oben in der Gebärmutter, so dass bei<br />
der Geburt das Beckenende des Kindes vorangehen würde („Steißlage“). Die Häufigkeit der<br />
7<br />
Bei den Angaben nach AQUA 2011 zur Indikation zur Sectio sind Mehrfachnennungen möglich.<br />
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